Kulmbach
Zeitgeist
Gedankenspiele für die Fantasie
Der Bund Fränkischer Künstler zeigt in der Großen Hofstube der Plassenburg eine geglückte Verbindung von handwerklichem Können und originellen Ideen.

Blick in die Hofstube der Plassenburg, im Vordergrund die "Schillernden Persönlichkeiten" von Anita Magdalena Franz Foto: Dagmar Besand
+35
Bilder
Sie ist eine der umfangreichsten Kunstpräsentationen in Franken und die größte und gleichzeitig traditionsreichste Werkschau in Kulmbach: Der Bund Fränkischer Künstler zeigt derzeit seine 88. Jahresausstellung auf der Plassenburg. 109 Maler und bildende Künstler geben in 166 Arbeiten einen tiefen Einblick in den fränkischen Kunstbetrieb - und das auf konstant hohem Niveau.
Kritisch, aber auch mit einer gesunden Portion Humor, beobachten die Künstler ihre Umwelt und die Tendenzen in unserer Gesellschaft. Sie wollen nicht nur das Schöne zeigen, sondern auch zum Nachdenken anregen.
Auffällig ist, dass sich immer mehr Künstler vom streng Konservativen lösen und Spaß daran finden, mit Formen und Farben, mit Perspektiven und Materialien zu experimentieren.
Nach Innovativem muss man in dem vielfältigen Sammelsurium von Themen und Stilrichtungen zwar ein wenig suchen, aber es ist da: Eine der bemerkenswertesten Arbeiten in diesem Bereich ist das Kaspar-Hauser-Triptychon von Udo Winkler aus Ansbach. Die drei Tafeln interpretieren das Schicksal des berühmtesten Findelkinds der Geschichte. Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Mit diesen Fragen soll sich der Betrachter auseinandersetzen.
Winklers Bilder sind geprägt vom Magischen Realismus: Sie stecken voller Metaphern, mit denen er die Grenzbereiche des Ichs offenlegt und den Betrachter einlädt, sich selbst und seine Fragen an das Leben in den dargestellten Szenen zu finden.
Wohl nur die wenigsten Besucher schauen sich die Ausstellung so gründlich an wie Alaa Shawakh. Der 18-jährige Syrer, der als Flüchtling nach Kulmbach kam, wandert stundenlang durch die Hofstube und betrachtet aufmerksam alle Bilder und Skulpturen. "Es ist toll, wie vielfältig das alles ist. Da kann ich viel über die Kultur hier lernen", sagt Alaa.
Winklers Triptychon fasziniert den jungen Mann besonders, aber er findet auch viele weitere Exponate, die ihm gefallen, darunter die Assemblage "Am Anfang war schwarzweiß", die nostalgische Erinnerungen an die Frühzeit des Fernsehens weckt.
Der junge Syrer ist mit Sigrid Brehm auf die Burg gekommen, die ehrenamtlich Aufsicht in der Ausstellung führt. Sie war in Alaas Eingewöhnungszeit in Deutschland seine "Patin" und hat mit ihm gemeinsam Malkurse bei Focus Europa in Neudrossenfeld besucht. Ihre Lehrerin war Helga Hopfe aus Danndorf, die ebenfalls mit zwei Gemälden in der Ausstellung vertreten ist.
Landschaftsmalerei hat bei den Fränkischen Künstlern seit jeher einen großen Stellenwert. Das Schöne in der Natur zu suchen und zu finden, ist vielen Teilnehmern der aktuellen Ausstellung gelungen. Beispielhaft stehen dafür der "Herbsttag im Fürther Stadtwald" von Birgitt Schnell aus Veilsbronn, der "Waldbach im Gegenlicht" von Klemens Wuttke, der aus Lichtenfels stammt, und die Landschaftsmalerei von Günther Wolfrum aus Presseck.
Skulpturen spielen in der Werkschau eine untergeordnete Rolle, da der Transport großer Figuren in die Hofstube eine enorme Hürde darstellt. Dennoch finden sich einige Exemplare, die durch Originalität ebenso wie durch handwerkliches Können bestechen. So zum Beispiel die Marmorfigur "Love at First Feel" von Jürgen Götze aus Coburg, die Time-Sign-Cubes von Ursula Opitz-Böhm und die "Schillernden Persönlichkeiten" aus Ton von Anita Magdalena Franz aus Offenhausen.
