Landschaftsarchitekt Hermann Hugel hatte sich einst für den Zaun eingesetzt, der Enten und Gänse von den Liegewiesen im Naherholungsgebiet fernhalten soll. Jetzt aber sagt er: Die Abschirmung ergibt im Winter keinen Sinn, denn die Vögel sind im Winterquartier.
Am Ufer des Oberauhofes schlängelt sich im Abstand von wenigen Metern zum Ufer ein engmaschiger Weidezaun. Ein Zaun, wie ihn eigentlich Geflügelhalter verwenden, damit das liebe Federvieh nicht ausbüxt. Doch der Bauhof Kulmbach hat den Zaun dort aufgestellt, damit die Gänse, die sich am Oberauhof im Sommer tummeln, nicht auf die Liegewiese gehen.
Allerdings machen die meisten Gänse derzeit Urlaub in ihren Winterquartieren. Erst im Frühling ist eine Rückkehr in großer Zahl zu erwarten. "Ich freue mich sehr, dass mein Vorschlag bei der Sitzung des Verschönerungsvereins, einen Zaun aufzustellen, so schnell aufgegriffen worden ist. Das ist sehr gut.
Aber manchmal läuft dann dennoch etwas aus dem Ruder", sagt Landschaftsarchitekt Hermann Hugel und gibt offen zu, dass er mit der Umsetzung seiner Idee nicht zufrieden ist.
Anfangs zu nahe am Ufer
"Als wir die Zäune, eine Spende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, aufgestellt haben, waren die Gänse noch da", erklärt der geschäftsleitende Beamte der Stadt Kulmbach Uwe Angermann. Offen räumt Angermann ein, dass die Zäune anfangs zu nah am Ufer gestanden hätten. "Wir wollten die Zäune deshalb nah ans Ufer stellen, um keine Zone zu schaffen, auf der die Gänse noch grasen können." Doch dann stieg der Wasserspiegel an, der Zaun stand im Wasser. "Wir haben dann auf die Proteste der Fischer sofort reagiert, haben noch am selben Tag die Zäune umgesetzt", erklärt Angermann. Seitdem steht der Weidezaun einige Meter vom Ufer entfernt.
"Wenn jetzt eine längere Frostperiode kommt, dann werden wir die Zäune aber wieder wegnehmen, damit man auch Schlittschuhfahren kann", sagt Angermann und zerstreut damit die Bedenken von Hugel.
Hugel hatte in den achtziger und neunziger Jahren das Naherholungsgebiet Mainaue mitkonzipiert und fühlt sich auch jetzt noch für das Schicksal des idyllischen Naherholungsgebietes, das nicht nur Kulmbacher lieben, verantwortlich. "Ich habe solche Zäune auch an den Altmühlseen gesehen - dort wirken sie", sagt er und bemängelt, dass an den Zäunen Dreck und Unrat angeschwemmt wird. "Es sieht einfach nicht schön aus, wenn der Dreck da drin hängt. Man sieht jetzt schon einen Spülsaum vom Wasser. Wenn man die Zäune jetzt stehen lässt, hat man später Schwierigkeiten, sie überhaupt wieder wegzubekommen", warnt Hugel.
Es reiche, wenn die Zäune dann aufgestellt werden, wenn die Gänse zurückkommen.
"Vielleicht April oder Mai bis Juni", schlägt der Landschaftsarchitekt vor. Vor allem in der Zeit, in der auf den Wiesen schmackhafter Klee wächst, grasen die Gänse gerne am Ufer.
Zweifel an der Wirkung der Zäune hat Hugel übrigens nicht. Denn Gänse sind Fluchttiere. Sie kommen gerne an Land, grasen dort. Wenn allerdings Menschen kommen, dann treten sie schnell die Flucht ins Wasser an. Doch die Zäune stören die Gänse, verhindern, dass sie schnell zu Fuß wegwatscheln können. Und die Zäune verhindern auch einen schnellen Flugstart. "Die Gänse brauchen schon eine gewisse Startphase", sagt Hugel. "Das hat auch das Landesamt für Landwirtschaft bestätigt", erklärt Uwe Angermann.
