Die Hegnabrunner Bürger, die vom Unwetter im August 2014 betroffen waren, ziehen am 12. Juni im ESV-Sportheim kritisch Bilanz. Der Abend wird spannend.
Sie nennen sich selbst "Wutbürger", und ihrem Ärger werden sie in der kommenden Woche Luft machen: Am kommenden Dienstag, 12. Juni, laden die vom Unwetter im August 2014 geschädigten Hegnabrunner Bürger, deren Keller teils raumhoch geflutet wurden, zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung ins ESV-Sportheim ein.
"Wir wollen, dass Missstände thematisiert und tatkräftig angegangen werden", heißt es in der acht Tagesordnungspunkte umfassenden Einladung. Hauptsächlich ärgern sich die Hausbesitzer in der Waldenburger und Königsberger Straße und im Schrenkweg laut Detlef Beyerlein darüber, dass sich die erste Überflutung 1996 ereignete, seit diesem Zeitpunkt aber nichts dagegen getan worden sei.
"Die Gemeinde Neuenmarkt verstößt noch immer massiv gegen das Bayerische Wassergesetz, indem sie die Einleitung von Oberflächenwasser aus dem Oberen Dorf nach dem St.-Florians-Prinzip weiterhin duldet. Die Überflutungsgefahr für unsere Keller hat sich kaum gemindert."
Auch in den Jahren 2007 und 2014 habe es in den Hegnabrunner Siedlungen Kellerüberflutungen gegeben. Halte sich die Natur an ihre Regelmäßigkeiten, sei die Halbzeit zum nächsten Starkregen bereits überschritten. Deshalb sei die Einladung mit dem Begriff "Halbzeitbilanz" überschrieben.
"Wir erwarten keine Wunder"
Im zweiten Punkt steht das Regenüberlaufbecken im Schulweg auf der Tagesordnung, das die Anlieger als "Schildbürgerstreich" identifiziert haben. Zudem geht es um eine Eingabe der Bürger vom 22. Mai 2017, auf deren schriftliche Beantwortung sie bis heute warten. "Eine Ungezogenheit", kommentiert Dieter Sachs diesen Umstand. Und weiter: "Wir erwarten keine Wunder, aber wir wollen anständig behandelt werden."
"Wie geht es in den nächsten Wochen weiter", lautet der dritte Tagesordnungspunkt, bei dem Hermann Kastner und Heinz Wanderer über die neuesten Entwicklungen berichten. Kastner, der die Gemeinde im Herbst 2016 erfolglos auf Schadenersatz in Höhe von 78 945 Euro verklagt hat, wartet immer noch auf das Gutachten, auf dass sich die Parteien damals in der Verhandlung vor der Zivilkammer des Landgerichts Bayreuth geeinigt hatten.
Heinz Wanderer, der inzwischen seinen Rechtsanwalt gewechselt hat, will notfalls zur Selbsthilfe greifen. Was das bedeutet, wird er den Zuhörern in der Versammlung erklären.
Dieter Sachs wird in den Punkten 4 und 5 auf den Flächenverbrauch und die Wasseraufbereitung eingehen sowie auf die Infrastruktur in Neuenmarkt. "Massive Mängel in allen Bereichen lassen uns kritisch auf die Entwicklung der Gemeinde schauen", stellt er fest.
"Video unter Verschluss"
In diesem Zusammenhang kommt die aktuelle Situation im Schrenkweg zur Sprache. Dort, so die Anlieger, "fließt all das Wasser weiterhin ungehindert zum schwächsten Teil unseres Kanalsystems, dem maroden und größtenteils zerstörten Kanal in den Grundstücken Wanderer und Günther." Dieser Kanal sei einer der wenigen in Neuenmarkt, der mit Videokameras befahren worden. Allerdings liege das Video in der Gemeinde unter Verschluss - niemand solle sehen, was den Gemeindevertretern schon jahrelang bekannt sei.
Heiko Günther wird darstellen, was am 2. August 2014 passiert ist, wie der Stand der Dinge heute ist und wie sich die Situation verändern soll.
Eingegangen wird unter Punkt 6 noch auf den Haushaltsplan 2018, in dem das Hochwasserschutzkonzept nicht vorkomme, und in einem Ausblick auf die nächsten Wahlen (7.) wollen die "Wutbürger" mehrere Forderungen aufstellen, die die Bürger im achten und letzten Tagesordnungspunkt noch um Fragen und Anliegen ergänzen können.
Die Versammlung im ESV-Sportheim beginnt um 19 Uhr. Eingeladen sind nicht nur alle Bürger, die an Informationen zum Thema Kellerüberflutungen interessiert sind, sondern explizit auch die Sprecher sämtlicher Gemeinderatsfraktionen, Bürgermeister Siegfried Decker allerdings nicht. "Er ignoriert uns ja auch", begründet Detlef Beyerlein diese Entscheidung.
Bürgermeister kommt nicht
Das Gemeindeoberhaupt wird auch nicht kommen: "Da ich nicht eingeladen bin, habe ich auch nicht vor, an der Veranstaltung teilzunehmen", sagte Siegfried Decker am Donnerstag auf Anfrage der Bayerischen Rundschau. Er habe bislang nur von dem Termin gehört, kenne aber keine Details. Deshalb wolle er sich im Vorfeld auch nicht dazu äußern.