In Thurnau hat eine neue Gruppe ihre Arbeit aufgenommen. Sie betreut ehrenamtlichpflegebedürftige Menschen, die sich regelmäßig treffen und dabei so richtig aufblühen. Auch ein Tänzchen wird schon mal gewagt.
"Ich will heute unbedingt tanzen" - Gustav Hoffmann ist ein fröhlicher, lebensbejahender Mann. Jemand, der gerne unter Leuten ist. Doch Gustav Hoffmann lebt allein in Thurnau. Seine Familie kommt ihn zwar regelmäßig besuchen, aber der Kontakt mit Gleichaltrigen ist ihm genauso wichtig. Dem 91-Jährigen, der im Rollstuhl sitzt, kommt ein neues Angebot der Thurnauer Diakonie daher ganz recht.
Es wird sogar getanzt Seit Anfang Januar treffen sich die Senioren regelmäßig und werden dabei von ehrenamtlichen Helfern betreut. Dabei wird geratscht, gesungen und - wenn gewünscht - sogar getanzt. Möglich macht diese Gruppe eine gesetzliche Weiterentwicklung im Pflegestärkungsgesetz. Seit 1. Januar 2015 hat danach jeder Pflegebedürftige Anspruch auf rund 100 Euro zusätzliche Betreuungsleistungen.
Dieses Geld wird zweckgebunden ausgezahlt, der Bedürftige kann es also nicht behalten, sondern muss es in niedrigschwellige Angeboten, wie eben die neu gegründete Betreuungsgruppe in Thurnau, investieren.
Wer selbst nicht zu den Treffen kommen kann oder weiteren Bedarf hat, zu dem kommen die Helfer auch nach Hause. In Thurnau sind seit diesem Monat 20 Ehrenamtliche engagiert. Auch in Mainleus, Mannsflur und Stadtsteinach gibt es bereits ähnliche Gruppen mit engagierten Ehrenamtlichen.
Ausbildung zum Demenzhelfer absolviert Eine von ihnen in Thurnau ist Gerlinde Kauner. Sie hat mit ihren Mitstreitern gemeinsam einen mehrtägigen Kurs besucht und sich so zum Demenzhelfer ausbilden lassen. "Ich bin auch bei einer Patientin zu Hause und eben bei den Treffen dabei. Es ist beeindruckend, was da von den älteren Menschen zurückkommt", freut sich Kauner.
Der Rentnerin macht ihre neue Aufgabe viel Freude. An einer langen Tafel sitzen die Senioren, unterhalten sich und lachen gemeinsam.
Die Ehrenamtlichen sitzen dazwischen, hören zu, schenken Tee nach, regen das eine oder andere Gespräch an und geben Zuspruch. Manche der Senioren sehen sonst die ganze Woche niemand anderen, höchstens die Diakonieschwester, da ist das Treffen eine willkommene Abwechslung. Zum Beispiel auch für die Schreibers. Dora und Fritz Schreiber kommen gerne zu den Treffen und haben sich schon die nächsten Zusammenkünfte fest im Kalender markiert. "Wir freuen uns immer sehr auf den Tapetenwechsel", so Fritz Schreiber. Sein Leben lang ist er aktiv gewesen, das zurück gezogene Leben ist ungewohnt, beim Treffen blüht er auf.
Spaß ist wichtig Eigentlich war das Angebot, wie in anderen Gemeinden auch, speziell für Menschen mit Demenz gedacht, doch schnell wurde klar: Es soll ein Treff für alle Pflegebedürftigen werden. Zum einen können Angehörige so etwas mehr Freiraum haben und wissen ihre Eltern und Großeltern gut versorgt, zum anderen soll die Zusammenkunft Spaß machen. Wie Gustav Hoffmann. Er lacht, erzählt aus seinem Leben und macht Scherze. Und dann kommt Diakonieschwester Michaela Weigel nicht mehr drum rum: Gustav Hoffmann will tanzen. Beide haben einen riesigen Spaß bei ihrem Walzer.
Geplant war die Einlage nicht. "Wir haben kein starres Programm", so Schwester Michaela, die die Gruppe mit ihrer Kollegin Schwester Rita führt. "Wir unterhalten uns, schunkeln zur Musik und sind für unsere älteren Mitbürger da.
Viele sind noch fit, andere weniger. Es ist eine tolle Mischung!" Sie ist sich sicher, dass das Konzept aufgehen wird. "Wir wollen unseren Patienten ja nichts aufdrücken. Der eine will vielleicht mal basteln, der andere lieber singen."
In ein paar Monaten, wenn sich alle besser kennen und die Vorlieben der einzelnen Teilnehmer klarer werden, wird das Programm ausgeweitet. Ideen gibt es genug. Zumindest für Gustav Hoffmann ist klar: Es muss getanzt werden!