Dauer Die 88. Jahresausstellung des Bundes Fränkischer Künstler auf der Plassenburg ist noch bis einschließlich Samstag, 2. September, täglich von 10 bis 17 Uhr zu sehen.
Kosten Die Werkschau ist Teil des Landschaftsmuseums Obermain; der Eintritt dafür beträgt 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Kinder und Schüler bis 18 Jahre haben freien Eintritt.
Mit kritischem Blick
Kritisch, aber auch mit einer gesunden Portion Humor, beobachten die Künstler ihre Umwelt und die Tendenzen in unserer Gesellschaft. Sie wollen nicht nur das Schöne zeigen, sondern auch zum Nachdenken anregen.
Auffällig ist, dass sich immer mehr Künstler vom streng Konservativen lösen und Spaß daran finden, mit Formen und Farben, mit Perspektiven und Materialien zu experimentieren.
Woher und wohin?
Nach Innovativem muss man in dem vielfältigen Sammelsurium von Themen und Stilrichtungen zwar ein wenig suchen, aber es ist da: Eine der bemerkenswertesten Arbeiten in diesem Bereich ist das Kaspar-Hauser-Triptychon von Udo Winkler aus Ansbach. Die drei Tafeln interpretieren das Schicksal des berühmtesten Findelkinds der Geschichte. Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Mit diesen Fragen soll sich der Betrachter auseinandersetzen.
Winklers Bilder sind geprägt vom Magischen Realismus: Sie stecken voller Metaphern, mit denen er die Grenzbereiche des Ichs offenlegt und den Betrachter einlädt, sich selbst und seine Fragen an das Leben in den dargestellten Szenen zu finden.
Wohl nur die wenigsten Besucher schauen sich die Ausstellung so gründlich an wie Alaa Shawakh. Der 18-jährige Syrer, der als Flüchtling nach Kulmbach kam, wandert stundenlang durch die Hofstube und betrachtet aufmerksam alle Bilder und Skulpturen. "Es ist toll, wie vielfältig das alles ist. Da kann ich viel über die Kultur hier lernen", sagt Alaa.
Winklers Triptychon fasziniert den jungen Mann besonders, aber er findet auch viele weitere Exponate, die ihm gefallen, darunter die Assemblage "Am Anfang war schwarzweiß", die nostalgische Erinnerungen an die Frühzeit des Fernsehens weckt.
Der junge Syrer ist mit Sigrid Brehm auf die Burg gekommen, die ehrenamtlich Aufsicht in der Ausstellung führt. Sie war in Alaas Eingewöhnungszeit in Deutschland seine "Patin" und hat mit ihm gemeinsam Malkurse bei Focus Europa in Neudrossenfeld besucht. Ihre Lehrerin war Helga Hopfe aus Danndorf, die ebenfalls mit zwei Gemälden in der Ausstellung vertreten ist.
Das Schöne in der Natur
Landschaftsmalerei hat bei den Fränkischen Künstlern seit jeher einen großen Stellenwert. Das Schöne in der Natur zu suchen und zu finden, ist vielen Teilnehmern der aktuellen Ausstellung gelungen. Beispielhaft stehen dafür der "Herbsttag im Fürther Stadtwald" von Birgitt Schnell aus Veilsbronn, der "Waldbach im Gegenlicht" von Klemens Wuttke, der aus Lichtenfels stammt, und die Landschaftsmalerei von Günther Wolfrum aus Presseck.
Skulpturen spielen in der Werkschau eine untergeordnete Rolle, da der Transport großer Figuren in die Hofstube eine enorme Hürde darstellt. Dennoch finden sich einige Exemplare, die durch Originalität ebenso wie durch handwerkliches Können bestechen. So zum Beispiel die Marmorfigur "Love at First Feel" von Jürgen Götze aus Coburg, die Time-Sign-Cubes von Ursula Opitz-Böhm und die "Schillernden Persönlichkeiten" aus Ton von Anita Magdalena Franz aus Offenhausen.
Die Ausstellung im Überblick
Dauer Die 88. Jahresausstellung des Bundes Fränkischer Künstler auf der Plassenburg ist noch bis einschließlich Samstag, 2. September, täglich von 10 bis 17 Uhr zu sehen.
Kosten Die Werkschau ist Teil des Landschaftsmuseums Obermain; der Eintritt dafür beträgt 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Kinder und Schüler bis 18 Jahre haben freien Eintritt.