Der Stadtsteinacher Friseurmeister Thomas Ploner sammelt seit vielen Jahren alte Gerätschaften aus dem Friseurhandwerk. Jetzt werden sie ausgestellt.
Haareschneiden war ganz früher das Wenigste, das ein Bader zu tun hatte. Man würde ihn heutzutage vielleicht als Hygiene-, Schönheits- und Gesundheitsbeauftragten bezeichnen: Friseur, Kosmetiker, Sanitäter und Dentist in einer Person. Einen Eindruck davon kann man im historischen Badhaus in Kulmbach bekommen. Utensilien und Gerätschaften aus dem sich daraus entwickelten Friseurhandwerk sammelt seit vielen Jahren der Stadtsteinacher Friseurmeister Thomas Ploner. Einen Teil seiner Sammlung stellt er ab dem kommenden Sonntag im Stadtsteinacher Heimatmuseum aus. Sie wird um 14 Uhr eröffnet.
Ein hängender Teller, wie einer zurzeit gleich am Eingang zum Heimatmuseum steht, war ursprünglich kein Zunft- oder Gewerbezeichen der Friseure. Der Bader hängte vielmehr eine Schüssel an seiner Tür auf, wenn das Badewasser heiß genug und alles für die Kunden bereitet war, erzählt Thomas Ploner. Dann konnte man auch unter anderem zum Haareschneiden auf einem Frisierstuhl aus neuerer Zeit Platz nehmen, dem man nicht gleich alle Raffinessen ansieht: Nicht nur die Lehne ist bequem neigbar; man kann sogar die Sitzfläche umdrehen, so dass man sich nicht auf das vom vorherigen Kunden "angewärmte Polster" setzen musste. In Glasvitrinen stellt Thomas Ploner allerlei Gerätschaften aus, die die Älternen teils noch am eigenen Kopf erlebt haben: Von Hand betriebene Haarschneidmaschinen, Rasiermesser, aber auch, schon "moderner", Rasierklingen, die der Friseur damals noch nachgeschliffen hatte.
"Überhaupt," erzählt Ploner, "waren die Friseure früher die meiste Zeit mit Nachschleifen beschäftigt," mit Ölsteinen und auch auf Lederstreifen, auf die eine spezielle Schleifpaste aufgetragen wurde. Denn nur mit scharfem Gerät kann man auch ordentlich arbeiten.
Verbrannt und versengt
Abenteuerlich muten Gerätschaften an, mit denen man früher Locken drehte. Zum Beispiel wurden Haare auf Wickler gedreht, auf die wiederum mit einer Heiztrommel aufgeheizte Elemente aufgeklammert wurden. Und dann gibt es auch Brennstäbe: Heiße Zangen, mit denen die Haare aufgerollt - und
manchmal auch versengt wurden, wenn sie zu heiß waren. Friseure brauchten also viel Erfahrung, mit den Gerätschaften umzugehen. Auch mit Föhnen: Die ersten elektrischen heizten ganz stur, und man musste rechtzeitig fertig sein, bevor der Föhn zu heiß wurde. Vom ersten
Ploner‘schen Friseur in Stadtsteinach erzählt man, dass ihm einmal beim Föhnen die Metalldüse des Föhns in den Kragen eines Kunden gefallen sei, weshalb dieser wegen seines verbrannten Nackens sicher kein Trinkgeld gegeben haben dürfte.
1908 hat ein Georg Ploner den ersten Salon neben dem Rathaus am Marktplatz eröffnet. Der hatte, berichtet Thomas Ploner, sogar noch die Approbation zur Zahnbehandlung und habe sogar Zahnersatz bis hin zu ganzen Gebissen fabriziert. "Auf Kautschukbasis. Das heißt das, was als Zahnfleisch jetzt aus rotem Kunststoff ist, war damals schwarz."
Im eigenen Fundus hat das Heimatmuseum eine per Fuß angetriebene Zahnbohrmaschine, die Alfred Neupert zurzeit zu den Exponaten aus dem Friseurhandwerk gestellt hat.
Am kommenden Sonntag wird Thomas Ploner den ganzen Nachmittag im Heimatmuseum sein und auf Wunsch auch die Gerätschaften aus alter Zeit erklären - vom Rasiermesser bis zur Lockenwickler-Aufheizelemente-Maschine. Die Ausstellung wird zu den üblichen Öffnungszeiten des Heimatmuseums bis Weihnachten zu sehen sein.