Vor gut dreieinhalb Jahren war das Projekt vom Stadtrat noch abgelehnt worden. Nun hatte sich das Gremium erneut mit dem Plan, in den Räumen der früheren Firma Vetterlein in der Albert-Ruckdeschel-Straße eine Bäckerei-Filiale mit Café einzurichten, zu befassen. Und hat die Bauvoranfrage positiv beschieden.
Begründung: Ein solches Unternehmen stelle eine Bereicherung vor allem auch für die Mitarbeiter der Unternehmen in der Umgebung dar - und die Bäckereien in der Innenstadt, die von den Kunden wegen ihrer guten Qualität geschätzt würden, brauchten Konkurrenz nicht zu fürchten.
Geteilte Meinungen Dass die Meinungen, was das betrifft, auch in den Fraktionen geteilt sind, zeigte die Abstimmung über das Projekt in der Stadtratssitzung: Acht Mitglieder der SPD-Fraktion, fünf der Wählergemeinschaft, Thomas Nagel (FDP), sechs Räte der CSU und Oberbürgermeister Henry Schramm stimmten dafür, der Rest lehnt das Vorhaben ab. Ende 2009 waren die Befürworter der Café-Pläne noch in der Minderheit gewesen.
An diese Debatte erinnerte gestern Hans-Dieter Herold (Grüne/Offene Liste). Es hätten sich seither keine neuen Gesichtspunkte ergeben, weshalb das Thema gar nicht erneut hätte auf der Tagesordnung stehen dürfen. Nach Herolds Ansicht laufen die Pläne jeder Stadtplanung zuwider und seien geeignet, die Probleme des Handels in der Innenstadt noch zu verschärfen.
Ganz anders sieht das Thomas Nagel, der sich schon 2009 für das Projekt stark gemacht hatte: "Mit einem nahezu gleichlautenden Antrag und der gleichen Begründung." Er befürworte die Anfrage der Vetterlein Grundbesitz AG, der das Gebäude gehört, nach wie vor. "Und so eine Bäckerei-Filiale nimmt sicher eher einmal den umliegenden Discountern die Kundschaft weg als den Handwerks-Bäckern."
Vertrauen auf den Markt Christina Flauder (SPD) ist davon überzeugt, dass sich an Café im
Wintergarten positiv von "den vielen Buden da drüben" abheben werde. Eine Ansicht, die auch Bürgermeister Stefan Schaffranek (Wählergemeinschaft) teilt. SPD-Fraktionsvorsitzender Ingo Lehmann ist davon überzeugt, dass es der Markt schon zeigen werde, wie viele Bäckerei-Filialen die Albert-Ruckdeschel-Straße letztlich vertrage.
Zu den Befürwortern der Pläne zählt auch CSU-Fraktionsvorsitzender Michael Pfitzner, der auf das Café Schaller auf dem Media-Markt-Gelände in der Mittelau verweist. Auch dieses Vorhaben sei von Wack kritisiert worden. "Aber der Laden läuft, die Leute nehmen das gut an."
Auf den Markt zu verweisen, sei hingegen eine enttäuschende Argumentation, wie Volker Wack (GOL) findet. Wer darauf vertraue, das der Markt etwas regele, gebe seine Planungshoheit aus der Hand.
Die wiederum stütze sich in Kulmbach auf ein Stadtentwicklungskonzept, das ganz klar sage, "dass Cafés im Außenbereich nichts verloren haben".
Mit der Mehrheit der Stimmen ist die Bauvoranfrage nun genehmigt. Die Frage, wer als Betreiber des Cafés zur Debatte steht, wurde im Stadtrat gestern nicht erörtert. Im Jahr 2009 hatte die in Bamberg ansässige Bäckereikette Fuchs Interesse an dem Objekt bekundet.
früher ( die Jahreszahlen überlaß ich den Kulmbachern )nannte man solche Ratsmitglieder Blockwarte!