Grippe: Sprühen ist noch nicht alltäglich

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So könnte eine Grippeimpfung ohne Spritze aussehen: Der Impfstoff für Kinder wird in die Nase gesprüht. Kinderarzt Patrick Muzzolini zeigt bei der siebenjährige Marlene, wie es aussehen könnte. Foto: Vanessa Schneider
So  könnte eine Grippeimpfung ohne Spritze  aussehen: Der Impfstoff für Kinder wird  in die Nase gesprüht. Kinderarzt Patrick Muzzolini zeigt bei der siebenjährige Marlene, wie es aussehen könnte.   Foto: Vanessa Schneider

Kinder können nun auch mit einem Spray gegen Grippe geschützt werden. Der Pieks mit der Spritze bleibt ihnen damit erspart. In Kulmbach hat sich das neue Verfahren allerdings noch nichtdurchgesetzt. Kinderarzt Patrick Muzzolini kennt die Gründe.

Es ist nur ein kleiner Pieks. Aber viele Kinder haben große Angst vor der Spritze. Eine neue Methode, die es seit diesem Jahr auch in Deutschland gibt, erspart Kindern den lästigen Piekser. Zumindest bei der Grippeimpfung. Der Stoff Fluenz wird in die Nase gesprüht und über die Schleimhäute aufgenommen, genau dort, wo die Influenza-Viren in den Körper gelangen.

"Für Kinder mit Spritzenphobie ist das sicherlich sinnvoll", sagt Patrick Muzzolini. Er ist Kinderarzt in Kulmbach und Obmann aller Kinderärzte in Oberfranken. Etwa 20 bis 30 Prozent seiner kleinen Patienten impft er jährlich gegen die Grippe - mit der Spritze, denn der neue Impfstoff wird so gut wie nicht nachgefragt. Eine einzige Mutter habe sich bisher danach erkundigt.

"Der Aufwand ist sehr groß", erklärt Muzzolini. Der Hersteller liefert das Mittel nur im Zehnerpack. Deshalb würden Apotheker es auch nur bestellen, wenn mehrere Interessenten den Impfstoff kaufen wollen. Muzzolini vermutet daher, dass sich der Impfstoff in Großstädten eher durchsetzen wird als im ländlich geprägten Raum.
Neun Studien mit über 24000 Kindern und Jugendlichen ergab, dass die Impfung über die Nase sogar einen besseren Schutzgrad erreichen kann als die Spritze. In den USA gibt es den Impfstoff schon seit einigen Jahren.
In Deutschland ist Fluenz seit dieser Saison für Kinder zugelassen, die das zweite Lebensjahr vollendet haben. Jugendliche bis 17 Jahren dürfen mit dem Spray gegen die Grippe geimpft werden. Frei von Nebenwirkungen ist auch diese Impfung nicht unbedingt. Nach der Impfung kann es in einzelnen Fällen zur Verstopfung der Nase oder Fieber kommen.

Mit der Spritze werden abgetötete Vieren injiziert. Beim Spray handelt es sich dagegen um einen Lebendimpfstoff mit abgeschwächten Virenstämmen. Pressesprecher Claus Übel von der Krankenkasse DAK betont, dass die Impfung nicht für alle Kinder möglich ist. "Wenn schwere Grunderkrankungen vorliegen, wie Asthma oder Leukämie, ist die Impfung nicht geeignet."

Unklar ist zudem häufig, ob die Krankenkassen die Kosten für das Impfspray übernehmen. Die Eltern müssten sonst rund 20 Euro selbst zahlen, um ihre Kleinen besprühen zu lassen. "Fluenz ist doppelt so teuer wie der normale Grippeimpfstoff", erklärt Kinderarzt Muzzolini. Die Techniker Krankenkasse nimmt nach Auskunft der Geschäftsstelle in Bayreuth die Kosten, ebenso die DAK. Auch die Barmer-GEK zahlt ihren Versicherten die Impfung per Spray. Eltern, die bei der AOK Bayern versichert sind, müssen die Kosten für den Impfstoff Fluenz hingegen selbst übernehmen.

Wann soll man impfen?
Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut empfiehlt die Impfung für Personen über 60 Jahre, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens, Bewohner von Pflegeheimen, medizinisches Personal und Personen in Einrichtungen mit umfangreichen Publikumsverkehr.