Was den Erbauern des Kulmbacher Klinikums vor gut 50 Jahren wohl besonders reizvoll erschien, sorgt heute für Probleme. Die Lage am Südhang hoch über der Blaich lässt wenig Platz für neue Parkplätze. Foto: Katrin Geyer
Dass am Klinikum Parkplätze geschaffen werden müssen, steht außer Zweifel. Die große Frage ist: Wo sollen sie hin? Der Zweckverband hat verschiedene Vorschläge geprüft. Aber das Gremium wollte sich am Mittwochnachmittag noch nicht festlegen.
Ein sonniger Hang hoch über der Stadt, ein wunderbarer Ausblick und viel Grün drumherum: Als vor gut 50 Jahren in Kulmbach ein neues Krankenhaus gebaut wurde, wählten die Verantwortlichen den Standort gut aus. Dass gerade jener Standort für das Klinikum einmal zum Problem werden könnte, hat wohl niemand bedacht.
"Wir haben wenig Entwicklungsfläche", sagt Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler), Vorsitzender des Klinikums-Zweckverbandes. Das heißt: Anbauen, umbauen, erweitern - alles ist schwierig, weil der Platz fehlt.
Das heißt aber auch: Wer dort oben ein Parkhaus bauen will, muss gut überlegen, wohin - um sich nicht selbst zu behindern, wenn der nächste Erweiterungsbau fürs Klinikum geplant wird. Dass Parkplätze fehlen, weil das Klinikum in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist, und dass und ein zweites Parkhaus deshalb dringend nötig ist, steht außer Zweifel.
Das erfahren Mitarbeiter, Patienten und Besucher täglich am eigenen Leib. Das bestätigt auch eine von Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) initiierte Unterschriftenaktion, bei der sich bislang mehr als 2000 Menschen für zusätzliche Parkplätze ausgesprochen haben.
Erste Planung nicht zu realisieren
Bei der Suche nach einem Standort freilich hatte der Zweckverband bisher kein glückliches Händchen: Der ursprüngliche favorisierte Plan, der ein Parkhaus am Hang zur Albrecht-Dürer-Straße vorsah, wurde nach Protesten der Anwohner vom Gericht kassiert.
Seitdem läuft die Suche nach einem neuen Standort. Der Zweckverband hat sich dafür professionelle Hilfe geholt: Die Karlsruher AMP Parking GmbH, eine Planungsfirma, die sich ausschließlich mit der Konzeption von Parkhäusern und Parkdecks befasst, hat verschiedene Varianten ermittelt und geprüft - zehn an der Zahl.
Frühzeitig hatten sich einige davon als nicht realisierbar erwiesen. Zum Beispiel der vor einigen Jahren verfüllte Tiefe Graben östlich des Klinikums: Platz wäre dort schon. Aber weder ist die Zufahrt über die Hermann-Aberle-Straße ausreichend breit, noch gibt es von dort einen geeigneten Zugang zum Klinikum.
Keine Chance hat auch der Vorschlag, das bestehende Parkhaus nach Süden zu erweitern: Der Fußweg ins Klinikum bliebe sehr lang, was vor allem von Patienten beklagt wird. Zudem müsste dann die auf dem Gelände stehende Rettungswache verlegt werden. Ein Parkdeck auf dem Gelände gegenüber dem Handwerkerhof, vor Zeiten einmal angedacht, hat es gar nicht auf die Liste der Planer geschafft. Zu finden ist dort hingegen ein Parkdeck oberhalb der Albrecht-Dürer-Straße - allerdings mit weit mehr Abstand zu den Häusern als in der ursprünglichen Planung.
Diesen Vorschlag sehen die Anwohner, die auch in der Zweckverbandssitzung vertreten waren, noch mit etwas Skepsis. Die Präsentation der Varianten, so sagen sie, sei nicht wirklich aussagekräftig gewesen. Man werde die Vorschläge noch eingehend prüfen müssen.
