Grün und Rot schmieden in Kulmbach Bündnis für Ingo Lehmann

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Zwei, die sich verstehen: Dagmar Keis-Lechner und Ingo Lehmann. Henry Schramm bleibt bei der Wahlempfehlung der Grünen außen vor. Unser Bild stamm aus der Podiumsdiskussion zur OB-Wahl vom Februar.Archiv/Jürgen Gärtner
Zwei, die sich verstehen: Dagmar Keis-Lechner und Ingo Lehmann. Henry Schramm bleibt bei der Wahlempfehlung der Grünen außen vor. Unser Bild stamm aus der Podiumsdiskussion zur OB-Wahl vom Februar.Archiv/Jürgen Gärtner

OB-Kandidat Ingo Lehmann (SPD) bekommt bei der Stichwahl Unterstützung von der Umweltpartei: "Es ist Zeit für Veränderung."

Es ist aktuell die meistgestellte Frage im politischen Kulmbach: Für welchen OB-Kandidaten werden sich die Grünen-Wähler bei der Stichwahl am 29. März entscheiden? Denn nur zusammen mit den 14 Prozent, die OB-Kandidatin Dagmar Keis-Lechner von den Grünen geholt hat, hätte Ingo Lehmann von der SPD eine Chance, Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) abzulösen.

Das Ergebnis der OB-Wahl am 15. März muss als große Überraschung bezeichnet werden. Darauf, dass Amtsinhaber Schramm im ersten Wahlgang nicht durchgeht, hätte kaum einer gewettet. Aber so kam es: Der CSU-Kandidat büßte 16 Prozentpunkte ein und stürzte - im Vergleich zur Wahl 2012 - von 8589 auf 5849 persönliche Stimmen ab. 45,54 Prozent reichten für den gemeinsamen Kandidaten von CSU, WGK und FDP nicht für die absolute Mehrheit.

Ingo Lehmann von der SPD erzielte 35,46 Prozent (4555 Stimmen) und kam in die Stichwahl. Platz 3 belegte die OB-Kandidatin der Grünen mit 14,12 Prozent (1813 Stimmen).

Deshalb müssen die Kulmbacher Wähler noch mal ran. Sie werden diesmal aber nicht zu den Wahlurnen gerufen, sondern entscheiden daheim am Wohnzimmertisch, wer in den nächsten sechs Jahren Chef im Kulmbacher Rathaus wird: Schramm oder Lehmann? Wegen der Coronakrise stimmen alle per Briefwahl ab. Die Unterlagen werden in den nächsten Tagen verschickt.

Auch CSU ruft an

Die Grünen wurden in den zurückliegenden Tagen heftig umworben. Auch führende Vertreter der Schwarzen nahmen Kontakt auf. "Aber wir haben mit der CSU nur telefoniert", sagte Vorstandssprecher Christian Ohnemüller von den Grünen.

Das letzte Wort, wen man bei der Stichwahl unterstützen will, hatten die Mitglieder, so Vorstandssprecherin Dagmar Keis-Lechner: "Wir haben basisdemokratisch entschieden. Die Mitglieder haben sich alle klar und deutlich für Ingo Lehmann ausgesprochen." Ohnemüller: "Wir sind mit dem Slogan in die Wahl gestartet: ,Es ist Zeit für Veränderung''. Und wir sind der Meinung, dass es auch beim OB einer Veränderung bedarf."

Mit der Bitte um Unterstützung war Ingo Lehmann auf die Grünen zugegangen. "Aus meiner Sicht haben wir die größtmögliche Übereinstimmung der Wahlprogramme", meint der SPD-Kandidat. "Ich muss mich nicht verbiegen, und die Grünen finden sich auch in vielen Punkten wieder."

Der ÖPNV mit Fahrten bis 20.30 Uhr und einem Preis von 50 Cent pro Fahrt, ein vernünftiges Radwegekonzept, der soziale Wohnungsbau, das Kaufplatzgelände als Bürgerplatz, die Stadtwerke als Stromproduzent und die Zulassung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen - "wir haben sehr viel Übereinstimmung."

So sieht es auch Dagmar Keis-Lechner: "Eine zukunftsfähige Klimapolitik kann man am ehesten mit Ingo Lehmann umsetzen und mit nicht mit Henry Schramm." Auch Stadträtin Doris Stein (Grüne) betont, dass man mit dem CSU-Oberbürgermeister bei Energiepolitik und Klimapolitik nicht weiterkomme. In den nächsten Tagen werde man laut Stein über die sozialen Medien die Anhänger der Grünen ansprechen, um Wähler für Ingo Lehmann zu mobilisieren. Übereinstimmung gibt es auch bei der Forderung nach einer Altstadtsatzung, so Stadtrat Matthias Meußgeyer (SPD). "Wir werden nach der Ablehnung durch CSU und WGK einen neuen Anlauf unternehmen, um das Erscheinungsbild der Altstadt zu erhalten." Der Ensembleschutz dürfe nicht weiter aufgeweicht werden.

Matthias Hahn (SPD) hat keinen Zweifel, dass die Zusammenarbeit mit den Grünen funktioniert. "Das haben wir in Zeiten der AfD schon mehrfach bewiesen, zum Beispiel bei der Demo gegen Höcke und gegen Rassismus. Unser Bündnis für Toleranz, Demokratie und Menschlichkeit hat sich bewährt", sagt Hahn.