Zwei Buchstaben an einem Gebäude im Kulmbacher Kressenstein erinnern an den Brauer Christian Haberstumpf.
Marcus Olbrich In früheren Entdecker-Touren haben wir bereits über die Initialen bekannter Brauer aus Kulmbach berichtet, die im Kressenstein ihre Wohngebäude hatten. An dieser Haupteinfallstraße, von Bayreuth, Bamberg oder dem Bahnhof kommend, gaben diese Familien ihre "Visitenkarte" ab. Der Kressenstein war die Wohnstraße der Bierbrauer.
"Bauboom" im 19. Jahrhundert
Auf ein Gebäude möchten wir heute näher eingehen: das Wohnhaus von Christian Haberstumpf. Auch er hat an der Fassade seine Initialen "CH" anbringen lassen.
Aber wieso gab es unter den hiesigen Brauern in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts einen so starken "Bauboom"? Die neue Eisenbahnverbindung nach Sachsen hatte ihnen einen großen Absatzmarkt beschert. Doch gute Bahnverbindungen allein hätten nicht viel gebracht - und Brauereien gab es überall. Was war das Herausragende am Kulmbacher Bier? Womit traf es den Geschmack seiner Kunden?
Weiches Wasser
Wegen der früher misslichen und langen Transportwege wurde das Kulmbacher Bier stärker eingebraut. Dies geschah, um es länger haltbar zu machen, und wurde schnell zu einem besonderen Merkmal. Außerdem verwendeten die Kulmbacher Brauer gute Rohstoffe, wie die hier im Umland angebaute, sehr eiweißhaltige Gerste oder den teuren Spalter Hopfen. Ganz wichtig war das sehr weiche Kulmbacher Wasser, mit dem auch Pilssorten gebraut werden konnten.
Natürlich spielten auch die Kühlmöglichkeiten eine Rolle, denn es gab bis zur Erfindung der Aggregate nur die natürliche Kühlung im Berg, wie in den Felsenkellern im Burgberg. In Kulmbach gab es über 80 alte Bierkeller, die für eine lange kühle Gärung und Lagermöglichkeiten sorgten und damit für eine längere Haltbarkeit und guten Geschmack. Damals wie heute nützte das aber alles nichts ohne das Können unserer Kulmbacher Bierbrauer. Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts konnten die einheimischen Brauer den ständig steigenden Lieferwünschen nicht immer gerecht werden.
Enorme Auslastung
Gebraut wurde in Gesellschaftsbrauhäusern, zusammen mit anderen Brauern. Deren Auslastung war enorm, so dass neben vielen anderen wie Reichel, Pöhlmann, Hering oder Scheiding der Bierbrauer Christian Haberstumpf im Jahr 1863 sein eigenes Brauhaus im Kressenstein errichtete und den Kommunalen Brauerverband verließ.
Der Anteil von Haberstumpf am gesamten Umsatz war eigentlich gering. Wurden im Geschäftsjahr 1865/66 in den Brauhäusern 25 000 Scheffel Malz verbraucht, war sein Anteil gerade einmal 378 Scheffel groß.