Das Thurnauer Schlosstheater serviert mit dem Stück "Die Kellnerin Anni" leichte Kost. Amüsant ist der witzige Dialekt von Schaupielerin Angelique Verdel.
Anni hat viel erlebt: eine komplizierte Affäre mit dem verheirateten Maxl, eine turbulente Pilgerreise nach Rom, zwei Ehen, Armut und Reichtum. Sie kennt die Facetten, die das Leben zu bieten hat. Langweilig wurde ihr nie, und erzählen kann sie jede Menge: vom Leben, den Männern und der Religion.
Seit Samstag ist "Die Kellnerin Anni" im Thurnauer Schlosstheater zu sehen. Regie führt einmal mehr Intendant Wolfgang Krebs, Darstellerin ist Angelique Verdel.
Authentische Figur
Die in Franken beheimatete Schauspielerin, die aus Holland stammt, spielt die eigentlich oberbayerische Anni. Ihr Dialekt ist eine lustige Mischung. Vielleicht ist es gerade diese ganz eigene Sprache, die die Figur im Schlosstheater Thurnau so authentisch macht. Angelique Verdel erzählt in der Rolle der Anni aus ihrem Leben.
Absurditäten, zum Beispiel wie sich die Marchtalerin den gichtigen Finger im Fußabstreifer verletzte und Anni dadurch nicht nur zu einer Pilgerreise kam, sondern in ein großes Unglück und dadurch auch wieder in ihr großes Glück schlitterte. Wie ihr Urban ihr zeigte, wie man griechischen Salat zubereitet oder zumindest das, was sie dafür hält. Wie Urban alle anderen Frauen nur benutzte und sie sich herzlich mit ihm über die dummen Hühner amüsierte - bis auch ihr eigenes Konto leer und Urban über alle Berge war. Wie sie die Welt sehen durfte und bei Tiffany's shoppen ging: "Ihr werdet überrascht sein - da gibt es gar kein Frühstück".
Manches ist skurril, Vieles, was Anni passierte, aber gar nicht ungewöhnlich. So ist es mehr die Art des Erzählens als der reine Inhalt, der den Reiz dieses Stückes ausmacht.
Angelique Verdel erzählt mit Ehrlichkeit und lacht über sich selbst.
"Schön war er nicht!", stellt sie bei einigen ihrer Verflossenen fest. Sie präsentiert sich dabei nicht als typische Kellnerin, sie ist scheinbar nicht für diese Rolle geeignet. Doch der Zuhörer merkt bald, dass natürlich gerade das perfekt zur Kunstfigur Anni passt. Sie ist keine einfache Kellnerin, sondern sie ist Kabarettistin, Dame der Oberschicht, trotzdem zupackend, einfach im Kopf und eben auch eine Kellnerin. Rosendorfers witzige, satirische, bisweilen bissige Sprache und Angelique Verdels außergewöhnliches Temperament sind eine einzigartige Mischung.
Es ist leichte Kost, bei der Premiere im Schlosstheater wurde herzlich gelacht.
Info Aufführungen Das Stück "Die Kellnerin Anni" wird im Schlosstheater noch an folgenden Tagen gespielt: 14. Mai, 29. Mai, 4. Juni, 5. Juni und 17. Juni; samstags wie gewohnt um 20 Uhr, sonntags jeweils um 17 Uhr.
Vorschau Im Juli macht das Schlosstheater Pause. Im August wird im Rahmen der Schlossfestspiele das Stück "Der Vorname" gespielt.