Er kommt aus der Welt der Wirtschaft - und kauft sich in die Welt der Gastwirtschaft ein: Bernd Förtsch erwirbt die Trebgaster Brauerei Haberstumpf.
Wie hört sich ein Lauffeuer an? Etwa so: "Hast schon gehört, der Bernd Förtsch hat den Haberstumpf gekauft!" Gerüchte in der Gastronomie schießen schnell ins Kraut - aber diese Mutmaßung stimmt tatsächlich. "Hiermit bestätigen wir den Kauf der Brauerei Haberstumpf und dem angeschlossenen Restaurant durch Herrn Förtsch", lautet die knappe Antwort auf eine Anfrage der BR bei der Börsenmedien AG in Kulmbach, deren Gründer und Eigentümer Bernd Förtsch ist. Mit Wirtschaft kennt sich der 57-Jährige Kulmbacher aus - aber mit Gastwirtschaft und Brauhandwerk?
Schnell sei es demnach gegangen, sagt Hans Wernlein, der sich erfreut zeigt über den Verkauf seiner Immobilie. "Binnen 14 Tagen war alles in trockenen Tüchern. Bernd Förtsch hat vor kurzem gehört, dass wir Brauerei und Wohnhaus veräußern wollen. Da kam der Kontakt zustande, weil er es schade fand, dass eine solche Tradition einfach aufhört." Für den "Bräu" ein Glücksfall, wie er bekundet. "Die Alternative wäre nur die gewesen, am 31. Dezember zuzusperren. Aus die Maus."
Mit dem Ende seiner Ära in der Bergstraße liebäugelt der 66-Jährige schon seit geraumer Zeit. Seine Tochter Yvonne, ebenfalls Braumeisterin, hatte sich dazu entschlossen, nach Schottland zu gehen.
"War schon viel unterwegs"
Aber dass der "Bräu" alle Zelte in Trebgast abbricht? Für Hans Wernlein nicht das große Problem. "Ich war in meinem Leben schon viel unterwegs, habe in München, Wunsiedel und Coburg gelebt. Ich kam ja erst mit 24 nach Trebgast. Bauchweh, nochmals neu anzufangen, habe ich nicht." Das Allgäu wird nun der neue Lebensmittelpunkt für ihn und seine Ehefrau.
Hans Wernlein verlässt Trebgast "mit einem guten Gefühl". Bis auf die Tatsache, dass der Braumeister gerne einen Nachfolger finden würde. Die Fühler sind bereits ausgestreckt. "Die Schwierigkeit ist, wenn man so will: Unser Sudhaus verlangt vom Bewerber auch handwerkliche Fähigkeiten. Da genügt es nicht, einfach ein paar Knöpfe an einer Automatik zu drücken - und unten kommt das fertige Bier raus." Dem 66-Jährigen schwebt jemand vor, "der selber gerne experimentiert".
Der neue Eigentümer möchte demnach in Zukunft unterschiedliche Biernoten anbieten - auch jenseits des "Mainstream", wie Hans Wernlein betont. Er selber lässt derzeit im Lohnverfahren brauen. "Aber ab Donnerstag geht es wieder los in der Brauerei, dann wird der erste Sud angesetzt." Das Braurecht für Haberstumpf besteht seit 1398 und verfällt nicht. "Aber da sind Formalien zu erledigen. Ich muss zum Beispiel dem Zollamt melden, dass ich wieder eine Biersteuernummer brauche für meinen Nachfolger."
Was aus den bekannten Marken wird? Dazu kann Hans Wernlein derzeit nichts sagen. Ob das Pils, das "Zwick'l" und "Lager Hell" ebenso wie der Fastenbock, das Weizenbier "Weißer August", das "Gagelmännla" und die "Schwarze Kunni", der Hopfenbock und das "Strohberta"-Bier auch künftig dem Biertrinker munden, hänge nicht zuletzt davon ab, wie es mit der Brauerei weitergeht. "Da steht noch zu viel in den Sternen."