Hilfe, es klingelt an der Haustür!

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Die Maskenpflicht ist zu etwas Selbstverständlichem geworden. Foto: Christine Fischer
Die Maskenpflicht ist zu etwas Selbstverständlichem geworden. Foto: Christine Fischer

Es sind die kleinen Banalitäten und Gedankenspiele, an denen man merkt, wie tief sich das Corona-Virus schon in unser aller Alltag gegraben hat.

Eine Freundin teilte neulich auf WhatsApp den Spruch "Vor lauter Langeweile habe ich bei mir die Wohnungstür aufgemacht und geklingelt. Ich hab mich soooo gefreut..." Ein lustiges Bonmot, über das ich herzhaft gelacht habe. Bis mir aufgefallen ist: Das ist kein Witz, sondern traurige Realität in diesen Zeiten.

Bei uns hat es Freitagabend tatsächlich an der Haustür geklingelt, und wir waren richtiggehend erschrocken. Für den Briefträger war es viel zu spät und eingeladen hatten wir niemanden, war ja verboten. Es war ein Apotheken-Lieferdienst auf der Suche nach einer Hausnummer in der Nachbarschaft. Völlig banal also, und total irre unsere Reaktion darauf. Es zeigt aber, wie sehr sich dieses Virus in den letzten Monaten in unsere Gehirnwindungen gefressen, unseren Alltag verändert hat.

Habe ich im Frühjahr im ersten Lockdown Menschen mit Masken auf der Straße gesehen, habe ich mir gedacht "Meine Güte, man kann es aber auch übertreiben". Sehe ich heute jemanden in der Kulmbacher Innenstadt ohne Mund-Nasen-Schutz, schrillen bei mir die Alarmglocken.

Oder die Schüler. Die anfängliche Freude darüber, die zweite Hälfte des vergangenen Schuljahres praktisch zu Hause verbringen zu dürfen, ist längst der Erkenntnis gewichen, dass man in der Schule nicht nur effektiver lernen, sondern auch seine Freunde treffen kann.

Bei den hausgemachten Frisuren meiner Männer bin ich auch längst nicht mehr so zimperlich. Vorbereitende Youtube-Tutorials und ein vorsichtiges Heranschnippeln waren einmal. Jetzt greife ich beherzt zur Frisiermaschine, frei nach dem Motto: wenn's schiefgeht, sieht es im Homeoffice und Homeschooling ja eh keiner.

Vor einem Jahr hätte ich mir nicht vorstellen können, die Sommer-Urlaubsdestination nach den unkompliziertesten Stornobedingungen statt nach der besten Lage auszusuchen - oder von einem Jugendlichen den Satz zu hören "Ich möchte endlich wieder in die Schule". Heute ist das Alltag.

Aber irgendwann wird es hoffentlich auch wieder Alltag sein, dass wir uns beim Kulmbacher Bierfest total genervt durch die Menschenmassen zwängen - darauf freue ich mich jetzt schon wie Bolle.