Günter Grünwald: Jenseits des politisch Korrekten

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Günter Grünwald auf der Bühne zu erleben, war für die Gäste in der ausverkauften Stadthalle ein fantastisches Vergnügen. Foto: Klaus Klaschka
Günter Grünwald auf der Bühne zu erleben, war für die Gäste in der ausverkauften Stadthalle ein fantastisches Vergnügen. Foto: Klaus Klaschka

Komödiant Günter Grünwald nimmt sich die Freiheit, die Deppen der Nation beim Namen zu nennen.

Er mag Menschen, auch wenn er sie manchmal gerne erschlagen würde. Günter Grünwald nimmt kein Blatt vor den Mund und beschert mit den Deppen, über die er in seinem Programm "Deppenmagnet" herzieht, seinem Publikum einen fantastisch vergnüglichen Abend. Mit abstrusen Geschichten aus dem Leben begeisterte er am Freitag auch die Zuschauer in der ausverkauften Dr.-Stammberger-Halle.


Lieber grob als feinsinnig

Es ist kein feinsinniges politisches Kabarett, mit dem der Ingolstädter begeistert. Wenn er politisch wird, sagt er seine Meinung geradeheraus. Der Pegida schlägt er vor, die läppischen zwei Prozent Muslime aus Dresden nach München zu schicken, wo es schon 25 Prozent gibt, "wenn die im Gegenzug die Sachsen zurücknehmen".

Für derartige Vorschläge habe er schon Morddrohungen kassiert. Er sagt das mit einem ach-so-freundlichen Gesicht, das nicht so recht zu seiner deftigen Wortwahl passen mag. Ob sich Grünwald bei seinen Schimpftiraden noch über der berühmten Gürtellinie bewegt oder sich darunter befindet? Mit "Das wird man ja noch sagen dürfen," erschlägt er Pegida-Einwürfe mit deren eigenen Argumenten.

Mehr als zwei Stunden lang schimpft Günter Grünwald über Leute und Dinge, die ihm gerade so durch den Kopf schießen. Meist sind es verquere Typen, die er vorführt. Einen Besoffenen, der in seiner Wirtschaft wohlwollend und entsetzt zugleich einen "Neger" - Vorsicht: nicht politisch korrekt, einen "Farbigen" muss es heißen - beobachtet, der leitkultur-kompatibel einen Schweinsbraten bestellt und offensichtlich genießt und zur übrigen Soße sogar stilsicher noch einen zweiten Kloß bestellt. Das ganze bayerische Mahl spült er allerdings total kulturschändlich mit einem Spezi hinunter! Weshalb der Beobachter sich dann doch Gedanken macht, was das für einer ist, und ob der überhaupt weiß, was "arbeiten" bedeutet.

Beim Räsonieren kommt Grünwald vom Hundersten ins Tausendste. Er breitet die Geschichten, die er erzählt, lang und breit aus, bis er sich derart maßlos aufregen muss, dass ihm nur noch grobe Schimpfwörter einfallen. Jamie Oliver mag er als Fernsehkoch zum Beispiel. Bei Tim Mälzer findet er aber nur Haare in der Suppe, weil "der immer schon alles vorbereitet hat und nie wirklich kocht".

Überhaupt zieht Grünwald leidenschaftich gern übers Fernsehen her. Übers private natürlich, denn vom bayerischen lebt er mit seinen Sendungen ganz gut, wie er beiläufig bemerkt.

Doch Grünwald teilt nicht nur aus. Er macht sich auch selbst zum Ziel seines Spotts, wobei er anmerkt: "Kabarett und Comedy sind ein Unterhaltungsprogramm, das nicht immer der Wahrheit entsprechen muss."


Weg mit dem Traumkörper

Bis sich Grünwalds Erfolg als Komiker einstellte, durchlebte er schwere Zeiten. Anfangs sei er nur als "Lustobjekt in der Ingolstädter Fußgängerzone" und als "James-Bond-Darsteller auf Lebenszeit" gefragt gewesen - wegen seines "Traumbodys". Um seinen Traum, Komödiant zu werden, erfüllen zu können, habe er sich diesen erst wegoperieren lassen müssen, bindet er dem feixenden Publikum auf die Nase. Diese Lebensaufgabe mache ihn zufrieden, obwohl er auf vieles verzichten müsse: auf Sport zum Beispiel und gesundes Essen. Dafür müsse er sich nun konsequent mit Chips, Bier und null Bewegung kasteien.

Genauso direkt wie in seinen Geschichten erklärte Grünwald dem Publikum zuletzt, wie es zu einer Zugabe kommt: "Ich richte mich nach dem Applaus. Ist er kräftig genug, bleibe ich auf der Bühne stehen und gebe eine Zugabe. Verlasse ich die Bühne, komme ich auch nicht wieder." Der Applaus war kräftig genug, und so bekamen die Zuschauer, was sie sich gewünscht hatten.