Kirchliche Beschäftigte dürfen streiken

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Am 4. November 2011 haben in Magdeburg rund 1000 Menschen gegen das kirchliche Arbeitsrecht protestiert. Foto: epd
Am 4. November 2011  haben in Magdeburg rund 1000 Menschen gegen das kirchliche Arbeitsrecht protestiert.   Foto: epd

Beschäftigte in kirchlichen Einrichtungen haben nun auch das Recht, ihre Arbeit niederzulegen. Dafür gab es für die Kulmbacher Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas bislang aber noch keinen Grund.

Kirchliche Arbeitnehmer dürfen streiken. Das hat gestern das Bundesarbeitsgericht entschieden. Große christliche Kirchen und die Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie müssen Streiks zulassen.

"Es ist ein Zeichen für die Arbeitnehmer", erklärte gestern Bernd Lauterbach, Mitarbeitervertreter des Diakonischen Werks Kulmbach, kurz nach der Urteilsverkündung. Kirchliche Einrichtungen haben keine Betriebsräte. Mit ihrer Mitarbeitervertretung haben sie aber ein Gremium, dass sich für die Arbeitnehmer ausspricht.

Lauterbach findet es richtig, dass die kirchlichen Arbeitnehmer nun die Möglichkeit zum Streiken haben. Dass es aber überhaupt einmal dazu kommt, hält Lauterbach für sehr unwahrscheinlich. "Streik ist nicht das Mittel für uns." Er hält Kundgebungen bei der Diakonie für eine geeignetere Möglichkeit, um Forderungen durchzusetzen.
"Streik wäre der falsche Weg, denn es würde die Falschen treffen."


Streik und christliche Werte

Die Mitarbeiter haben durch ihre Berufswahl eine Verantwortung gegenüber Menschen, die dringend ihre Hilfe benötigen. Würden die Beschäftigten ihre Arbeit niederlegen, hätte das für diese Menschen schwerwiegende Folgen. Sie wären die Leidtragenden des Streiks. "Wenn die Mitarbeiter streiken, bekäme jemand nichts mehr zu essen oder käme nicht mehr aus der Badewanne", erklärt Lauterbach. Das passe nicht zu den christlichen Werten.

Das sieht der geschäftsführende Vorstand der Caritas Kulmbach, Oswald Purucker, ähnlich. Ein Streik sei unproduktiv. "Bei uns geht es um Nächstenliebe", sagt Purucker. Deshalb setzt er bei seinen Mitarbeitern darüber hinaus ein ehrenamtliches Engagement voraus. Einen Streik der Kulmbacher Caritas kann er sich nicht vorstellen. "Es herrscht keine schlechte Stimmung. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Mitarbeiter unzufrieden sind mit den Rahmenbedingungen." Probleme wurden bisher immer mit Gesprächen gelöst. Ein Streik war daher nicht nötig. Zwar war die Mitarbeitervertretung der Caritas gestern nicht mehr zu erreichen, doch eine Mitarbeiterin erklärte am Telefon, dass bei ihnen Streik noch nie ein Thema gewesen sei.

Karl-Heinz Kuch, Geschäftsführer der Diakonie, war gestern nicht mehr zu sprechen.

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