Familie wehrt sich gegen "ungerechte Vorwürfe"

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Die Familie Luka hat eine Vision: Sie möchte in Wirsberg jungen Ärzten und Pflegekräften aus Albanien zu soliden Deutschkenntnissen verhelfen. Im Bild (von links) Besitzer Dashnor Luka, Schwiegersohn Olsi Nini, Ehefrau Llambrini Luka sowie Tochter Hetgen mit ihrem Mann Alexandre Descieux, die ebenfalls beide Ärzte sind. Foto: Dagmar Besand
Die Familie Luka hat eine Vision: Sie möchte in Wirsberg jungen Ärzten und Pflegekräften aus Albanien zu soliden Deutschkenntnissen verhelfen. Im Bild (von links) Besitzer Dashnor Luka, Schwiegersohn Olsi Nini, Ehefrau Llambrini Luka sowie Tochter Hetgen mit ihrem Mann Alexandre Descieux, die ebenfalls beide Ärzte sind. Foto: Dagmar Besand
Die Sprachschüler treffen sich zwischen den Lernzeiten gerne mit der Familie Luka, um über Gott und die Welt zu reden — auf Deutsch versteht sich. Foto: Dagmar Besand
Die Sprachschüler treffen sich zwischen den Lernzeiten gerne mit der Familie Luka, um über Gott und die Welt zu reden — auf Deutsch versteht sich. Foto: Dagmar Besand
 
Begeistert vom Deutschkurs in Wirsberg sind Sara Yosami und Albana Shyti (rechts). Foto: Dagmar Besand
Begeistert vom Deutschkurs in Wirsberg sind Sara Yosami und Albana Shyti (rechts). Foto: Dagmar Besand
 

Dashnor Luka ermöglicht in Wirsberg Medizinern aus Albanien intensiven Deutsch-Unterricht. Er wehrt sich gegen Kritik einer ehemaligen Lehrerin.

Die Vorwürfe, die Fatima Zitouni vor einigen Tagen öffentlich gegen ihn und seine Familie erhoben hat, machen Dashnor Luka, den Inhaber des ehemaligen Waldhotels "Hubertushof", fassungslos: "Was da in den Raum gestellt wird, stimmt vorne und hinten nicht", sagt Luka. Von einem verwahrlosten Gebäude war die Rede, von überhöhten Mieten und Kursgebühren, Mobbing, unzureichenden Vorkenntnissen und Schummelei bei den Prüfungen.

Der 58-Jährige ist verärgert, dass sein guter Ruf durch diese Behauptungen "in den Schmutz getreten" wurde: "Ich konnte gar nicht glauben, was ich da in der Zeitung gelesen habe.Wir wollen etwas Gutes für unsere Landsleute und für die Region tun und stellen dafür unsere Räume sogar teilweise kostenlos zur Verfügung." Dass ihm in einem Kommentar zum Artikel zusätzlich unterstellt werde, es gehe nur ums Geld, und er wolle sich an seinen Landsleuten bereichern, kränkt Luka: "Es gibt sicher schwarze Schafe, aber wir gehören nicht dazu."


"Ein seriöses Konzept"

Unterstützung bekommt er von Bürgermeister Hermann Anselstetter (SPD), der das Engagement der albanischen Familie in Wirsberg als beispielgebend lobt. Er habe Dashnor Luka, der das Hotel im Oktober 2014 von Hilde Eichmann gekauft habe, als glaubwürdigen Geschäftsmann kennengelernt: "Er hat ein seriöses Konzept vorgelegt."


Deutschland braucht Fachkräfte

Und was genau spielt sich nun im "Hubertushof" ab? Dashnor Luka, der unter anderem für die Deutsche Botschaft in Tirana gearbeitet und im Kosovo-Krieg den Unterstützungsverband Albanien der Bundeswehr als Dolmetscher unterstützt hat, leitet in der albanischen Hauptstadt Tirana eine private Sprachschule, in der junge Mediziner und Pflegekräfte Deutsch lernen. "Das sind Elite-Studenten, die parallel zu ihrer Ausbildung oder Berufstätigkeit bei uns die Sprache studieren, um später in Deutschland arbeiten zu dürfen. Sie sind fleißig und kompetent - genau die Fachkräfte, die derzeit dringend gesucht werden."

Der "Hubertushof" diene als eine Art verlängerter Arm seiner albanischen Schule. "Die jungen Leute bekommen hier die Möglichkeit, in einem Intensivkurs von vier, sechs oder acht Wochen noch besser zu werden und direkt im Anschluss ihre Prüfung abzulegen." Ziel ist, mindestens das B2-Zertifikat zu erlangen, das Voraussetzung für die Aprobation in Deutschland ist. Viele wollen mehr und C1 schaffen - den Standard, der Ärzte in die Lage versetzt, sich fließend und fachlich korrekt auf Deutsch mit Kollegen und Patienten zu unterhalten.

Den Unterricht in Wirsberg organisiert nicht Dashnor Luka, sondern die Firma Andrax Consulting & Training, ein vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zugelassener Träger, der auf die Durchführung von Deutschkursen im Integrationsbereich spezialisiert ist. Das Unternehmen ist ein zertifiziertes telc-Prüfungszentrum. Die telc GmbH wiederum ist ein Sprachtestanbieter mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. Die Abkürzung steht für "The European Language Certificates" - die Europäischen Sprachenzertifikate. Das gemeinnützige Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft des Deutschen Volkshochschul-Verbandes.

