Kindern vorlesen ist: Bildung und Beziehung

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Der fünfjährige Jonas (vorne links) und der vierjährige Jakob (rechts) genießen den Sonderplatz bei der Vorleserunde auf dem Schoß von Oberbürgermeister Henry Schramm. Foto: Uschi Prawitz
Der fünfjährige Jonas (vorne links) und der vierjährige Jakob (rechts) genießen den Sonderplatz bei der Vorleserunde auf dem Schoß von Oberbürgermeister Henry Schramm. Foto: Uschi Prawitz
Die 4-jährige Maria kannte den "Maulwurf Grabowski", den ihr Papa Dr. Michael Groh vorlas, schon auswendig und war eine gute Assistentin.
Die 4-jährige Maria kannte den "Maulwurf Grabowski", den ihr Papa Dr. Michael Groh vorlas, schon auswendig und war eine gute Assistentin.
 
"Jetzt sind wir alle gleich groß" - die Vorleserunde von Markus Rother erfolgte mit vollem Körpereinsatz
"Jetzt sind wir alle gleich groß" - die Vorleserunde von Markus Rother erfolgte mit vollem Körpereinsatz
 
Dr. Michael Groh, OB Henry Schramm und Markus Rother (v.l.) stellten sich und ihre ausgewählten Bücher den gespannten Kindergartenkindern vor. Der junge Hagen begrüßte den OB ganz stilgerecht. Im Hintergrund Kindengartenleiterin Monika Hoffmann.
Dr. Michael Groh, OB Henry Schramm und Markus Rother (v.l.) stellten sich und ihre ausgewählten Bücher den gespannten Kindergartenkindern vor. Der junge Hagen begrüßte den OB ganz stilgerecht. Im Hintergrund Kindengartenleiterin Monika Hoffmann.
 
Den Kindern in der Gruppe von Markus Rother hatte es besonders der riesige Elefant angetan.
Den Kindern in der Gruppe von Markus Rother hatte es besonders der riesige Elefant angetan.
 

Drei Männer aus Kulmbach haben sich in ihrem Arbeitsalltag Zeit für eine Bildungsaktion genommen: Sie lasen Kindern des Paul-Gerhard-Kindergartens vor.

Vorlesen macht schlau, fördert Interessen und macht Mut. Und: "Vorlesen ist beste Beziehungsmedizin", sagt Monika Hoffmann, die Leiterin des Paul-Gerhard-Kindergartens. Bereits seit vielen Jahren beteiligt sich der Kindergarten am bundesweiten Vorlesetag, der gestern bereits zum 13. Mal stattfand.

"Kinder lieben es, vorgelesen zu bekommen. Und wenn wie heute noch jemand Besonderes kommt, ist das natürlich ein echtes Highlight." Gespannt saßen die Kinder am Freitagmorgen in der Turnhalle des Kindergartens und lauschten gespannt den drei Vorlesern - dem Oberbürgermeister Henry Schramm, dem stellvertretenden AOK-Direktor Markus Rother und Doktor Michael Groh.

Aus einer Liste mit Buchempfehlungen entschied sich OB Schramm für "Bär und Biene - Freunde sind das Allerbeste" von Stijn Moekaars, Markus Rother hatte für die Kinder "Ein großer Freund" von Babak Sameri mitgebracht, und Michael Groh las aus dem bewährten Buch "Maulwurf Grabowski" von Luis Murschetz vor. Die Kinder ließen sich problemlos in drei Gruppen aufteilen, bevor es zur Vorleserunde in die einzelnen Rückzugsräume ging.


Reaktion der Kinder ist ehrlich

Bär und Biene machten sich mit Henry Schramm auf in die Hasengruppe, wo der Oberbürgermeister nicht nur mitreißend Kurzgeschichten vortrug, sondern den jüngsten Kulmbacher Bürgern auch noch Rede und Antwort stand. "Ich mache das wirklich gern, denn das erinnert mich an meine eigene Kindheit", erzählte er. "Wenn mir meine Großmutter oder meine Eltern vorgelesen haben, war das ein besonderer Moment nur für uns." Für ihn seien solche Augenblicke in seinem Arbeitsalltag selten. Deshalb wisse er die ehrlichen Reaktionen von Kindern zu schätzen. "Die Freude und das Interesse der Kinder - das gibt dir als Oberbürgermeister etwas zurück."

Ähnlich angetan war Markus Rother, der mit vollem Körpereinsatz die Geschichte über einen großen Freund vortrug. "Es war total lustig und es ist super, wenn die Kinder zuhören und sich selbst einbringen." Groh war wiederum überrascht, wie brav alle Kinder gewesen waren, und wie aufmerksam sie zugehört hatten. "Den Maulwurf Grabowski habe ich meiner Tochter bereits gefühlte 80 mal vorgelesen", sagte er. Die vierjährige Maria hatte den Grabowski gleich noch in Form eines Stofftieres als Anschauungsobjekt dabei.

Der bundesweite Vorlesetag wurde 2004 von der Stiftung Lesen, der "Zeit" und der Deutschen Bahn ins Leben gerufen. Inzwischen haben etwa 130 000 Vorleser bei der Aktion mitgemacht. Gefördert wurde die Aktion von der AOK-Direktion Bayreuth-Kulmbach. "Ziel des Vorlesetages ist es, Kinder so früh wie möglich für Bücher zu begeistern", sagte Michaela Scherer aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit, die sich über die spontane Zusage von OB Henry Schramm freute. Und auch Monika Hoffmann war angetan, insbesondere, weil es sich um qualitativ hochwertige Bücher handelte. "Heutzutage hat die Qualität von Kinderbüchern leider sehr abgenommen, oft sind es nur noch Merchandising-Bücher mit kaum Inhalt", sagte die Kindergartenleiterin.

Dabei sollte man sich bei der Auswahl eines Buches die Frage stellen: "Was hat das mit meinem Kind zu tun? Mit unserer Familie? Unserer Lebenswelt? Was kann ich hier mit meinem Kind erörtern?" Die Vorlesezeit sei wichtig für den Spracherwerb und die Lesemotivation, sie bedeute aber auch Nähe, Zuwendung und Beziehung. "Vorlesen fördert kognitive wie auch soziale Kompetenzen", sagte Hoffmann, "da sollten wir die Qualität der Bücher nicht außer Acht lassen."