Knud Espig spricht von "hinterhältigem Dolchstoß"

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Wie gefährlich ist die Ortsdurchfahrt von Stadtsteinach? Die unterschiedliche Auffassung zu dieser Frage sorgte im Stadtrat für ein heftiges Wortgefecht. Foto: Archiv/Klaus Rößner
Wie gefährlich ist die Ortsdurchfahrt von Stadtsteinach? Die unterschiedliche Auffassung zu dieser Frage sorgte im Stadtrat für ein heftiges Wortgefecht. Foto: Archiv/Klaus Rößner

Der Ortstermin von Befürwortern der Stadtsteinacher Umgehung hatte ein Nachspiel im Stadtrat. Knud Espig sprach von einem hinterhältigen Dolchstoß.

Bei einem Thema, das gar nicht auf der Tagesordnung stand, kochten am Montagabend in der Stadtratssitzung die Emotionen hoch. Ob der Stadtrat künftig alle potenziellen Gäste von Stadtsteinach fern halten wolle, schoss Knud Espig in Richtung CSU und Freie Wähler.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende nahm Bezug auf den Bericht über ein Treffen von Umgehungsbefürwortern mit der CSU-Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner, der vor Sitzungsbeginn bereits online zu lesen war. Vom Inhalt werde jeder davon abgeschreckt, jemals nach Stadtsteinach zu kommen. Von "absoluter Lebensgefahr" sei da die Rede und dass es wegen des Verkehrs am Marktplatz gefährlich sei, in Stadtsteinach zu leben. Und natürlich seien dazu genau zu der Zeit Bilder gemacht worden, "als die Ortsdurchfahrt von Untersteinach gesperrt war und vermehrt Verkehr über Stadtsteinach lief", kritisierte Espig.
Er fragte, warum nur Stadträte von CSU und FW eingeladen worden seien, wo es doch in der SPD auch andere Meinungen zur Ortsumgehung gebe.


Andere Meinung in einer Demokratie kein Problem


Mit diesen harten Formulierungen erweise man Stadtsteinach keinen Dienst, so Espig weiter, der auch wissen wollte, weshalb bei besagtem Ortstermin die SPD im Stadtrat als "zerrissen" bezeichnet worden sei. Hier pflichtete ihm Karin Witzgall (SPD) bei. Dem Bau einer Umgehung sei im Stadtrat mehrheitlich zugestimmt worden. Es sei normal, dass es in der SPD-Fraktion auch Gegenstimme gegeben habe, und "in einer Demokratie auch kein Problem".

Espig regte noch an, dass man unabhängig, ob eine Umgehung in fünf Jahren kommen werde oder nicht, alle Kräfte bündeln sollte, um sofort eine Entspannung der Situation zu erreichen. Stadtsteinach schlecht zu reden und gegeneinander zu arbeiten sei "das Dümmste, das man machen kann."

CSU-Fraktionschef Klaus Witzgall versuchte, die Angelegenheit dann zu versachlichen: Das Treffen sei eine private Initiative von Betroffenen gewesen. Er selbst sei nur angesprochen worden, da man dazu die zuständige Bundestagsabgeordnete Emmi Zeuler haben wollte und er das organisiert habe. Dann sei er noch gebeten worden, die Moderation zu übernehmen, was er nicht abschlagen wollte. Die Betroffenen hätten nur ihre Meinung kund getan. Bürgermeister Roland Wolfrum moderierte die Kontroverse schließlich ab und leitete zum nichtöffentlichen Teil über.


"In den Dreck gezogen"


Auf Nachfrage der BR machte Knud Espig seinem Ärger weiter Luft: "Schon Jahre vor dem Bau einer möglichen Ortsumgehung schädigt die CSU das Ansehen von Stadtsteinach massiv. Man habe Formulierungen wie "absolute Lebensgefahr", "gefährliches Leben in Stadtsteinach", oder "Lärm, Staub und Abgase" in die Öffentlichkeit gebracht. Dank der CSU werde das bisher gute Ansehen von Stadtsteinach "in den Dreck gezogen". Die sei ein hinterhältiger Dolchstoß für alle, die sich darum bemühen, die Attraktivität von Stadtsteinach zu steigern.

Schwierig bis unmöglich wird die Umsetzung eines Bauvorhaben von Werner Groß in Unterzaubach, und das, obwohl ihm der Bauausschuss des Stadtrats am Montagabend mehrheitlich nichts in den Weg legte.


Es gilt die Veränderungssperre


Der Landwirt hat bereits seit 2013 eine Baugenehmigung für eine Güllegrube auf seiner landwirtschaftlichen Fläche. Weil der bisherige Standort offenbar einen felsigen Untergrund hat, möchte er die Grube nun 50 Meter nördlicher bauen, und deren Volumen von 150 auf 300 Kubikmeter verdoppeln.

Das Problem: Der neue Standort liegt im Bereich der geplanten Ortsumgehung von Stadtsteinach. Und seit die Pläne für die neue Bundesstraße 303 im Planfeststellungsverfahren ausgelegt sind, besteht auf diesem Gebiet eine Veränderungssperre. Das heißt: Dort darf nichts verändert werden.

Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) hielt es aufgrund dieser eindeutigen Veränderungssperre für angebracht, dem veränderten Bauvorhaben erst gar nicht zuzustimmen. Das sei "nicht legitim". Genauso sah es "laut bestehendem Recht" auch Andreas Sesselmann (FW).

Ob der Stadtrat denn die Interessen des Straßenbauamts vertreteoder nicht besser "im Interesse unserer Bürger entscheiden" wolle, schätzte Knud Espig (SPD) die Sache anders ein.


Landratsamt gefordert


Dass trotz der bestehenden Vorgaben das Vorhaben "eventuell mit Auflagen nicht doch genehmigungsfähig wäre", mochte Klaus Witzgall (CSU) nicht generell ausschließen. Er schlug deshalb vor, dass der Bauausschuss hierzu keine Entscheidung treffen und auf das Landratsamt verweisen sollte. Die Genehmigungsbehörde sollte die Angelegenheit mit dem Straßenbauamt klären.

Mit fünf zu drei Stimmen gab der Bauausschuss schließlich doch grünes Licht für das veränderte Vorhaben formell zu. Ob daraus Realität werden kann, liegt nun an der Entscheidung von Landrats- und Straßenbauamt beziehungsweise an der generellen Planung in Bezug auf die Ortsumgehung von Stadtsteinach.