Gibt es bald ein "Kulmbach am Main"?

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Kulmbach liegt am Main. Ist das auch in der Ferne bekannt oder sollte die Stadt den Zusatz "am Main" bekommen? Um diese Frage geht es am Donnerstag im Stadtrat.
Kulmbach liegt am Main. Ist das auch in der Ferne bekannt oder sollte die Stadt den Zusatz "am Main" bekommen? Um diese Frage geht es am Donnerstag im Stadtrat.
Günter Schrei und Marie-Luise Klose halten nichts von der Idee, Kulmbach künftig mit dem Zusatz "am Main" zu schmücken.
Günter Schrei und Marie-Luise Klose halten nichts von der Idee, Kulmbach künftig mit dem Zusatz "am Main" zu schmücken.
 
Kann sich mit dem Vorschlag durchaus anfreunden: Augusto de Pellegrin.
Kann sich mit dem Vorschlag durchaus anfreunden: Augusto de Pellegrin.
 
Noch keine Meinunggebildet hat sich Manuela Ertl vom gleichnamigen Hotel.
Noch keine Meinunggebildet hat sich Manuela Ertl vom gleichnamigen Hotel.
 

Der Kulmbacher Stadtrat befasst sich am Donnerstag mit einem Antrag der FDP, Kulmbach künftig mit dem Zusatz "am Main" zu schmücken. Was halten Hoteliers, Gastronomen und Gäste von diesem Vorschlag?

Der Main ist eine Attraktion. Das ist unbestritten. Der Main-Radweg erfreut sich größter Beliebtheit und zieht sogar viele Radwanderer aus der Ferne in seinen Bann. Die Brücke über den Mainzusammenfluss hat sich ebenfalls zu einem touristischen Highlight entwickelt. Aber denkt man an den Main, wenn man an Kulmbach denkt. Oder anders ausgedrückt: Weiß man anderswo, dass Kulmbach am Main liegt?

"Jetzt soll auch noch die Flutmulde durch die Mäandrierung touristisch aufgewertet werden. Ich finde, man sollte genau sagen, wo Kulmbach liegt, um ein Signal und ein Zeichen zu setzen", hat sich Thomas Nagel von der FDP gedacht und einen Antrag eingebracht, über den der Stadtrat heute Nachmittag diskutieren wird.

Sein Vorschlag: Kulmbach sollte umbenannt werden - und zwar in Kulmbach am Main. "Ich finde, wir müssen ein Zeichen setzen, dass Kulmbach mehr als nur Bier und Bratwürste ist", so Nagel.
Und natürlich wäre er auch dafür, den Mühlbach, der durch Kulmbach fließt, wieder als Main zu titulieren. "Ich denke, wir könnten mehr Touristen hierherziehen. Denn gerade für die, die noch nie etwas von Kulmbach gehört haben, wäre der Zusatz hilfreich. Dann wüsste man zumindest einmal, wo Kulmbach liegt", so Nagel. "Ich bin natürlich alleine im Stadtrat und werbe immer um Zustimmung. Aber ich denke, so eine Umbenennung könnte ein Mosaikstein im touristischen Bereich sein."

Natürlich, so der liberale Stadtrat, müssten dann Marketing- und Werbemaßnahmen die Umbenennung begleiten. Und zudem sollte seiner Überzeugung nach die Zusammenarbeit zwischen Fichtelgebirge, Frankenwald und Fränkischer Schweiz intensiviert werden. "Ich hoffe, dass der Antrag nicht einfach an die Verwaltung verwiesen wird, sondern mit einem konkreten Beschluss verbunden ist", sagt Thomas Nagel.

Doch mit Sicherheit wird der Tourismus- und Veranstaltungsservice Kulmbach in persona von Helmut Völkl eine Stellungnahme ausarbeiten und den Vorschlag werten.

Doch wie beurteilen Touristen und Gastronomen diesen Vorschlag? Die Bayerische Rundschau hat sich gestern einmal umgehört.