Andrax-Chef Klaus Scheler aus Küps hatte Fatima Zitouni als Lehrerin angestellt und sie nach vier Wochen Probezeit wieder entlassen. "Sie war nicht die Richtige für diese Aufgabe." Daraufhin hatte Zitouni die schweren Vorwürfe gegen ihren Arbeitgeber und die Eigentümer des "Hubertushofs" erhoben. Sie behauptete, bei den Prüfungen werde geschummelt und die Studierenden müssten überhöhte Preise bezahlen.

"Das ist Unsinn", sagt Dashnor Luka. "Ich will mit dem Hotel nicht unmittelbar Geld verdienen, sondern den Erfolg meiner Schule in Tirana fördern. Wir sind die einzigen in Albanien, die so etwas für medizinische Berufe anbieten, und ich möchte, dass unsere Absolventen die Besten sind."

Lukas Tochter Hetgen und ihr Mann Alexandre Descieux tragen das Konzept des Vaters mit. Beide sind ebenfalls Ärzte, seit kurzem mit dem Studium fertig. Sie wohnen im "Hubertushof", haben sich hier auf ihre Examen vorbereitet. "In unserer Freizeit unterstützen wir die Teilnehmer und üben mit ihnen", erzählt Hetgen Descieux. "Wir wissen, wie hart sie dafür arbeiten, gutes Deutsch zu lernen."

Schulleiter Klaus Scheler verweist darauf, dass Sprachtests von externen Prüfern abgenommen werden. "Da kann man nicht mogeln, mit schlechten Kenntnissen besteht niemand. Außerdem sind nur Absolventen, die etwas können, eine gute Werbung für uns."

Die Behauptung, es gehe vor allem ums Geld, sei nicht wahr, so Luka: "Im Gegenteil: Wir haben in der ersten Zeit die Zimmer kostenlos zur Verfügung gestellt. Doch Strom, Wasser, Abwasser, Müll und ähnliches können wir auf Dauer nicht für alle übernehmen. Deshalb zahlt jetzt jeder der Ärzte zehn Euro pro Tag."

Die Pflegekräfte, die in Albanien nur 200 Euro monatlich verdienen, dürfen noch immer umsonst im "Hubertushof" wohnen. Sie zahlen nur die Kursgebühren. Auch die seien mit rund 250 Euro für den mehrwöchigen Unterricht deutlich niedriger als an anderen Standorten, weil die Familie Luka der Firma Andrax keine Miete berechnet. Dafür hat sich Klaus Scheler auf eigene Kosten um die Renovierung der von ihm genutzten Räume gekümmert.

Freilich seien im ehemaligen Hotel nicht modernste Standards zu erwarten. "Wenn wir alles sanieren würden, müssten wir entsprechende Preise für die Unterbringung verlangen", sagt Alexandre Descieux.

50 junge Ärzte und Pflegekräfte bringt Luka jährlich aus Tirana nach Deutschland: "Wir nehmen nur Leute, die wir kennen. Es ist unser Haus, wir wohnen selbst hier und möchten, dass die Leute zusammenpassen." Zusätzlich bringt auch Scheler noch Sprachkursteilnehmer verschiedener Nationalitäten nach Wirsberg: "Wir haben eine Vertrauensbasis und arbeiten sehr gut zusammen."


"Wie in einer großen Familie"

Eine dieser Schülerinnen ist Sara Yosami aus dem Iran. Die junge Allgemeinärztin ist begeistert von der Atmsphäre in Wirsberg: "Ich fühle mich hier richtig zu Hause und kann mit vielen verschiedenen Leuten Deutsch sprechen, auch außerhalb des Unterrichts. Das hilft mir sehr."

Sara sitzt mit ihren Kollegen im ehemaligen Festsaal des Hotels. Dort läuft gerade ein medizinischer Lehrfilm. Den Studierenden stehen reichlich Räume zur Verfügung, um in Arbeitsgruppen oder allein zu lernen, auch die Terrassen und der Garten werden dafür gern genutzt.

Gemeinsam mit den anderen fällt auch Albana Shyti das Lernen leichter. Die junge Albanerin kann sich sehr gut auf Deutsch ausdrücken, hat aber trotzdem ihren Aufenthalt in Wirsberg verlängert: Sie hat kürzlich "nur" die B2-Prüfung bestanden, möchte aber gern ein C1-Zertifikat. "Hier leben wir wie in einer Familie und unterstützen uns gegenseitig beim Lernen. Das ist toll."

Bisher haben alle Absolventen von Lukas Schule eine gute Anstellung in Deutschland gefunden, eine Tatsache, auf die der 58-Jährige sehr stolz ist. Schon bald soll im "Hubertushof" ein offizielles Eröffnungsfest stattfinden. Das haben wir bisher noch nicht geschafft, weil so viel zu tun war. Aber alle Leute, die uns kennenlernen möchten, sind jederzeit herzlich willkommen."