Letztlich blieben, nachdem der Zweckverband mehrfach über das Thema diskutiert hatte, vier Favoriten übrig. Und noch in der letzten Woche hatte es so ausgesehen, als könnte in dieser Woche eine Entscheidung fallen.
Zu kurzfristig
Zu der sah sich das Gremium dann am Mittwoch allerdings nicht in der Lage. Der Grund: Landtagsabgeordnete Inge Aures (SPD), Architektin von Beruf, präsentierte einen weiteren Vorschlag, von dem die Mehrheit der Verbandsversammlung erst am Montag in den örtlichen Medien erfuhr.
Eine kurzfristige Prüfung des Vorschlags sei nicht möglich gewesen, so Söllner. "Wir wollen diesen Standort trotzdem prüfen", sagt der Landrat. "Wir wollen auch den neuen Vorschlag auf Realisierbarkeit untersuchen", sagt auch Oberbürgermeister Schramm, der allerdings keinen Hehl daraus macht, dass er schon gerne gestern eine Entscheidung getroffen hätte.
Die soll nun bis Mitte April fallen - rechtzeitig genug, damit der Kulmbacher Stadtrat in seiner Mai-Sitzung das Bauvorhaben beraten und im Idealfall auf den Weg bringen kann.
Provisorische Stellplätze noch im Frühjahr.
Eine Entscheidung in Sachen Parkplätze immerhin ist in der Verbandsversammlung gefallen: Im Bereich der Feuerwehrstraße direkt unterhalb des Klinikums sollen noch im Frühjahr 31 provisorische Stellplätze entstehen - um die ärgste Platznot zu lindern.
Diese Varianten stehen zur Wahl
ier Varianten des Planungsbüros AMP Parking GmbH sind nach Prüfung durch die Verbandsversammlung noch übrig geblieben. Dazu kommt der Vorschlag von Inge Aures.
1.Variante C: Zweigeschossige Tiefgarage mit 144 Stellplätzen zwischen Klinik und vorhandenem Parkhaus. Problem: Eine Tiefgarage ist teuer, ca. 22.000 Euro je Stellplatz. Während der Bauzeit müsste der Hubschrauber-Landeplatz verlegt werden.
2.Variante E: Viergeschossiges Parkdeck mit 130 Stellplätzen unterhalb der Wendeschleife in der Albert-Schweitzer-Straße - ähnlich dem ursprünglichen Entwurf, nur mit größeren Abstandsflächen zu den Nachbarn. Kosten ca. 10.000 Euro je Stellplatz. Optimale, fast höhengleiche Anbindung zum Klinikums-Eingang.
3.Variante H: Dreigeschossiges Parkdeck mit 127 Stellplätzen nördlich des Klinikums unterhalb der würfelförmigen Wohngebäude. Das Dach soll begrünt werden, damit die Bewohner der Häuser nicht auf einen Parkplatz schauen. Kosten ca. 26.000 Euro je Stellplatz. Nachteil: Der Verkehr muss um den gesamten Klinik-Komplex herum geleitet werden.
4.Variante K: Dreigeschossiges Parkdeck mit 141 Plätzen entlang der Albert-Schweitzer-Straße. Einfahrt an der Wendeschleife, Ausfahrt unterhalb in die Albert-Schweitzer-Straße. Die Wendeschleife müsste nach Norden verlegt, ein Teil der dort stehenden Garagen abgebrochen werden.Der bestehende Treppenaufgang von der Albrecht-Dürer-Straße aus würde zum Teil überbaut bzw. in das Parkdeck integriert. Deutlich größerer Abstand zu den Wohnhäusern als in der früheren Planung. Kosten je Stellplatz ca. 23.100 Euro.
5.Variante Inge Aures: Parkdeck mit 321 Stellplätzen auf zwei oder drei Ebenen zwischen der Wendeschleife und dem Gebäudekomplex, in dem die Krankenpflegeschule untergebracht ist. Keine Beeinträchtigung der Albrecht-Dürer-Straße, allerdings sehr geringer Abstand zum Schulgebäude. Kosten: Nicht bekannt.