Eine Petzmannsberger Familie sitzt in der Falle: Wenn der Dürrenbach anschwillt und durch den Garten rauscht, werden alle nervös. Wie will die Stadt Kulmbach den Hochwasserschutz gewährleisten?
Es war der Hochzeitstag "vom Franz und von der Elfriede", sagt Reiner Witzgall. Aber richtig gefeiert haben sie am Dienstag nicht. Denn wie schon so oft rauschten Wassermassen durch den Garten des Zweifamilienhauses im Kulmbacher Stadtteil Petzmannsberg. Die braune Flut, die mehrmals im Jahr kommt. "Doch solche Wassermengen wie diesmal hatten wir noch nie", meint Witzgall.
Franz und Elfriede Schrenker, beide über 80, leben seit mehr als 40 Jahren in Petzmannsberg. Auch Tochter Kathrin und deren Lebensgefährte Reiner Witzgall wohnen in dem Haus. Aber eigentlich sitzen sie dort alle zusammen in der Falle.
Wie in einem Trichter
Das Gebäude - Adresse: An den Weinbergen 8a - steht am Schluss eines großen Talkessels: nördlich das Baugebiet Rebenstraße/Am Gartenfeld, westlich landwirtschaftliche Flächen und das Baugebiet Burghaig, südlich die Weinberge. Und wenn es regnet, "läuft das ganze Wasser wie in einem Trichter bei uns zusammen", so Witzgall.
Am vergangenen Sonntag hat es geregnet, am Montag auch und am Dienstag. Ein ausgewachsener Starkregen. Der Dürrenbach schwoll an. Aus dem Rinnsal, das weitgehend offen verläuft und nach dem Schrenker-Anwesen verrohrt ist, wurde eine reißende Flut. Drei, vier Meter breit, wälzte sich die braune Brühe am Haus vorbei und schwemmte Geröll, Geäst und Gerätschaften heran.
Es spitzt sich zu
Am Dienstagabend spitzte es sich zu. "Um 18 Uhr kam der erste große Schwall. Knapp eine Stunde später eine richtige Flut, als der Teich übergelaufen ist. Und so ging's weiter bis Mitternacht", sagt Witzgall. Der 52-Jährige und Franz Schrenker leisteten Schwerstarbeit, um den Rechen sauber zu halten, damit der Kanaleinlauf frei blieb.
Die kleine Mauer im Garten - etwa 40 Zentimeter hoch - hielt anfangs das Wasser vom Haus weg. Die Flut schwoll an, und die Mauer zum Nachbaranwesen Kniess brach. Dessen Keller lief einen halben Meter hoch voll Wasser. Feuerwehr und THW rückten an, um auszupumpen. Ein Glück für Schrenker und Witzgall. Das Wasser stieg weiter, und die Helfer erkannten die Gefahr. Sie legten Sandsäcke auf die Mauer. "Das war super. Sonst wären wir abgesoffen", so der 52-Jährige.