Nach eineinhalb Stunden war es geschafft. Etwa 400 Engel und Hirten aus mundgeblasenem Antikglas, verziert mit ebenso vielen Swarowski-Steinen, hatten die Kulmbacher Dieter Fritsch, Wolfgang Lukas und Werner Müller zu einem Mosaikbild zusammengestellt.
Unterstützt wurden sie dabei von Christina Flauder und Bernt Pingel, der diese Figuren geschaffen hat.
Bis zum Weihnachtsfest leuchten und schillern sie jetzt in den buntesten Farben in einer Nische vor dem Altarraum der Mangersreuther Kirche. Ergänzt wird das Ensemble durch die eigene Krippe der Kirchengemeinde im herkömmlichen Stil, die jedes Jahr an der gleichen Stelle steht. Sie bekam vor drei Jahren von Werner Müller ein neues "Outfit", weil sie schon ziemlich verfallen war. Auch Pfarrerin Bettina Weber war sehr zufrieden, als sie das fertige Werk begutachtete.
Bei Marktbesuch kennengelernt
Initiatorin dieser Aktion war die stellvertretende Landrätin Christina Flauder, gleichzeitig Mitglied des Kirchenvorstands der Mangersreuther Kirchengemeinde. Sie hatte vor zwei Jahren bei einem Marktbesuch den Trebgaster Glaskünstler kennengelernt. Der erzählte ihr von seiner Glaskrippe.
Seit 25 Jahren beschäftigt sich Bernt Pingel mit Glas: "Damals habe ich in einem Porzellanladen in Bayreuth ein etwa 30 Zentimeter großes Gewächshaus aus Glas gesehen. Das habe ich maßstabsgetreu zuhause nachgebaut. Seitdem fasziniert mich der Werkstoff Glas und lässt mich nicht mehr los."
Nur drei Fabriken auf der Welt
Dabei verwendet er für seine Kreationen kein gewöhnliches, sondern das besondere und seltene Antikglas, das nur noch von drei Fabriken auf der Welt produziert wird. Eine davon ist in Waldsassen angesiedelt.
Pingel nennt zwei Gründe, warum Glasereien es praktisch nicht mehr verarbeiten: "Zum einen ist es sehr teuer, zum anderen lässt es sich unheimlich schwer schneiden und bricht falsch. Eine Scheibe mit einer Größe von 60 mal 80 Zentimeter kann schon mal 500 Euro kosten." Übrigens: Zehn Zentner davon lagern bestimmt in seinem Keller.
Unikate nach der Tiffany-Technik
Hauptsächlich fertigt Pingel seine facettenreichen Glasbilder, alles Unikate, nach der Tiffany-Technik. Ihre besondere Wirkung entfalten sie durch das jeweilige Licht. 2010 hat er angefangen, eine Krippe zu basteln. In mühsamer Kleinarbeit hat er seine Figuren zusammengesetzt, manche aus fünf bis acht Einzelteilen. Jeder Engel, Hirte oder Pilger - "welche Figur jemand gerade erkennt, überlasse ich dem Betrachter" - hat, an einem Kupferdraht befestigt, einen Swarovski-Kristall als Kopf.
15 bis 20 Stück hat er über das Jahr verteilt, gefertigt und dabei 200 verschiedene Glasfarben verwendet. An Weihnachten 2010 wurde seine Krippe zum ersten Mal in der Trebgaster St.-Johannes-Kirche aufgestellt.
Christina Flauder hat Bilder davon im Dekanat vorgestellt. Daraufhin hat Pfarrer Wolfgang Oertel Interesse angemeldet und die Krippe an Weihnachten 2013 in der Untersteinacher St.-Oswald-Kirche aufgebaut.
Ein einstimmiger Beschluss
Die Synodale fand es schade, dass die Krippe dieses Jahr nicht leuchten und die Engel Weihnachten in ihren Kisten liegend verbringen sollten. Sie fand, die "Himmlischen Heerscharen" müssten unter die Menschen. Der Beschluss, die Krippe den Gottesdienstbesuchern in Mangersreuther zu präsentieren, erfolgte im Kirchenvorstand einstimmig.
"Diese etwas andere Krippe wird viele Menschen froh und glücklich machen und ihre Herzen erfreuen", ist Flauder überzeugt und: "Wenn ich unsere Welt so betrachte, ist es heute wichtiger denn je, dass wir diese Engel an unserer Seite haben."