Persönliche Schicksale
Manche Begleitungen dauern Wochen oder gar Monate. Ein anderes Mal gibt es nur wenige oder nur eine einzige Begegnung vor dem Tod. Für die Hospizbegleiter bedeutet das, sich jedes Mal neu einstellen zu müssen auf die individuellen Gegebenheiten, auf die persönlichen Schicksale.
"Das könnte ich nie" hören die Hospizbegleiter oft. Sie selbst empfinden ihre Einsätze nur selten als traurig und nur in Ausnahmefällen als belastend. Natürlich gebe es Schicksale, die anrührend seien, sagen sie. Natürlich gehe es ihnen nach, wenn der Tod zu jemandem nicht leicht und leise kommt, sondern qualvoll und schmerzhaft. Und natürlich werde man sich bei jeder einzelnen Begleitung der eigenen Endlichkeit bewusst.
Aber: "Auch am Bett eines Sterbenden wird gelacht", sagt Richard von Schkopp. Manche Menschen hätten in ihren letzten Wochen, Tagen oder Stunden das Bedürfnis zu reden. Andere könnten leichter gehen, wenn jemand einfach bei ihnen sitze und schweige.
Was am besten ist, erspüren die Hospizhelfer dank der in der Ausbildung erlangten Professionalität. Wichtig sei es für sie, so Monika Philipp, sich vorzubereiten und den Alltag abzulegen, bevor sie ein Sterbezimmer betrete. Das geschehe durch einen Moment des Innehaltens oder ein kurzes Gebet. Richard von Schkopp ergänzt, dass ihm auch ein guter Abschluss einer jeden Begleitung wichtig sei. "Deswegen gehe ich immer auch zur Beerdigung."
Selten einmal kommen die Einsätze Schlag auf Schlag. Pausen sind wichtig: Zur Ruhe kommen. Aufwühlendes, vor dem auch die Professionalität nicht schützt, setzen lassen. Fünf bis sechs Begleitungen pro Jahr - das genügt.
Nicht alles läuft glatt
Wer mag, kann das Angebot des Hospizvereins zur Supervision nutzen. Darunter versteht man Gespräche mit psychologisch geschulten Fachkräften, die das Ziel haben, sich des eigenen Handelns bewusst zu werden. In solchen Gesprächen kommt vieles auf den Tisch: Der Ärger über manche Angehörige, die am Bett eines Sterbenden über diesen hinweg schon über Erbschaftsfragen diskutieren. Das Unverständnis darüber, dass Angehörige oder Pflegepersonal die Hospizhelfer bisweilen mit Hilfspflegern verwechseln. Die Tatsache, dass es manchmal eben doch nicht so gepasst hat mit der Chemie zwischen Hospizbegleiter und dem sterbenden Menschen. Auch bei Sterbebegleitungen läuft eben nicht immer alles glatt.
Sie bereuen es nicht
Trotz gelegentlicher Widrigkeiten: Bereut haben Monika Philipp, Karin Vonbrunn und Richard von Schkopp ihren Entschluss, Sterbende zu begleiten, nie. Einem Menschen einen würdigen Tod bereiten zu können, sei eine Gabe, sagen sie.
Und wenn das dann gelingt und der Moment des Todes ein friedlicher und heiliger ist - dann ist ein Lächeln durchaus angemessen.
Hospizbegleiter werden - hier gibt es Informationen
Der Hospizverein wurde 1997 gegründet. Er hat zurzeit 377 Mitglieder und verfügt über 59 aktive Hospizbegleiter. Das Angebot ist kostenlos und konfessionell unabhängig.
Begleitungen Im Jahr werden etwa 60 bis 70 Begleitungen abgeschlossen, zurzeit laufen etwa 30.
Nachfrage Die Nachfrage nach Hospizbegleitungen steigt und etliche langjährige Begleiter und Begleiterinnen scheiden aus dem aktiven Dienst aus. Deswegen wünscht sich der Hospizverein neue aktive Hospizbegleiter.
Schulung Die nächste Schulung findet 2020 statt. Sie beginnt am 3. Februar um 18 Uhr. Anmeldungen sind ab sofort im Hospizbüro möglich (Kontaktdaten siehe rechts).
Informationsabend Für alle Interessenten findet am 20. Januar um 19 Uhr im Burggut in der Waaggasse 5 (1. Stock) ein Informationsabend statt. Die Teilnahme ist völlig unverbindlich.
Kontakt Hospizverein Kulmbach, Waaggasse 5 (Burggut), 1. Stock, Telefon 09221/924739, mobil 0172/8516096, Fax 09221/924618, Mail: kontakt@hospiz-kulmbach.dered