Günter Schrei aus Detmold ist derzeit mit dem Fahrrad unterwegs. Er kommt aktuell aus Weiden und fährt weiter bis Bamberg. Von dort aus geht es mit dem Auto wieder nach Hause. "Bloß nicht umbenennen. Jeder sollte wissen, dass Kulmbach am Main liegt", meint der Westfale. Es gebe doch schon viele Orte wie Frankfurt am Main oder Culm am Main. "Nein, ich bin nicht dafür", sagt er klipp und klar.

Seine Begleiterin Marie-Juise Klose, die ebenfalls mit dem Fahrrad durchs Kulmbacher Land tourt, ist geradezu entsetzt. "Wer nach Kulmbach kennt, weiß, wo Kulmbach liegt. Und wer das nicht weiß, für den ist es sowieso uninteressant", ist die Radtouristin überzeugt. "Das ist keine gute Idee. Kulmbach ist ein Name, der Tradition hat, man kann doch nicht einfach eine Stadt umbenennen - auch nicht in Kulmbach am Main", meint auch Heinz Tyminski. Seit Jahrzehnten macht der Berliner in Bad Alexandersbad Urlaub. Jedes Jahr. Und bei dieser Gelegenheit erkundet er immer die Umgebung. Auch Kulmbach.

Gitta Mann und Hund Hund Sarah begleiten ihn. Auch Gitta Mann ist aus Berlin und mehr als erstaunt über solch ein Ansinnen. "Deswegen kommen doch nicht mehr Touristen hierher. Man kennt Kulmbach oder eben nicht", wundert sie sich über so einen Vorschlag.

Manuela Ertl vom gleichnamigen Hotel hat von dieser Idee noch gar nichts gehört. "Wir haben schon viele Gäste, die auf dem Main-Radweg unterwegs sind, aber ich habe noch keine Meinung dazu. Ja, es gibt Frankfurt am Main und so, keine Ahnung, was ich davon halten soll", ist sie sehr erstaunt und will erst einmal abwarten.
"Kulmbach ist Kulmbach - so ist das eben", reagiert Augusto de Pellegrin auf die Idee. Doch beim zweiten Nachdenken gibt der Italiener, der am Marktplatz eine Eisdiele betreibt, offen zu, dass der "Meno" - also der Main - auch in Italien sehr bekannt ist. "Die Leute wissen oft nicht, dass Kulmbach am Main liegt, das stimmt schon.

So gesehen könnte dieser Vorschlag vielleicht gar nicht so schlecht sein", sagt de Pellegrin. Doch sicherlich genüge eine Umbenennung allein nicht. Dann müsste diese Maßnahme auch mit Werbung und mit groß angelegten Marketingmaßnahmen begleitet werden, findet der Italiener.

"Ich denke, dann müsste der Tourismus in ganz Oberfranken zusammenarbeiten. Ja, vielleicht könnte man mit dem Zusatz die Plassenburg und die Stadt besser vermarkten", findet de Pellegrin. "Eigentlich ist das kein schlechter Vorschlag."

Auch Vera Lauterbach vom Hotel "Weißes Ross" ist offen für die Idee. "Ich habe viele Gäste, die auf dem Main-Radweg unterwegs sind und die vorher noch nie was von Kulmbach gehört haben. Oder ich habe Gäste, die eben Kulmbach nur vom Bier her kennen. Mit dem Zusatz wüsste man dann sofort, dass Kulmbach am Main liegt", findet Vera Lauterbach.

Vor allem zwischen Mai und Oktober geben sich bei ihr Radtouristen die Klinke in die Hand. Auch spontan kommen immer wieder Touristen vorbei und schwärmen von der Schönheit der Gegend.

Möglicherweise wäre der Namenszusatz ein Signal nach Außen. Vor allem dann, wenn der Hotel- und Gaststättenverband sich mit einklinkt und den Main und die Touren am Fluss bewerben würde, so Lauterbach.

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