Kulmbach
Energie

Ist bald der Ofen aus?

Holzheizungen stehen hoch im Kurs. Aber ist das ökologisch? Das Umweltbundesamt sagt Nein und pocht auf ein Verbot. Kaminkehrermeister Martin Stübinger will das Kachelofenfeuer nicht verteufeln, verweist aber auf vermeidbare Fehler beim Nutzer.
Lange war es verpönt, mittlerweile haben die Deutschen die Liebe zum Heizen mit Holz neu entfacht. 14 Millionen Feuerstätten sind aktuell registriert.
Lange war es verpönt, mittlerweile haben die Deutschen die Liebe zum Heizen mit Holz neu entfacht. 14 Millionen Feuerstätten sind aktuell registriert. Foto: Jochen Nützel

Wenn sich ganze Straßenzüge in rauchige Unsichtbarkeit hüllen, wenn aus Hausschloten weiße Qualmsäulen wie aus Schiff-Schornsteinen drücken, als liefe die "Titanic" unter Volldampf: Dann kann von CO 2 -neutraler Verbrennung keine Rede mehr sein. Dann werden Holzzentralheizung und Schwedenofen zu Dreckschleudern, die nicht nur den Anwohnern stinken, sondern unnötig Feinstaub in die Luft pusten - und womöglich lebensgefährliches Kohlenmonoxid ins Wohnzimmer!

Noch stärkerer Absatz in der Pandemie

Das scheint die Bürger nicht abzuschrecken, wie Alexander Buss vom gleichnamigen Betrieb in Neuenmarkt weiß: Der Trend zur Holzheizung hält unvermindert an und hat in den beiden Pandemie-Jahren sogar noch zugelegt, bestätigt er auf Nachfrage. Im Geschäft, das er zusammen mit seinem Bruder führt, gehen in erster Linie die sogenannten Schwedenkaminöfen, die als Zusatzheizung in den kalten Monaten genutzt werden. Dazu beigetragen haben ferner stark anziehende Preise bei Öl und Gas und die Suche der Menschen nach Alternativen.

"Mehr als die Hälfte unserer Interessenten sind Neukunden, die jetzt auf die Holzschiene umschwenken", sagt Buss. Diese Käufer haben bis dato wenig oder keine eigene Erfahrung mit dem Heizen mit Holz gesammelt. "Da stehen wir nicht nur beim Einbau, sondern auch beim Betrieb mit Rat und Tat zur Seite." Mittlerweile gebe es Lieferverzögerungen wegen der gestiegenen Nachfrage auf der einen und den Materialengpässen auf der anderen Seite. "Die Zeiten verlängern sich merklich, das spüren wir." Das hat auch mit gesetzlichen Vorgaben zu tun, denn mancher Feuerstätte droht aus Laufzeitgründen das Aus.

Feinstaub ist ein Thema

"Die Leute investieren in ihr Eigenheim und wollen Energie sparen mit neuen Fenstern, Dämmung etc", bestätigt Martin Stübinger, einer von Kulmbachs Bezirkskaminkehrermeistern. Bei der Heizung braucht es ein System für die Grundwärme und auf Wunsch dazu einen Kaminofen als "Zusatz" für die Übergangszeit. "Vor 30, 40 Jahren waren die Häuser schlecht gedämmt und wurden meist ausschließlich mit Holz und Kohle gefeuert. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass jetzt mehr Feinstaub produziert wird, wie es heißt. "

Man kann viel falsch machen

Stübinger verhehlt aber nicht, dass das Problem bisweilen auf Anwenderseite liegt. "Es ist schon der eine oder andere Kunde dabei, der Fehler beim Heizen macht - etwa indem er zum Anfeuern zu große Stücke verwendet oder die Lüftungszufuhr zu schnell drosselt, so dass zu wenig Sauerstoff in den Brennraum strömen kann. Manch einer habe auf die Tipps des Fachmanns mit Unwillen oder gar Ignoranz reagiert. "Manche schüren seit ewig nach dem selben Muster - und plötzlich sagt ihnen jemand, was sie all die Zeit falsch gemacht haben. Damit kommt man nicht immer gut an bei seinem Gegenüber", sagt der Experte. Bisweilen erntet er fragende Blicke, wenn er etwa von Holzfeuchtemessung spricht oder der sogenannten Schweizer Methoden zum Anfeuern.

Manche Kaminöfen oder Kachelöfen müssen erneuert werden, wenn sie keine Abgaswerte für Feinstaub und Kohlenmonoxid nachweisen können. Ob und welche Feuerstätten betroffen sind, stellt der bevollmächtigte Bezirkskaminkehrer bei der Feuerstättenschau fest. "Prinzipiell gilt: Alle Öfen müssen technisch in Ordnung sein. Ist Ihre Feuerstätte betroffen, wird ein Mängelschreiben mit einer sechsmonatiger Frist zur Erneuerung oder mit der Aufforderung zum Austausch erstellt." Aber auch eine Ertüchtigung mittels Feinstaubfilter oder eine nachträgliche Feinstaubmessung, ob nicht doch der "alte" Ofen die Abgaswerte noch einhält, sei möglich. "Es ist bisweilen kompliziert."

Übrigens: Nach dem Einbau eines neuen Brenneinsatzes prüft der Kaminkehrer dessen Zulassung, eine Feinstaub-Messung hingegen ist vom Gesetzgeber nicht vorgeschrieben. Doch der Austausch lohne sich, sagt der Fachmann: Durch die effektivere Verbrennung werde weniger Material für dieselbe Heizleistung benötigt. Zudem gibt es mittlerweile hoch entwickelte technische Helferlein, die automatisch optimale Bedingungen beim Abbrand lieferten.

