Gesundheitsamt Kulmbach appelliert an Corona-Posiive: Bei Kontakten ehrlich sein

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Die Virusmutation mach dem Landkreis zu schaffen. Symbolbild: Adobestock
Die Virusmutation mach dem Landkreis zu schaffen. Symbolbild: Adobestock

Nur so können Infektionsketten durchbrochen werden: "Wir sind auf ehrliche Angaben angewiesen", appelliert das Gesundheitsamt an Corona-Positive.

Die Corona-Lage in Kulmbach ist angespannt: Nicht nur die hohe Inzidenzzahl bereitet vielen Menschen Sorgen, nun wird es auch am Klinikum eng (siehe auch "Die Corona-Entwicklung im Kreis und am Klinikum"). Die Intensiv-Betten für Covid-Fälle sind belegt, es mussten schon Patienten in andere Krankenhäuser gebracht werden. Am Gesundheitsamt beobachtet man die Entwicklungen genau. Wie bewertet die Leiterin der Behörde, Camelia Fiedler, die Lage? Wir haben mit ihr gesprochen.

Frau Fiedler, im Landkreis Kulmbach haben sich die Corona-Zahlen bedenklich entwickelt - vor allem mit Blick auf die sehr hohen Inzidenzwerte und den hohen Anstieg der britischen Mutation.

Seit gut drei Wochen verzeichnen wir einen kontinuierlichen Anstieg der Fallzahlen. Dieser hat sich seit einigen Tagen auf einem hohen Niveau stabilisiert. Seit 9. Februar 2021 werden alle unsere Proben auf Mutationen gescreent. Durch diese neu eingesetzte Methode konnten wir feststellen, dass sich im gleichen Maße das Auftreten der Britischen Mutation B.1.1.7 vermehrt hat. Aktuell entfallen etwa 80 Prozent der Fälle auf diese Variante.

Wie läuft die Nachverfolgung bei diesen vielen Fällen?

Eine schnelle Kontaktnachverfolgung bleibt eines der effektivsten Mittel, Infektionsketten zu unterbrechen. Unser Gesundheitsamt leistet hier sieben Tage die Woche eine hervorragende Arbeit und ist stets auf Höhe des Geschehens.

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dabei aber auf die Unterstützung der Betroffenen angewiesen. Nur ehrliche, offene und vollständige Angaben zu den jeweiligen Kontaktpersonen gewährleisten, dass weitere Ansteckungen vermieden und Ketten unterbrochen werden können.

Es gibt immer noch Berufstätige, die Bedenken haben, wegen leichter Krankheitssymptome daheim zu bleiben.Was ist das richtige Verhalten, wenn ich Erkältungssymptome verspüre?

Wer auch nur leichte, coronatypische Symptome (Müdigkeit, trockener Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Fieber) verspürt, sollte unbedingt bei einem Arzt abklären lassen, ob eine Infektion mit dem Coronavirus vorliegt. Dies gilt gerade jetzt, da viele Menschen allergisch auf die ersten Pollen reagieren, was eventuell ähnliche Symptome auslösen kann. Bei Auftreten solcher Krankheitsanzeichen gilt man als begründeter Verdachtsfall und muss sich bis zum Vorliegen des Testergebnisses isolieren. Auch dies dient der Verhinderung einer weiteren Ausbreitung des Virus und stellt gleichsam einen Dienst an der Allgemeinheit dar.

Können Sie schon eine Schätzung abgeben, wann sich die Situation bessert?

Der Landkreis wird weiterhin alles tun, um eine Besserung der Situation zu erreichen (intensive Kontaktnachverfolgung, Testen, Impfen). Am Ende werden wir aber nur erfolgreich sein, wenn jeder seinen Beitrag leistet.

Die hochansteckende britische Mutante ist inzwischen für die meisten Infektionen im Landkreis verantwortlich. Warum ist diese Virus-Variante so aggressiv?

Diese Mutation ist, wie aus Fachkreisen bekannt, deutlich ansteckender als die Ursprungsvariante des Corona-Virus. Ob sie auch schwerere Verläufe verursacht, ist nicht nachgewiesen. Die Schwere der Erkrankung hängt von vielen Faktoren ab, wie etwa Vorerkrankungen, Virenlast, Reaktion des eigenen Immunsystems etc.

Da diese Virusvariante ansteckender ist, ist generell noch mehr Vorsicht und Umsicht geboten. Dies gilt für alle Lebensbereiche. Die allgemein bekannten Schutz- und Hygienemaßnahmen (Maske, Abstand, Händewaschen, Lüften) schützen bei strenger Beachtung auch vor der Mutation. Insofern ist jeder aufgerufen, diese Vorsorgemaßnahmen zu beachten - sowohl in der Freizeit, als auch am Arbeitsplatz, beim Einkaufen und in der Schule (um nur einige Beispiele zu nennen).

Gerade in körperlich anstrengenden Berufen, zum Beispiel auf dem Bau, sieht man immer wieder Arbeiter, die keine Maske tragen. Herrscht am Arbeitsplatz ein besonderes Ansteckungsrisiko?

In nahezu allen Lebensbereichen gibt es Verantwortliche für die Einhaltung der Schutz- und Hygienemaßnahmen. Diese sind jetzt besonders gefragt. Dies gilt für den Ladenbetreiber genauso wie für den Schulleiter oder den Arbeitgeber. Und natürlich trägt jeder Einzelne Verantwortung, sich entsprechend solidarisch zu verhalten.

Mittlerweile sind weniger ältere Menschen betroffen. Ist das schon ein erster Erfolg der Impfungen?

Der Landkreis Kulmbach hat bei den Erstimpfungen eine Impfquote von über zehn Prozent und liegt damit deutlich über dem bayerischen Schnitt (Zweitimpfungen über fünf Prozent). Aufgrund der durch die Corona-Impfverordnung vorgegebene Reihenfolge wurden zunächst vor allem die Personen, die älter als 80 Jahre sind, geimpft. Insofern ist anzunehmen, dass diese Personengruppe mittlerweile gut geschützt ist.