Die Thurnauer Ukraine-Hilfe scheitert in diesem Jahr an bürokratischer Willkür: Weil man im Land Kleidung kaufen kann, lehnt die Regierung Kleiderspenden ab. Schon 17 Lastwagenladungen sind unter Verschluss - ungeöffnet.
In Thurnau und weit darüber hinaus ist die jährliche Kleidersammlung für die Ärmsten der Armen in der Ukraine längst Tradition geworden. Ein 18 Tonnen-Lkw wird jedes Jahr am Samstag vor dem 1. Advent losgeschickt und der Inhalt am Zielort an Bedürftige weitergegeben. Nicht so in diesem Jahr. "Die neue ukrainische Regierung hält bereits 17 Lkw-Ladungen unserer Organisation "Jesus verbindet Völker" in der Ukraine unter Verschluss. Wir sehen daher derzeit keinen Sinn, noch einen 18. dazu zu stellen."
Frank Küfner, der die Aktion in Thurnau bereits seit vielen Jahren begleitet, ist enttäuscht und gibt der Politik in der Ukraine die Schuld. "Die Begründung lautet ungefähr so, dass es in der Ukraine auch Sachen zu kaufen gibt und es deshalb nicht nötig ist, Spenden zu schicken."
Frank Küfner kann diese Begründung jedoch nicht gelten lassen.
"Die Menschen, die von uns unterstützt werden, haben unter 100 Euro im Monat zur Verfügung, sie müssen ihre Medikamente, ihre Miete, einfach alles davon bezahlen. Sie sind auf unsere Hilfe angewiesen."
Nicht selten hat Frank Küfner oder einer seiner Begleiter bei den Besuchen in der Ukraine das eine oder andere bekannte Kleidungsstück wieder entdeckt. "Es ist einfach schön zu sehen, wo die eigenen Spenden ankommen", freut er sich.
Unter ärmsten Verhältnissen Wer von der Organisation "Jesus verbindet Völker" unterstützt wird, das entscheidet der ukrainische Partner, es gelten dafür bestimmte Einkommensgrenzen. Jeder bekommt ein bestimmtes Gewicht Kleidung zugewiesen. "Die meisten Menschen, die zu uns kommen und sich mit Kleidung eindecken, sind alte Menschen.
Es gibt dort keine Krankenversicherung, die Menschen leben unter ärmsten Verhältnissen und sind unendlich dankbar für Unterstützung." Das hat Frank Küfner schon selbst bei seinen Fahrten in die Ukraine miterlebt. Früher ist er den Lkw noch selbst gefahren. Heute hat die Organisation "Jesus verbindet Völker" es ermöglicht, dass der ukrainische Partner vor Ort selbst einen Lkw beschaffen konnte und mit diesem die Güter aus Deutschland holt.
"Wir wollen eigenverantwortliches Handeln fördern. Wir bezahlen einen gewissen Betrag für die Fahrt, der die Kosten abdeckt, aber die Bezahlung der Fahrer, die Wartung des Lkw, Benzin und und und - dass das alles richtig vonstatten geht, dafür sind die Ukrainer selbst verantwortlich. Und das klappt richtig gut", freut sich Küfner.
Die Arbeit des Vereins wird jetzt deutlich erschwert.
"Gemeinsam mit den Gütern haben wir auch versucht, den Menschen Hoffnung zu bringen. Denn das ist es, was sie brauchen. Nur mit Hoffnung kann man überleben. Wir versichern den Menschen: Gott hat Euch nicht vergessen!"
Umweg über die Suppenküche In diesem Jahr müssen die Hilfsbedürftigen zumindest auf die Kleidung verzichten. Doch etwas Unterstützung aus Deutschland ist möglich, nämlich über die Suppenküchen. Dabei wird immer eine bestimmte Anzahl Menschen mit einer warmen Mahlzeit am Tag versorgt. "Jesus verbindet Völker" bezahlt dafür den Kantinen vor Ort einen gewissen Betrag. "Für viele Menschen, egal ob Alte, Kranke oder auch Straßenkinder, sind diese Mahlzeiten das einzige, was sie den ganzen Tag zu essen bekommen," beschreibt Frank Küfner seine Erlebnisse in der Ukraine.
Das Dekanat Thurnau bittet daher darum, dass Menschen, die die Arbeit des Vereins in der Ukraine auch weiterhin unterstützen wollen, in diesem Jahr statt Kleiderspenden Geldspenden abzugeben. Die im laufendes Jahres gesammelten Kleiderspenden können zum Beispiel an eine andere Hilfsorganisation gegeben werden. Doch Tim Herzog, Dekanatsjugendreferent im Dekanat Thurnau, betont: "Geben Sie Ihre Spenden nur geprüften Organisationen. Bei vielen Altkleidercontainern werden die Kleider weiterverkauft, statt sie an Bedürftige zu spenden." Oder heben Sie sie bis zum nächsten Jahr auf. Denn, so hoffen Frank Küfner und seine Mitstreiter, dann wird es sicherlich wieder eine Hilfsfahrt in die Ukraine geben.