Etikettenschwindel - ganz legal

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Die Siegel-Inflation. Der Aufdruck "Regional" ist aber nicht an besonders strenge Bedingungen geknüpft. Foto: Wolfgang Kumm, dpa
Die Siegel-Inflation. Der Aufdruck "Regional" ist aber nicht an besonders strenge Bedingungen geknüpft. Foto: Wolfgang Kumm, dpa

Immer mehr Leute sind bereit, für regionale Produkte mehr zu zahlen. Die Aussicht auf Mehrverdienst verleitet natürlich zum Etikettenschwindel.

Der Konsument, das undurchsichtige Wesen? Denkste, dank Payback-Karte oder den Spuren, die wir bei der Google-Suche im Internet hinterlassen, kennen Industrie und Handel uns Käufer besser denn je. Und sie wissen auch ganz genau, was wir wollen. Zum Beispiel gesunde und nicht weit transportierte Lebensmittel aus der Region. Für die greifen auch immer mehr Bundesbürger tiefer in den Geldbeutel, wenn sie nicht schon auf dem noch teureren Bio-Trip sind.

Doch was heißt eigentlich Region? Sicherlich ist damit ein vom Gesetzgeber klar definierter Raum gemeint, will man meinen. Vielleicht müssen die Produkte nicht gerade aus dem eigenen Landkreis, aber doch höchstens im Radius von vielleicht 100 Kilometern um das Geschäft hergestellt worden sein, das die Produkte anbietet. Gut, man möchte es vielleicht noch durchgehen lassen, wenn man in einem Hofer Supermarkt Weintrauben aus dem etwa 150 Kilometer entfernten Unterfranken mit dem Siegel "Regional" finden würde.

Doch würden Sie auch noch für "regionale" Milch zehn Cent mehr zahlen, wenn sie aus Hessen oder Baden-Württemberg vielleicht 200 oder 300 Kilometer zu uns unterwegs war?

Gibt's nicht? Gibt's doch! Denn Regional ist nicht geschützt. Lediglich das Herkunftsland muss angegeben werden. Also darf auch der Schafskäse aus Flensburg in Oberammergau als regionales Produkt verkauft werden. Ein ganz legaler Etikettenschwindel - nur gut fürs Gewissen und für die Produzenten.

Ob der Begriff Regional auch immer gleich Qualität bedeutet, ist sowieso fraglich. Aber das ist wieder ein anderes Thema.