Für die Revitalisierung des Areals stellte der Politiker eine Förderung in Aussicht - unter bestimmten Voraussetzungen.
Für den Innenminister gab es im wahrsten Sinn des Wortes einen Schnelldurchlauf: Am Freitag besichtigte Joachim Herrmann nicht nur einen kleinen Teil der ehemaligen Kulmbacher Spinnerei in
Mainleus und sprach mit Vertretern der Feuerwehren über deren Sorgen und Nöte, sondern er gab zwischendurch TV-Teams von Sat 1 und ZDF Interviews - unter anderem für die Sendung Berlin direkt, die am Sonntag im "Zweiten" zu sehen ist.
"Es hat sich schon was getan"
Herrmann kennt das Problem der leer stehenden Fabrikhallen schon: Gerade in Oberfranken werde er häufig mit dieser Thematik konfrontiert. "Und es hat sich schon in einigen Ecken etwas getan. Die Städtebauförderung bietet die Möglichkeit, Sachen nach vorne zu entwickeln", erklärte der Minister vor knapp 100 Besuchern, die an der Führung teilgenommen hatten.
Darunter waren nicht nur alle drei Bürgermeister-Kandidaten, Kulmbachs OB Henry Schramm, Landrat Klaus Peter Söllner und zahlreiche Gemeinderäte, sondern auch mehrere ehemalige Mitarbeiter der Spinnerei.
Eine Besonderheit im Mainleuser Fall sei die Tatsache, dass sich die Industriebrache mitten im Ort befinde. Für Besucher sei das kein besonders attraktiver Anblick. "Für Gäste, für Kontakte aus der Wirtschaft ist ein guter Eindruck eines Ortes aber wichtig", so Herrmann.
Hinzu komme der ökologische Aspekt in Form des Flächenverbrauchs bei Neubauten. "Warum nicht brachliegende Flächen wiederbeleben, statt auf der grünen Wiese zu bauen?", fragte Herrmann in die Runde. Das sei zwar mit einem größeren Aufwand verbunden, "aber es lohnt sich". Das sei auch mit ein Grund dafür, dass der Staat Fördermittel für solche Projekte zur Verfügung stelle.
Voraussetzung für diese Mittel sei, dass vor Ort ein Konzept erstellt wird. "Es kann nicht so laufen, dass jemand in München sagt, wir machen das so und so. So etwas muss von den Bürgern, aus dem Rathaus kommen." Der Regierung gehe es darum, Dinge anzuschieben. Und da sei Oberfranken auf einem guten Weg.
Eingeladen hatte den Minister der CSU-Ortsverband. Deren Bürgermeister-Kandidat Robert Bosch erinnerte an die Geschichte der Spinnerei, die den Ort fast 100 Jahre geprägt und vielen Menschen Arbeit gegeben habe. Aber irgendwann seien die Maschinen stillgestanden, sei die Industriebrache im Zentrum des Marktes entstanden. Dieses 14 Hektar große Gelände gelte es jetzt neu zu entwickeln.
Einen kleinen Wahlkampf-Seitenhieb konnte sich Bosch dabei in Richtung seines SPD-Mitbewerbers nicht verkneifen: "Es ist dort kein Rathaus geplant."
Die derzeitigen Eigentümer - die Mainleus Invest GmbH mit Arno Friedrichs und Sebastian Türk an der Spitze - haben Robert Bosch zufolge schon Ideen für das Gelände entwickelt und Vorarbeiten geleistet, auf die die Gemeinde zurückgreifen könne. "Für die Zukunft von Mainleus ist es eine große Chance, wenn das Gelände einer neuen Nutzung zugeführt wird."
Wie eine Nutzung aussehen könnte, erklärten Arno Friedrichs und Sebastian Türk von der Mainleus Invest GmbH. Sie hatten das Gelände 2014 erworben - nach einem Bieterwettstreit, denn es hatte auch eine Spedition Interesse.
"Aber das hätte Mainleus jede Menge Schwerlastverkehr und nur wenige Arbeitsplätze gebracht", erklärte Türk das Engagement.
Natürlich hatten sie sich auch davon überzeugt, dass es fast keine Altlasten gibt und entsprechende Gutachten eingeholt.
Er zeigte sich überzeugt davon, dass sich eine Investition in die Industriebrache lohnt, in der einst 1500 Menschen gearbeitet haben. Doch das gehe ohne Förderung nicht. So sei die Idee geboren worden, einen Teil des Geländes der Gemeinde zu verkaufen, die stattliche Zuschüsse beantragen kann. Und diese Zuschüsse könnten bis zu 80 Prozent betragen. "Ein Privatmann bekommt dagegen nichts", so Friedrichs.
Jede Menge Vorschläge
Sebastian Türk wies außerdem darauf hin, dass man nicht mit einer Maßnahme beginnen kann, ohne Fördermittel zu gefährden.
"Damit waren wir bislang zum Stillstand verdammt." Die Zeit sei aber verwendet worden, um ein inzwischen 28 Seiten umfassendes Nutzungskonzept mit einem Architekten auszuarbeiten. Die darin enthaltenen Vorschläge seien natürlich nicht verbindlich, sondern nur Ideen und Anregungen, die jederzeit ergänzt und geändert werden könnten.
Als Beispiel nannte er die Nutzung des nahezu unberührten Kesselhauses als Industriedenkmal. Es stünden Flächen für Ausstellungen und Depots, für Events (Musik- und Tanzclubs, Konzerte) sowie für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft zur Verfügung.
Auf dem Gelände wäre ein Handwerksforum mit Angeboten für regionale Firmen ebenso möglich wie ein "Marktplatz Genussregion" und Repräsentationsflächen für Betriebe.
Auch Flächen für Büros, Geschäfte und Gastronomie stünden zur Verfügung.
Tiefgarage möglich
Die Schaffung von Wohnungen sei möglich, ebenso ein ökologisch ausgerichtetes Wohngebiet. Auch eine Tiefgarage mit über 100 Stellplätzen wäre ohne größeren Aufwand zu realisieren.
Allerdings sei klar, dass sich die Sanierung der ehemaligen Kulmbacher Spinnerei über Jahre ziehen werde.