Nachholbedarf sehen beide Kandidaten in Sachen Nahverkehr. Zwar ist, wie Gerhard Schneider beschreibt, Himmelkron über die Bundesstraße 303 gut an die Bus-Achse Kulmbach-Neuenmarkt-Bischofsgrün angebunden. Von Himmelkron aus fließt aber auch viel Verkehr Richtung Bayreuth: "Da könnte die Verzahnung noch besser funktionieren." So sieht das auch seine Gegenkandidatin, die Probleme insbesondere bei der Beförderung von Schulkindern sieht. Sie regt ein Pilotprojekt an, um unter anderem auch die Schulen in Neuenmarkt und Trebgast besser anzubinden. Ruftaxis, autonomes Fahren, ehrenamtliche Fahrdienste - sie könnte sich viel vorstellen. Ihr Gegenkandidat signalisiert da prinzipiell Aufgeschlossenheit.
Nicht ganz so groß ist die Einigkeit bei der Frage, wie sich der Ortskern weiter entwickeln kann. Steffi Meile-Fritz bezeichnet ihn als "tot". Fast alle Geschäfte haben geschlossen, es gibt keine Gastwirtschaft, kein Café - und für die älteren Himmelkroner kaum eine Möglichkeit, zu Fuß zum Einkaufen gehen zu können.
Ideen hat die Bürgerliste hier viele: einen ehrenamtlich geführten Dorfladen zum Beispiel, oder einen Laden als Inklusionsprojekt, einen Wochenmarkt, auf dem heimische Bauern ihre Waren verkaufen. All das könnte auch ein Ort der Kommunikation sein.
Laden ohne Chance?
Gerhard Schneider kontert: Im Gewerbegebiete gebe es eine Vielzahl von Geschäften. Ältere Menschen könnten jetzt schon einen Fahrdienst nutzen. Eventuell seien die Betreiber der Geschäfte auch bereit, in einen Lieferservice zu investieren. Skeptisch gibt sich der Bürgermeister in Sachen Dorfladen: Wo Läden wegen mangelnder Kundenfrequenz zumachten, stelle sich die Frage, ob ein neuer Laden wirklich eine Chance habe.
Einigkeit herrscht dann wieder bei der Frage, wie es mit dem Himmelkroner Schloss weitergeht. Das hat die Diakonie an einen Investor verkauft, der sich zu seinen Plänen noch nicht geäußert hat. Steffi Meile-Fritz hat Sorge, dass da ein Abschreibungsmodell entsteht, kann sich vorstellen, dass in das historische Gebäude eine Pflegeeinrichtung oder eine Außenstelle der Universitäten Bayreuth oder Bamberg einzieht. Gerhard Schneider teilt diese Sorge, hält das Schloss für den idealen Ort für eine Senioren-Residenz, ein Tagungszentrum oder ein Hotel.
Die Themenpalette im Redaktionsgespräch ist breit gefächert: Es geht unter anderem um Kinderbetreuung und um die seit drei Jahren gesperrt Brücke über den Main zur Baille-Maille-Allee, die, so Schneider, bis Herbst endlich wieder freigegeben werden soll. Dass das so lange dauert, dass auch die von Ortskundigen als Ausweichstrecke genutzte Bahnbrücke "verrammelt" wurde, ärgert seine Kontrahentin. Vielleicht so sagt sie, hätte die Gemeinde ja eine Notbrücke bauen können.
Schließlich äußern sich beide Kandidaten noch zur künftigen Zusammenarbeit. Sie habe noch wenig kommunalpolitische Erfahrung, sagt die "Neue", die sich selbstbewusst gibt: Als Obermeisterin der oberfränkischen Fotografen-Innung und Lehrerin könne sie sich durchaus durchsetzen, sei gut vernetzt. "Ich denke schon, dass ich eine Bereicherung für Himmelkron bin." Und der amtierende Bürgermeister versichert noch einmal, dass er mit der Bürgerliste kooperieren wolle: "Mit ein bisschen gutem Willen von beiden Seiten können wir unsere Gemeinde vorwärtsbringen."
Die Kommunalwahl in Himmelkron im Überblick
Gemeinde 3 534 Einwohner, davon 2 939 wahlberechtigt (Zahlen vom 12. 11. 2019).
Wahllokale Grampphaus, Schule Himmelkron, Feuerwehrhaus Gössenreuth, Kindergarten Lanzendorf. Zusätzlich drei Briefwahlbezirke im Rathaus. Gemeinderat Auf 16 Gemeinderatssitze bewerben sich in diesem Jahr CSU/FWG, SPD, Freie Wähler Lanzendorf-Himmelkron-Gössenreuth und die Bürgerliste Zukunft Himmelkron
Ergebnisse 2014 Der einzige Kandidat, Gerhard Schneider (CSU), wurde mit 93,99 Prozent der Stimmen (1532 Wählerstimmen) im Amt bestätigt.
Bei der Gemeinderatswahl entfielen 58,02 Prozent der Stimmen auf die CSU, 21,83 auf die Freien Wähler Lanzendorf-Himmelkron-Gössenreuth und 20,15 Prozent auf die SPD. Die CSU hat im Gemeinderat derzeit 9 Sitze, die Freien Wähler 4 und die SPD 3.
Serie zur Kommunalwahl
Am Dienstag lesen Sie ein Interview mit Dagmar Keis-Lechner (Grüne/Offene Liste), die sich in Kulmbach um das Oberbürgermeister-Amt bewirbt.