Sie kamen mit null Deutschkenntnissen als Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien und haben es in kurzer Zeit weit gebracht.
Die drei jungen Männer haben viel Schlimmes erlebt, sind vor Krieg und Gewalt in ihrer Heimat geflohen, noch nicht volljährig, von ihren Familien allein auf die Reise geschickt - in der Hoffnung, dass sie sich in Europa eine gute Zukunft aufbauen können. Einen großen Schritt in Richtung dieses Ziels haben sie geschafft, indem sie die Abschlussprüfungen an der Berufsschule in Fassoldshof bestanden haben - und das, obwohl sie bei ihrer Ankunft kein Wort Deutsch sprachen!
Turabaz Khan Arabzai (18) und Mohammed Zahir Molakhel (19) waren monatelang auf der Balkanroute von Afghanistan nach Deutschland unterwegs, bevor sie im Oktober 2014 in der Jugendheimstätte in Fassoldshof unterkamen. Mohammad Nabki aus Syrien schlug sich zunächst nach Istanbul durch, arbeitete mehr als ein Jahr in der Türkei für einen Hungerlohn, um zu überleben, bevor er eine Chance bekam, nach Deutschland weiterzureisen.
Er lebt seit November 2015 in Untersteinach.
"Für mich war von Anfang an klar: Ich muss schnell gutes Deutsch lernen. Das ist der Schlüssel zu allem", sagt Mohammad Zahir. Er und Turabaz Khan nutzten jede Möglichkeit zu lernen, zeigten Fleiß und Talent. Doch spezielle Förderprogramme und Integrationshilfen gibt es in der Regel nur für anerkannte Asylberwerber.
Investition, die sich lohnt
Die beiden Jungen haben diesen Status noch nicht. Aber sie haben Thomas Zapf. Der Leiter der Berufsschule in Fassoldshof war begeistert von den Fortschritten der beiden. Dank einer großzügigen finanziellen Förderung des Lions-Clubs und der Rotarier konnte er für eine Gruppe hochmotivierter junger Asylbewerber einen Lehrer für Zusatzunterricht anstellen.
"Das ist eine Investition, die sich lohnt", sagt er.
Georg Schreiber, langjähriger Leiter der Hans-Edelmann-Schule, unterrichtete die kleine Gruppe, zu der auch die Afghanen gehörten. Er hat Mohammad Tahir und Turabaz Khan Deutsch, Mathe und Sozialkunde beigebracht und nebenbei auch viele Dinge, die sie fürs Leben wissen müssen. Er hat beide sehr ins Herz geschlossen: "Dieser Unterricht war auch für mich eine besondere Erfahrung. Das war kein normales Lehrer-Schüler-Verhältnis. Wir haben viel voneinander gelernt." Jungen Leuten, die allein auf der Flucht sind und Asyl suchen, fehle Begleitung. "Die ist in diesem Alter aber sehr wichtig, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen und einen guten Weg gehen können."
Eine verflixt schwere Sprache
Verblüfft sei er gewesen, auf welch hohem Niveau er mit den jungen Leuten habe arbeiten können: "Deutsch ist ja
doch eine verflixt schwere Sprache." Vor allem für die beiden Jungen aus Afghanistan: Turabaz war nur auf einer Koranschule, hat dort lesen gelernt und ein wenig schreiben. Mehr nicht. Zahir durfte in seiner Heimat gerade mal fünf Jahre lang eine Schule besuchen, musste dann in der Landwirtschaft arbeiten.
Dass beide trotzdem mit den deutschen Schülern mithalten konnten, ist wirklich beeindruckend. "Sie haben die gleichen Prüfungen geschrieben wie alle anderen auch", so Thomas Zapf.
Auch Mohammad Nabki hatte großes Glück und profitierte von gezieltem Deutsch- und Förderunterricht. Heiner Beyer, pensionierter Lehrer aus Untersteinach, half ihm, Deutsch und den weiteren schulischen Lernstoff zu meistern, und als im April ein Platz in der Fassoldshofer Studiergruppe frei wurde, konnte er zusätzlich dort teilnehmen.
Die Fahrtkosten von Untersteinach nach Fassoldshof finanzierte die evangelische Kirchengemeinde Untersteinach.
Sein Praktikum absolvierte Mohammad bei der Firma Schmied in Untersteinach, die ihm ab September eine Lehrstelle angeboten hat. Darüber freut sich der 20-Jährige sehr, doch hat er kurzfristig abgesagt, um im Restaurant eines Verwandten in Duisburg zu arbeiten. Als anerkannter Asylbewerber wartet er derzeit nur noch auf seinen Ausweis, um umziehen zu dürfen.
Und wie geht es für die beiden Afghanen weiter? Ihre Situation ist viel schwieriger: "Wir haben unseren Asylantrag 2014 gestellt, aber bis jetzt ist noch nicht darüber entschieden." Das bedeutet: Nachdem die Schule vorbei ist, müssten sie jetzt theoretisch wieder zurück in eine Kulmbacher Gemeinschaftsunterkunft.
Thomas Zapf ist es jedoch inzwischen gelungen, zwei Ausbildungsplätze in der Altenpflege für sie zu finden. In Bayreuth.
Und das ist wegen der Residenzpflicht normalerweise ein Problem. Zapf ist es durch viele Telefonate mit den zuständigen Stellen gelungen, dass beide jetzt in eine Bayreuther Gemeinschaftsunterkunft umziehen dürfen, damit sie ihre Ausbildung antreten können. "Es muss doch weitergehen, damit sie bald auf eigenen Füßen stehen."
Genau das wollen die beiden auch, und sie sind ihren Mentoren "unendlich dankbar, für das, was sie für uns getan haben". Ab dem zweiten Ausbildungsjahr werden sie ihr eigenes Geld verdienen und sich selbst unterhalten können.
Thomas Zapf, Georg Schreiber und Heiner Beyer bedauern, dass die Mühlen der Behörden aufgrund der Flut der Anträge so langsam mahlen. "Wenn sie schon anerkannt wären, könnte man ihnen viel gezielter helfen", sagt Zapf. "Wenn man sie lässt, werden diese jungen Leute wertvolle Staatsbürger. Deshalb wünsche ich mir ein weniger kompliziertes, menschlicheres System, das flexibel ist und Ausnahmen zulässt, um Einzelfälle wie diese zu beschleunigen."
Ich frage mich, warum unsere einheimischen Jugendlichen so schlecht sind, dass sie 9 Jahre für den Abschluss benötigen, der von diesen Jungs in gerade mal 2 Jahren geschafft wird. Sie haben die gleichen Prüfungen geschrieben wie alle anderen auch", so Thomas Zapf.