Wie wichtig die bestmögliche Verbrennung für die Klimabilanz von Feuerstätten ist, zeigt eine Untersuchung der American Geophysical Union (AGU). Demnach haben Rußpartikel, die aus den Schornsteinen von Wohnungen und Häusern aufsteigen, einen noch viel stärkeren Einfluss auf den Klimawandel als bisher angenommen. Die durch menschliche Tätigkeit emittierten Teilchen rücken damit in der weltweiten Rangfolge der "Klimakiller" auf den zweiten Platz hinter Kohlendioxid vor.

Ausstoß wie bei einer Autofahrt

Noch erschreckender wird die Feinstaub-Problematik, wenn man sich folgende Beispielrechnung betrachtet, die das Umweltbundesamt unter der Rubrik "Heizen mit Holz" auf seiner Homepage vornimmt. Dort heißt es: "Ein neuer Kaminofen üblicher Größe emittiert, so er den Grenzwert ausschöpft und bei Volllast betrieben wird, in der Stunde 500 Milligramm Staub. Das entspricht 100 Kilometern Autofahren unter Euro-6-Norm. Diese Grenzwerte gelten jeweils auf dem Prüfstand - die Emissionen in der Praxis liegen sowohl beim Auto als auch beim Kaminofen höher."

Das Bundesumweltamt drängt mit Blick auf die verschärften Feinstaub-Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO auf ein mögliches Komplettverbot von Holzheizungen in Neubauten. Amtschef Dirk Messner sieht zwar eine positive Entwicklung bei den Schadstoffbelastungen in der Luft, verweist aber auf mehr als 50000 Tote oder Erkrankte durch Feinstaub. Messner sprach sich gegen eine weitere Förderung etwa von Pelletheizungen aus. Man solle im Bestand "generell auf Holzverfeuerung verzichten, zumindest bei Neuanlagen".

Tipps fürs richtige Heizen

Holz kaufen, anzünden - fertig? So einfach ist es leider nicht, wenn man mit dem nachwachsenden Rohstoff zu Hause behagliche Wärme erzeugen möchte. Das Befeuern eines Holzofens, egal ob Kachel- oder Schwedenofen, ist kein Hexenwerk; allerdings gibt es Grundregeln zu befolgen, wie die Gilde der deutschen Schornsteinfegermeister in einer Liste aufzählt.

Punkt 1: Das richtige Holz

Voraussetzung für eine möglichst geringe Schadstoffemission und das Erreichen einer optimalen Energieausbeute ist die Verwendung von trockenem Holz - und zwar ausschließlich Holz und nichts anderes. Die Restfeuchte sollte weniger als 20 Prozent betragen. Um das zu bestimmen, braucht man einen Feuchtemesser (siehe Foto). Sollte die Restfeuchte bei Holz über 20 Prozent liegen, geht viel an Brennwert verloren, weil das Feuer im Feuerraum quasi erst das Holz trocknen muss, bevor es die eigentlich gespeicherte Energie an den Ofen und später an den Raum abgeben kann. Laubholz gilt als härter und damit energiereicher als Nadelholz.

Punkt 2: das Anheizen

Die meisten Fehler passieren schon in der sogenannten Anheizphase. Wichtig ist: Von unten nach oben sollten die Holzscheite kleiner und dünner aufgetürmt werden. Rundlinge sind immer aufzuspalten, damit die Flammen "anpacken" können. Angezündet wird von oben (die sogenannte Schweizer Methode). Dafür werden obenauf fein gespaltene Holzscheite gelegt, die als erstes entzündet werden. Das Feuer brennt, vergleichbar mit einer Zigarre, von oben nach unten. Vorteil: Die Gase von unten steigen durch die heiße Schicht oben und verbrennen dadurch sauberer.

Angezündet wird mit einem unbehandelten Bioanzünder. Nicht verwendet werden sollten Grillanzünder, die mit Öl getränkt sind, oder das klassische Zeitungspapier, denn die enthaltene Druckerschwärze erzeugt einen unnötigen Cocktail an giftige Gasen. Von der Verbrennung von Kohlebriketts wird übrigens abgeraten.

Punkt 3: die Belüftung

Das Feuer sollte möglichst schnell eine hohe Temperatur erreichen. Dafür ist es notwendig, für ausreichende Luftzufuhr zu sorgen. Dafür gibt es bei modernen Öfen diverse Systeme. Das Lüften trägt wesentlich dazu bei, die ausgetriebenen flüchtigen Bestandteile im Holz zu Kohlendioxid und Wasserdampf verbrennen zu können. Besonders schädlich ist eine zu frühe Drosselung der Luftzufuhr während der Entgasungsphase, denn die geht auch ohne Flammenbildung weiter (Schwelbrand). Auf diese Weise können große Teile der Holzsubstanz ohne Wärmegewinn, also nutzlos, unverbrannt in die Umwelt entweichen und sich zudem als Teer und Ruß auf den Rauchgaswegen absetzen. Das schädigt womöglich das komplette Heizsystem. An Tagen mit bewölkter Witterung hilft es, zunächst ein sogenanntes kleines Lockfeuer zu entzünden, um den Kamin freizupusten und den Abzug zu gewährleisten. Beim weiteren Heizen sollte nie zu viel Holz aufgelegt werden. Die richtigen Mengen sind normalerweise in den jeweiligen Handbüchern der Ofenhersteller vermerkt. Die Holzmenge sollte stets dem Wärmebedarf angepasst sein. Motto: lieber weniger, dafür häufiger.jnred