Naturerlebnisse entlang einer mittelalterlichen Handelsstraße, Geheimnisse der Dreifaltigkeitskirche - all dies könnte in einer Erlebnisachse .
Auf den Spuren des Raubritters Hans von Absberg kann man voraussichtlich in zwei Jahren wandeln. Der hatte sich um 1522 mit seinen Kumpanen mietfrei auf der Burg Nordeck, die ansich dem Bamberger Bischof gehörte, selbst einquartiert und das dortige Verlies als Zwischenlager für sein Geschäft mit erpresserischem Menschenraub genutzt.
Außerdem lag die Burg recht günstig oberhalb der Handelsstraße, von der heute noch der Weg zwischen der Schneidmühle in Stadtsteinach bis nach
Presseck zeugt. Und man muss vermuten, dass Ritter Hans sich dort auch das Nötigste, sozusagen als Maut, holte - ganze Ladungen nebst Fahrzeug und Zugochsen.
Viel ist von den mittelalterlichen Bauten nicht mehr übrig. Aber neben der inzwischen sanierten Ruine Nordeck gibt es noch weitere Spuren aus dieser Zeit. Es würde sich lohnen, diese aufzuspüren, sie zu dokumentieren und auch wieder zum Leben zu erwecken.
Das Steinachtal als "Erlebnisachse - unterwegs im Mittelalter" zu erkunden. Joachim Zeune ist anerkannter Spezialist für Burgen und Mittelalter. Wie er schon dem Stadtrat Stadtsteinach erläuterte, berichtete er jetzt auch dem Pressecker Gemeinderat von den Möglichkeiten dieses Projektes.
Und auch dieser hält Zeunes Vorschläge für realisierungswürdig - nun auf Pressecker Gebiet erweitert mit der Burg Wildenstein bis zur Pressecker Kirche, die sicher vor dem Jahr 1512, der Sage nach sogar im Jahr 1002 erbaut wurde.
Der Weg mit seinen verschiedenen Stationen könnte touristisch von Bedeutung werden. Das Mittelalter scheint nicht nur vorübergehend auf großes Interesse zu stoßen. Vielmehr hätten sich bereits seit Jahren dauerhaft Gruppen von Mittelalter-Fans zusammengefunden, die sich regelmäßig auf mittelalterliche Spurensuche begeben, so Zeunes Erfahrung.
"Massentourismus muss man also nicht befürchten." Wobei Mittelaltermärkte immer ein großer Renner seien.
Der angedachte Erlebnispfad könnte an der Stadtmauer in Stadtsteinach in der Knollenstraße beginnen mit den weiteren Stationen Gewölbe des Heimatmuseums, die Altstraße im Steinachtal, der Burgstall Grünberg, die Ruine Nordeck und der Burgstall, das Naturdenkmal Steinachklamm, der Waffenhammer und die Burgruine Wildenstein bis zur Pressecker Kirche mit ihren einmaligen Deckengemälden aus der Zeit. Waffenhammer wäre laut Zeune zwar nicht mittelalterlich; man könnte dort aber durchaus mittelalterliche Waffenschmiedekunst vorführen.
Information über das Handy
Außerdem würde es sich anbieten, im Eulenspiegelmuseum vor Ort auf die mittelalterliche Figur des Til Eulenspiegels hinzuweisen, der ja ein legendärer Kritiker mittelalterlichen Lebens und der damaligen Kultur gewesen war.
Die einzelnen Stationen, so Zeunes Vorhaben, würde man nicht trocken historisch vorlegen. Vorstellbar wäre, die vorhandenen Bauten beziehungsweise Reste davon mit Darstellungen der einstigen Bewirtschaftung des Steinachtals zu verknüpfen. Darstellbar wäre auch die Lebensweise im Mittelalter. Man könnte zum Beispiel ganz zeitgemäß digital über Smartphone-Apps an den jeweiligen Standorten die Historie berichten und Ruinen virtuell wieder aufbauen, sogar mit Videos die damalige Zeit nacherlebbar machen. An möglichen Funklöchern würde es nicht scheitern.
Es gebe in diesem Fall recht günstige Geräte, über die man entsprechende Signale senden beziehungsweise empfangen könne. Gleichzeitig würde man ja auch durch ein Büchlein oder Flyer und Karten mit Erläuterungen sich über die einzelnen Stationen informieren können.
Nach der Zustimmung auch des Pressecker Gemeinderats wird Zeune ein Konzept für einen mittelalterlichen Erlebnispfad erstellen und dieses mit einer Kostenkalkulation vorlegen. Insgesamt müsse man mit 150 000 Euro rechnen, die aber als Leader-Projekt bezuschusst würden - wie vergleichbare Projekte, die er bereits beendet hat. Mit den verbleibenden Kosten würde man dann die Oberfrankenstiftung und den Landkreis angehen.
Vonseiten der Wirtschaftförderung des Landkreises habe es bereits in Stadtsteinach positive Signale gegeben, berichtete Bürgermeister Siegfried Beyer, so dass zehn, allenfalls 20 Prozent für die Kommunen verblieben - davon zwei Drittel für Stadtsteinach und ein Drittel für Presseck.