Frau Müller und der Friedhofskäse

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Ich liebe Käse. Und ich liebe es, mich quer durch eine gut sortierte Käsetheke zu kaufen. Leider habe ich spätestens dann, wenn ich daheim bin, wieder vergessen, was genau ich da gekauft habe.

Almkäse, Rotweinkäse, Bergkäse.... die Namen sind mir noch im Gedächtnis. Aber welcher ist nun welcher? Den Ziegenfrischkäse schmecke ich heraus, logisch. Und auch einen gut abgelagerten Pecorino kann ich problemlos identifizieren. Bei allen anderen Käsen, die mir gut schmecken, muss ich beim nächsten Einkauf wieder mit dem Finger drauf zeigen: "Ein Stück von dem da, bitte!"
Eine Ausnahme gibt es jedoch. Frau Müller, Fachkraft an einer meiner Lieblings-Käsetheken, hat mir vor geraumer Zeit einen Käse französischer Herkunft ("Tomme de irgendwas") angepriesen mit den Worten: "Das ist unser Friedhofskäse."
Sie registrierte wohl mein verdutztes Gesicht und erklärte mir, dass sie jenen Käse so nenne, weil er ein bisschen modrig rieche.
Und tatsächlich: Der Käse wies nicht nur einen sehr eigenwilligen Duft auf, sondern war mit seiner leicht schmierigen, grau-weißen Rinde durchaus dazu angetan, empfindlichere Naturen als mich zu verschrecken.
Ich mag so was. Und ich war sehr froh, endlich mal einen Käse gefunden zu haben, der mir nicht nur vorzüglich schmeckt, sondern an dessen Namen ich mich auch beim nächsten Einkauf noch erinnern kann.
Ich muss zwar beim Käse-Einkauf immer noch zeigen: "Ein Stück von dem Großen, und ein s von dem Runden...". Aber ich verlange auch mit großer Vorfreude: "Eine Ecke vom Friedhofskäse, bitte!"