Das Himmelkroner Aktionsbündnis hat einen Bürgerantrag eingereicht, über den am Dienstag beraten wird. "Wir fordern, die Planungen einzustellen", sagt der Sprecher. Der Bürgermeister warnt vor Panikmache und will Fakten sprechen lassen.
Der Bürgerentscheid ging 2019 verloren, doch die Gegner des Gewerbegebiets "Himmelkron-Nord" geben nicht auf. Ein 2021 neu gegründetes Bündnis gegen das Gewerbegebiet hat eine Petition gestartet und einen Bürgerantrag eingereicht, der am Dienstag auf der Sitzung des Gemeinderats steht. "Unser Ziel ist es, das Gewerbegebiet noch zu verhindern", sagt Sprecher Klaus Emmerich. "Angesichts der immer deutlicher eingreifenden Klimaveränderung, angesichts der steigenden Gefahren von Sturmkatastrophen, Überflutungen, verunreinigtem Grundwasser und verschmutzter Umwelt fordern wir den Gemeinderat auf, die Planungen umgehend einzustellen und die Bürger vor drohenden Gefahren zu schützen."
"Fakten sprechen lassen"
Dass über den Antrag beraten und ihn der Gemeinderat würdigen wird, macht Bürgermeister Gerhard Schneider (CSU) im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. "Das ist selbstverständlich." Er verstehe die Sorgen der Bürger, könne aber nicht nachvollziehen, dass jede noch so abstrakte Gefahr heraufbeschworen und Panik geschürt werde. Schneider fordert dazu auf, Fakten sprechen zu lassen. In einem rechtlich bindenden Bauleitplanungsverfahren würden alle Fragen von Experten geklärt.
Die Online-Petition
Das Bündnis hat eine Online-Petition gestartet und laut Klaus Emmerich über 1000 Unterschriften gesammelt. 375 Unterzeichner kämen aus Himmelkron. Der Bürgerantrag, der deckungsgleich ist, sei von 50 Unterstützern und damit von mehr als einem Prozent der Einwohner unterzeichnet worden. Emmerich hält aufgrund des Zuspruchs einen zweiten Bürgerentscheid für möglich. "Es ist ein Schritt, den wir uns vorbehalten, wenn der Gemeinderat nicht einlenkt."
"Das passt nicht in diese Zeit"
Das Bündnis vertritt die Auffassung, dass das Gewerbegebiet den Grundsätzen des Landesentwicklungsprogramms widerspricht. Für die Einwohner befürchten Emmerich und seine Mitstreiter weitere Emissionen und Lärm, die Versiegelung der Landschaft, die Zerstörung der Natur sowie eine Beeinflussung des Mikroklimas. Ein Gewerbegebiet mit einer Fläche von 22 Fußballfeldern passe nicht in eine Zeit, "in der die Klimakatastrophe längst in unseren Lebensalltag eingegriffen hat". In Bindlach sei es im Gewerbegebiet entlang der A9 zu massiven Überflutungen gekommen. Da auch durch das geplante Himmelkroner Gewerbegebiet parallel zur Autobahn umfangreiche Flächen versiegelt würden, seien auch hier Überflutungen zu befürchten.
"Horrorszenarien"
Gerhard Schneider spricht von Horrorszenarien, die aufgezeigt würden. Er fordert dazu auf, die Einschätzungen der Fachgremien zu würdigen. In einem Bauleitplanverfahren werde das Wasserwirtschaftsamt auch den Hochwasserschutz beleuchten. "Es bringt nichts, wenn man mit Vermutungen hantiert." Zum Stand der Planungen teilt er mit, dass es eine Entwurfsplanung für den Verkehrskreisel zur Anbindung des Gewerbegebiets gebe und die Vorarbeiten für ein Bebauungsplan-Aufstellungsverfahren laufen. "Wir sind dabei, Zahlen und Fakten zu sammeln, um auf deren Grundlage beurteilen zu können, ob das Projekt machbar ist oder nicht."
Der erste Antrag
Wie der Gemeinderat am Dienstag über den Bürgerantrag entscheiden wird? Ein erster Antrag des Bündnisses im August war abgewiesen worden. Der damalige Antrag zielte darauf ab, das Vorhaben zurückzustellen, bis die Ergebnisse des Niederschlagsabflussmodells der Integrierten ländlichen Entwicklung (Ile) "Fränkisches Markgrafen- und Bischofsland" vorliegen. Klaus Emmerich vertrat den Standpunkt, dass das Bauleitverfahren die Ergebnisse dieses Modells abzuwarten habe.
Gerhard Schneider hat auch schon damals erklärt, dass die Bereiche Abwasser und Oberflächenwasser im Verfahren für einen Bebauungsplan zu berücksichtigen sind. Er hatte auf eine Petition des Ködnitzer Gemeinderates Willi Kolb in gleicher Sache verwiesen, die vom Petitionsausschuss des Landtags abgelehnt worden ist. In der Begründung hieß es laut Gerhard Schneider, dass die Wassermengen, die aus den Himmelkroner Gewerbegebieten kommen, eher überschaubar seien.