Nicht nur Henry Schramm (CSU), auch Stadtrat Hans Werther (SPD), der die Grundstücksgeschäfte in die Öffentlichkeit gebracht und Anzeige erstattet hat, steht in der Kritik. Warum er erst wenige Wochen vor der Wahl die Initiative ergriffen habe, in Fällen, die zurück in die Jahre 2013 und 2018 gehen, wird gefragt. Nicht wenige werfen Hans Werther ein gezielt wahltaktisches Verhalten vor.
Der Zeitpunkt sei ihm egal, sagt Werther, der im Gespräch mit der BR erklärt, dass er sich moralisch verpflichtet gefühlt habe, jetzt Anzeige zu erstatten.
Er habe im Dezember diesbezüglich Informationen zum Grundstückskauf 2018 erhalten, sich aber nicht sofort an die Staatsanwaltschaft gewandt. Er, so Werther, habe bei der Städtebau in der Folge Einsicht in das ihm nicht bekannte Wertgutachten genommen.
Alle Stadträte, die Aufsichtsratsmitglieder und die beiden Geschäftsführer der Städtebau habe er in einem Schreiben über seine Fragen und Zweifel informiert.
Werther selbst räumt Fehler ein. "Ich habe versagt", sagt der SPD-Stadtrat, der in seiner Funktion als Aufsichtsratsmitglied der Städtebau dem Immobilienverkauf in der Blaich 2018 selbst zugestimmt hatte. Ihm hätten mit den Wertgutachten damals aber die entscheidenden Unterlagen gefehlt. "Ich muss mir natürlich den Vorwurf machen, dass ich damals nicht nachgefragt habe", so Werther, der anführt: "Ich konnte mir solche Machenschaften aber nicht vorstellen."
Das sagt die Rechtsaufsicht im Landratsamt
Wie Juristin Kathrin Limmer von der Rechtsaufsichtsbehörde am Landratamt mitteilt, gibt es derzeit keine Anhaltspunkte, ein Verfahren gegen den Kulmbacher Oberbürgermeister einzuleiten, unter anderem auch deshalb, weil nicht die Stadt Kulmbach, sondern die Städtebau Kulmbach Wohnungsbau- und Sanierungs-GmbH Eigentümerin der betroffenen Grundstücke sei. Wie bei jeder GmbH sei die Rechtsaufsicht auch für die Städtebau nicht zuständig.
Sollte es im Rahmen eines Strafverfahrens jedoch zu einer Verurteilung des jetzt angezeigten Oberbürgermeisters Henry Schramm kommen, werde sich die Rechtsaufsicht mit der Frage befassen, ob ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden muss.
Sollten in einem solchen Verfahren dann Verstöße nachgewiesen werden, könnte es zu Maßnahmen wie der Kürzung von Bezügen bis hin zur Entfernung aus dem Dienst kommen.
Die Städte und Gemeinden unterstehen der Aufsicht des Staates. Aufgabe des staatlichen Landratsamts ist es daher, die Rechtmäßigkeit kommunaler Verwaltungstätigkeit zu überwachen.
Das ist die Städtebau Kulmbach Wohnungsbau- und Sanierungs- gesellschaft mbH
Aufgaben Die Städtebau GmbH, gegründet in den 1980erJahren, verwaltet und saniert die Wohnungen der Stadt und der Bürgerhospitalstiftung. Dazu kommt die Bewirtschaftung des Parkhauses Basteigasse. Außerdem ist das Unternehmen Sanierungstreuhänder der Stadt Kulmbach und zuständig für alle Fragen der Städtebauförderung.
Anteile Stadt Kulmbach 98 Prozent; Sparkasse Kulmbach-Kronach zwei Prozent
Aufsichtsrat Aktuell sind dort vertreten Frank Wilzok, Michael Pfitzner (beide CSU), Ralf Hartnack, Stefan Schaffranek (beide WGK), Hans Werther (SPD). Vorsitzender ist Henry Schramm.
Von 2008 bis 2014 waren als Aufsichtsräte bestellt: Reiner Baumann (bis 13.9.2009, SPD), Alfons Kraus (ab 22.10.2009, SPD), Helmut Horn und Dieter Heckel (beide CSU) sowie Herbert Münch (WGK).
Von 1.3.2013 bis 31.12.2014 bekleidete OB Henry Schramm aufgrund des Ausscheidens des damaligen Geschäftsführers Josef Kestel den Posten des Geschäftsführers kommissarisch. In dieser Zeit ließ er sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender ruhen - ausgeübt wurde es von dem damaligen Bürgermeister Stefan Schaffranek.
Für die Sparkasse als weiteren Gesellschafter waren im Aufsichtsrat vom 1.11.2001 bis 31.12.2008 Stefan Erbacher - ab dann Klaus-Jürgen Scherr.
Mitarbeiter Zwei Geschäftsführer (Simon Ries und Bernd Ohnemüller), fünf Verwaltungsmitarbeiter, zwei Handwerker
Wohnungsbestand 500
Jahresabschluss In den Jahren 2015 bis 2018 wurde durchschnittlich ein Überschuss von 210 000 Euro erzielt.
Leerstand In den Jahren 2014 bis 2018 wurde die Leerstandsquote von 11,2 auf 6,5 Prozent gesenkt.
Projekte Aktuell läuft die energetische Sanierung Dobrachstraße 53 bis 57; geplant sind der Abbruch des Mehrfamilienwohnhauses in Petzmannsberg 27 und ein Ersatzneubau mit 14 Wohnungen.
Was sind jetzt die richtigen Zahlen?
Am 4.2.20 stand eine Summe von 165.000€ für beide Grundstücke in der Blaich.
Im Artikel von heute Abend bei Infranken.de wird ein Betrag von 110.000€ für die gleichen Grundstücke genannt.
Dies ist kein unwesentlicher Unterschied zur Bewertung der Vorgänge bei einem Verkaufspreis von 90.000€.
110.000 nur für Grundstücke. Da kommen noch 55.000 drauf für das Haus.
Nein. Es steht doch da. Ein Grundstück für 55.000 und eins für 110.000 Euro. Macht zusammen 165.000.
Wer lesen kann...
Grundstück unbebaut 55.000 €
Grundstück bebaut 110.000€
macht in Summe ???
Wer den Artikel in der Printausgabe der heutigen Rundschau liest, wird meine Frage verstehen.
Scheinbar hat sich ein Fehler eingeschlichen, der online hier auf inFranken.de über die Nacht bereits behoben wurde.