Zum 60. Jahrestag ihrer Einschulung 1955 wollten ehemalige Untersteinacher Erstklässler noch einmal die Atmosphäre eines Klassenzimmers von damals genießen. Dazu verabredeten sich dazu im Dorfschulmuseum in Ködnitz verabredet.
Die Holzdielen knarrten, als sie den Raum im ersten Stock betraten. Und ein wenig mussten sie sich schon reinzwängen, in die engen Holzbänke. Sie, das waren neun ehemalige Untersteinacher Erstklässler.
Dieses Museum, das 1993 eröffnet wurde, und dessen Leiter Lehrer i. R. Günter Wild waren bestens geeignet, um die richtige Stimmung und Erinnerungen aufkommen zu lassen. "Guten Morgen, Herr Lehrer", schallte es dem "Klassenlehrer" neunstimmig entgegen, als die erste Schulstunde begann. Gelernt ist eben gelernt. Ob das heute noch genauso üblich ist, blieb offen.
Korrekt und ordentlich
Die Schüler von früher interessierten sich für die Lehrpläne von damals. Günter Wild war zufrieden und ging auf den Stellenwert ein, den die bis 1951 geltende deutsche Schreibschrift innehatte: "Sie ist korrekt, ordentlich, gleichmäßig, schattiert und sauber.
Denn an der Schrift erkennt man den Charakter eines Menschen." Dabei sollte beim Schreiben möglichst ein 45-Grad-Winkel nach rechts eingehalten werden.
Obwohl ab etwa 1945 die lateinische Ausgangsschrift zur Standardschrift in den Schulen bestimmt wurde, haben alle noch die "Sütterlinschrift gelernt", die ab 1935 als "deutsche Volksschrift" Teil des offiziellen Lehrplans wurde. Günter Wild erhoffte sich Aufklärung darüber, warum später die Pubertätsschrift der Mädchen immer nach links fiel. Das aber wusste keiner.
Sogleich fiel Christa Stump, geborene Dresel, dazu das Tintenfässchen in der Schulbank ein, das damals zum Schreiben mit einer Stahlfeder notwendig war und vom Lehrer aufgefüllt wurde. "Die Jungs versuchten immer, unsere Zöpfe oder Pferdeschwänze in das Tintenglas zu tauchen." Die anwesenden "Jungs" widersprachen nicht.
Das sagte ja schon alles.
Ein denkwürdiger Tag
Die sechs "Mädchen" wussten sogar noch, wer neben wem in der Bank saß: Gertraud neben Rita, Irmgard neben Ursula, Christa neben Karola. Sie waren bei diesem Wiedersehen entgegen dem ersten Schultag nicht nur in der Mehrheit. Sie konnten sich auch noch an viele Einzelheiten dieses denkwürdigen Tages erinnern. Für Karola Quade, geborene Kremer, ist auch der modische Effekt haften geblieben: "Ich habe ein neues Kleid mit einer Schürze bekommen." Für Helmut Moncken wäre der erste Schultag beinahe böse ausgegangen. Auf dem Schulweg wurde er von einem Auto gestreift. Nur knapp wurde Schlimmeres verhütet.
13 Jungs und neun Mädchen waren es damals, denen im Schulhaus in der Stadtsteinacher Straße von ihrer Lehrerin, Frau Dörfler, die ersten Schritte des Schreibens, Lesens und Rechnens beigebracht wurden.
Den Abschluss des ersten Schultages bildete 1955 der Einschulungsgottesdienst, den Pfarrer Martin Weigel hielt.
Allen ist der Inhalt der damaligen Schultüten in Erinnerung geblieben. Sie waren mindestens so groß und bunt wie heute. Abe, Erstklässler von heute aufgepasst: "In der Schultüte war vor allem ganz viel Rundschau, ,sprich Zeitungspapier, drin, und ganz oben kamen vielleicht ein paar Süßigkeiten zum Vorschein."