Deshalb habe man sich auch auf die Aufstellung der Zäune eingelassen.
Ist der Fischbesatz zu hoch?
Doch die Vorbeugemaßnahmen, um die Kieswäsch sauber zu halten, beschränken sich nicht nur auf den Zaun. Am heutigen Montag findet ein Gespräch mit dem Fischereiverein statt. Dabei soll geklärt werden, ob möglicherweise der Friedfischbesatz zu hoch ist. Denn solche Fische fressen Zooplankton - und das wiederum die Blaualgen. "Vielleicht können wir eine Netzbefischung machen, um den Fischbestand zu analysieren", sagt Angermann.
Außerdem holt die Stadt Kulmbach derzeit Angebote ein für eine Granulatbehandlung des Sees, die zur Folge haben könnte, dass die zu Boden gesunkenen Blaualgen nicht mehr als "Dünger" wirken und im Folgejahr erneut zu einer Algenplage führen.
Seitens der Landwirtschaft kann man einen Düngemitteleintrag abschließen.
Außerdem wird eine intensive Bejagung der Gänse fortgesetzt. Schon mehr als dreißig Gänse wurden geschossen, zieht Uwe Angermann Bilanz. "Wir investieren im Jahr 170 000 Euro, um den Menschen das Naherholungsgebiet zu erhalten. In diesem Jahr haben wir weitere 15 000 Euro für Abpumparbeiten der Algen ausgegeben."
Landschaftsarchitekt Hermann Hugel indes hat noch mehr Vorschläge, wie das Naherholungsgebiet Mainaue attraktiver werden kann. "Es gibt viel zu viele Schilder - einen richtigen Schilderwald. Wenn vom Parkplatz her Schilder stehen, dass man auf dem Weg nicht mit dem Auto fahren darf und dass Hunde an der Leine zu führen sind, dann reicht das doch. Solche Schilder müssen nicht alle fünfzig Meter stehen." Außerdem findet er auch die Namensgebung nicht treffend.
"Ich finde es nicht gut, dass man einfach Naherholungsgebiet oder Kieswäsch sagt, eigentlich müsste man dem Wolfgang Protzner, der sich damals sehr verdiente bei der Anlage gemacht hat, ein Denkmal setzen und den See vielleicht Wolfgangsee nennen", regt Hugel an. Tatsächlich wird der Oberauhof im Volksmund schon manchmal "Wolfgangssee" genannt, weil sich Protzner für die Anlage stark gemacht hat.
"Ach Gott, ich habe die Goldene Bürgermedaille meiner Stadt und das Bundesverdienstkreuz. Das reicht mir eigentlich", lacht Wolfgang Protzner, ist aber dennoch gerührt über den Vorschlag.
"Ich weiß selber nicht, wie wir das Problem mit den Gänsen lösen können. Ich denke, wir müssen einfach einmal Experten einschalten und gegebenenfalls dann eine mutige Entscheidung treffen", sagt Protzner.
Das Naherholungsgebiet Mainaue ist übrigens mit dem Aushub, der einst für die Stadthalle getätigt worden ist, mit dem Aushub für die Tiefgarage am Zentralparkplatz und mit dem Aushub, der beim Bau des Parkhauses des Klinikums angefallen ist, dereinst gestaltet. Dass jetzt zu dem Zeitpunkt, an dem am Naherholungsgebiet so dringend Handlungsbedarf besteht, erneut eine Parkgarage am Klinikum gebaut wird und dass der Zentralparkplatz umgestaltet wird, ist ein Zufall. "Man könnte ja auch das Naherholungsgebiet an der anderen Seite weiterentwickeln. Da gäbe es noch viele Möglichkeiten", gibt Landschaftsarchitekt Hermann Hugel zu bedenken.