Rund 1,50 Prozent mehr an Stimmen als bei der Europawahl von vor fünf Jahren hat die Alternative für Deutschland (AfD) im Landkreis geholt. Ihr Kreisvorsitzender Georg Hock erklärte, er sei von dem Ergebnis keineswegs enttäuscht, weil man 2014 mit 8,25 Prozent schon sehr gut abgeschnitten habe. Der Wahlkampf habe insgesamt in einem schwierigen Umfeld stattgefunden, andere Themen, wie etwa Klimawandel hätten dominiert. "Insgesamt geht es aber mit unserem Resultat in die Richtung, die ich mir vorstelle."
Von einem schwierigen Wahlkampf sprach in der Analyse auch FDP-Bezirksvorsitzender Thomas Nagel. "Mit dem Ergebnis kann man nicht zufrieden sein", sagte er mit Blick auf den Landkreis. Man habe einen sehr engagierten Wahlkampf geführt, allerdings sei kein Kandidat aus Bayern unter den ersten zehn auf der FDP-Liste gewesen, was es schwierig mache, Wähler zu mobilisieren. Im Landkreis müsse die FDP weiter an Profil gewinnen und klar die Unterschiede zu den anderen Parteien deutlich machen.
Mit dem Gedanken, dass "ein paar Parteien, die ich auch schätze und mit denen wir Programm-Übereinstimmungen haben", wie Die Partei oder die ÖDP, gut Stimmen dazu gewonnen hätten tröstete sich gestern Oswald Greim, Mitglied im Landesvorstand der Linken. "Ich hatte gehofft, mit unserer konsequenten Arbeit ein bisschen zuzulegen", sagte er mit Blick auf das Landkreis-Ergebnis. Nun gelte es, an der Basis kleinteilige Kärnerarbeit zu leisten und die Parte weiter aufzubauen.
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Europa hat interessiert
Die beste Nachricht gestern Abend: Die Wahlbeteiligung hat im Vergleich zu 2014 im Landkreis um fast 19 Prozentpunkte zugenommen. Das bedeutet, dass die Gleichgültigkeit bei einem Teil von fast zwei Dritteln der Wahlberechtigten dem Wunsch gewichen ist, mitzubestimmen. Der eher klassisch-brave Wahlkampf der Parteien im Landkreis kann den Sinneswandel aber kaum bewirkt haben.
Der Trend ist es, der zurzeit der Freund der Grünen ist - auch bei uns. Nach dem erfolgreichen Volksbegehren und den Schüler-Demos gegen das aus ihrer Sicht zu zögerliche Handeln der Politik sind Umweltthemen bei den Wählern einfach angesagt. Und dafür stehen nun einmal in der öffentlichen Wahrnehmung die Grünen (und weniger die ÖDP, die jedoch im Landkreis immerhin ein besseres Ergebnis eingefahren hat als die Linke).
Nur magere 1,29 Prozentpunkte hat die AfD im Landkreis hinzugewonnen, ist aber in einer Handvoll Gemeinden nach der CSU zweitstärkste Kraft geworden. Eine Entwicklung, die Freie Wähler, Grüne und vor allem die SPD alarmieren muss. Den Sozialdemokraten fehlen offenbar auch auf Kreisebene die Ideen, wie man dem langsamen Schwinden der Bedeutung entgegenwirken will.
Doch auch die CSU kann sich ihr Ergebnis keineswegs schönreden: 58,9 Prozent der Stimmen verbuchte sie noch bei den Europawahlen 1999 - ein Anteil, der seitdem kontinuierlich abnimmt. Inzwischen sind die 40 Prozent schon deutlich in Sicht.