Franz Besold aus Weismain ist ein beliebter Gast bei Fastnachtsveranstaltungen. Seit 35 Jahren nimmt er seine Mitmenschen aufs Korn.
Es war einmal vor langer Zeit, als das Fernsehen noch schwarz-weiß und die Zahl der Programme klein war. Da gehörte die Ausstrahlung der Faschingssendung "Mainz bleibt Mainz" für den kleinen Franz Besold zu den absoluten Höhepunkten im Jahr. Er durfte länger aufbleiben, verfolgte fasziniert die Darbietungen der Garden und Büttenredner - und sagte eines Tages: "Das will ich auch machen".
Jahrzehnte später: Im Verkaufsraum von Franz Besolds Konditorei in Weismain baumeln an einer langen Stange über der Theke 80 Faschingsorden. Große, kleine, bunt und glitzernd. Nebenan im Café hängen noch einmal 20. "Aber das sind noch nicht alle, die ich habe", sagt der heute 59-Jährige. Seinen Kindheitstraum vom Fasching hat er längst wahr gemacht. Seit 35 Jahren ist Besold als "Till" eine zentrale Figur im Weismainer Fasching.
Als Büttenredner ist Franz Besold, der sich schon als Schulkind an kleinen Reimen versucht hat, in die Fußstapfen seines Vaters Berthold getreten. Der hat über Jahre hinweg die Büttenreden für den Weismainer Fasching geschrieben - wenn er auch selbst nie aufgetreten ist. So langsam sei er da hineingewachsen, sagt der Sohn heute, sei dann auch beim Mainleuser Carnevals-Club aktiv geworden. Gelernt habe er aus Erfahrung. "Viele Leute denken, der Reim ist beim Schreiben einer Büttenrede die Herausforderung. Aber der Reim ist nicht das Problem. Wichtig ist es, in vier oder acht Zeilen auf den Punkt zu kommen."
Und auf den Punkt kommt Franz Besold: Alljährlich in der Rolle des Till, der beim Gaudiwurm (heuer am 3. März) und bei der Kellersitzung in seinem Heimatort mit spitzer Zunge die Lokalpolitik glossiert - und in unterschiedlichsten Rollen weit über Oberfranken hinaus.
Ein bisschen im Dreck wühlen
In dieser Session ist er als Kellerassel unterwegs. "Die Kellerassel", so erläutert Besold, "wühlt ein bisschen im Dreck. Und sie fördert dabei allerlei zutage, was die Menschen lieber versteckt hätten." Thematisch öffnet sich da ein weites Feld. Politiker, Showgrößen, andere Prominente: Sie alle kriegen ihr Fett weg. Besold kennt dabei kein Tabu. Fast keines. "Witze, die unter die Gürtellinie gehen, mache ich nicht", sagt er. "Ich würde auch niemanden persönlich angreifen. Privates soll privat bleiben. Auch als Narr muss man sich selbst noch im Spiegel anschauen können."
Auch wenn Franz Besold versichert, dass er nach dem Aschermittwoch "die Festplatte im Kopf löscht", also all die Reime, Spitzen und Pointen in den hintersten Winkel des Gehirns verbannt, um nicht mehr daran zu denken: Nach dem Fasching ist für ihn vor dem Fasching. Im Spätsommer "steht" die neue Figur, in die er sich im Fasching verwandeln wird. Das kann ein Lebensmittel-Kontrolleur sein, ein Vogelhändler - oder eben die Kellerassel. Dann sammelt Besold seine Themen. "Die müssen natürlich immer zur aktuellen Figur passen."
Der Text der Büttenrede entwickelt sich. "Es arbeitet ständig in mir", sagt Besold.