Energiepreis-Schock: Auch Bier und Brot werden teurer

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Mit den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen werden auch Bier und Brot teurer.
Mit den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen werden auch Bier und Brot teurer.
Symbolbild: Andreas Gebert/dpa
Brauereivorstand Markus Stodden
Brauereivorstand Markus Stodden
Kulmbacher Brauerei
Bäckermeister Sebastian Groß
Bäckermeister Sebastian Groß
Alexander Hartmann

Die steigenden Kosten für Strom, Öl und Gas belasten viele Kulmbacher Unternehmen - Großbetriebe, aber auch den Bäckermeister, der wohl die Preise erhöhen muss.

Viele sind geschockt, wenn sie dieser Tage Post vom Energieversorger erhalten, denn teils exorbitante Preissteigerungen bei Strom, Öl und Gas reißen eine Lücke in die Haushaltskasse. Doch nicht nur für Privatleute erhöht sich der Kostendruck, auch die Wirtschaft ächzt unter explodierenden Preisen, die gerade im internationalen Wettbewerb ein Hemmschuh sind. Wie heimische Betriebe die Lage einschätzen? Wir haben nachgefragt und festgestellt, dass Firmen unter den Mehrkosten leiden. Zu spüren bekommt das auch der Verbraucher, der mehr zahlen muss: nicht nur für Strom, Öl und Gas, sondern auch für Bier, Brot und Brötchen.

"Weitergabe unumgänglich"

Zu den energieintensiven Betrieben gehört die Kulmbacher Brauerei. "Auch wir bekommen die Auswirkungen der stark steigenden Preise für Strom, Erdgas und Erdöl zu spüren", sagt Vorstandssprecher Markus Stodden, der von signifikanten Kostensteigerungen in allen Unternehmensbereichen spricht, von der Produktion über die Logistik bis hin zum Außendienst oder Einkauf. Die Brauerei rechnet damit, dass sie gegenüber dem Vorjahr einen Mehrbetrag in sechsstelliger Höhe aufwenden muss. Eine Weitergabe der Kosten an die Endverbraucher werde unumgänglich, so Stodden, der quasi eine Bierpreiserhöhung ankündigt. Um sich unabhängiger zu machen, stelle man sich neu auf. "Vor diesem Hintergrund überlegt die Kulmbacher Brauerei seit geraumer Zeit, zukünftig in die Eigenproduktion von Energie zu investieren. Hier bieten erneuerbare Energien auch im Sinne des nachhaltigen Wirtschaftens für uns neue Ansätze", so Stodden. Die Brauerei hat eine große Photovoltaikanlage im Visier.

"Regierung ist gefordert"

Die hohen Energiepreise treffen auch die Wirsberger Textilwerke Kneitz. "Wir brauchen vor allem viel Strom und Gas", sagt Geschäftsführerin Sibylla Naumann, die deutlich macht, dass die "Sandwich-Position", in der sich die Firma befinde, ein wirtschaftlicher Nachteil sei. Während Betriebe, die der Firma Kneitz etwa Garn liefern, ihre gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise weiterreichten, könnten die Textilwerke selbst die Mehrkosten nicht weitergeben, weil die Näh- und Stanzbetriebe, die letztlich aus den Wirsberger Stoffen Sitzbezüge herstellen, mit der Automobilindustrie feste Preise ausgehandelt hätten. "Wir können das wegstecken, weil wir wirtschaftlich gut aufgestellt sind", sagt Naumann, die aber befürchtet, dass die Preisexplosion nicht wenige Firmen in existenzielle Not bringen wird. Sie fordert die Regierung auf, ihren Teil dazu beizutragen, dass die Kosten für Energie, Rohstoffe und Transport wieder auf ein erträgliches Maß zurückgefahren werden, um den Wirtschaftsstandort Deutschland nicht gegen die Wand zu fahren.

Absenkung der Stromsteuer gefordert

Auch Wirtschaftsverbände schlagen Alarm. Aus Sicht der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft ist die Entwicklung besorgniserregend. Die hohen Strompreise seien Gift für eine Industrienation, die erfolgreich wirtschaften und gleichzeitig die Klimaziele erreichen wolle, hat Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt erklärt und deutlich gemacht, dass viele klimafreundliche Technologien strombasiert seien. Neben der Abschaffung der EEG-Umlage fordert er dringend weitere politische Maßnahmen wie die Absenkung der Stromsteuer.

"Ganze Branchen gefährdet"

Dass in Oberfranken immer mehr Unternehmen mit den aktuellen Einschränkungen und Hemmnissen zu kämpfen haben, betont Sonja Weigand, Präsidentin der IHK in Bayreuth. Die Entwicklung der Energie-, Rohstoff- und Warenpreise sei eine riesige Belastung, führt Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner aus: "Preiszuwächse von bis zu mehreren 100 Prozent in einzelnen Sparten sind keine Seltenheit, heben jede langfristige und solide Wirtschaftsplanung aus ihren Angeln und gefährden ganze Branchen."

Das sagt der Bäckermeister

Die steigenden Preise belasten Industrie und Gewerbe, aber auch das Handwerk. Den Bausektor wie auch das Lebensmittelhandwerk, wie der Kulmbacher Bäckermeister Sebastian Groß deutlich macht. Er kenne einen Bäckerkollegen aus der Region, dem der Gasversorger eine sechsfache Verteuerung des Preises angekündigt habe. "Er hätte in den nächsten Monaten schließen müssen, wenn er nicht zu einem neuen, günstigeren Lieferanten hätte wechseln können", sagt Groß, der selbst noch auf Post von seinem Versorger wartet. "Ich rechne auch mit einer deutlichen Kostensteigerung", sagt der Kulmbacher Bäckermeister, der sich fragt, wohin die Reise noch gehen soll.

Auch Rohstoffe werden teurer

Nicht nur das Bier, sondern auch das Brötchen wird wohl teurer werden. Steigende Energiepreise seien bei ihm das eine, die Erhöhung der Preise für die Rohstoffe das andere. "Im Dezember habe ich 6,50 Euro für das Kilo Backfett gezahlt, im Januar waren es schon 9,80 Euro" , teilt Sebastian Groß mit. Weil auch der Mindestlohn erhöht werde, werde er um eine Preiserhöhung nicht herumkommen. 39 Cent zahlt man bei ihm bis dato für ein "Kaiser"-Brötchen. "Ich werde 42 oder 43 Cent verlangen müssen."

Eine Erhöhung, die alle seine Kunden, die von exorbitanten Energiepreisen regelrecht erschlagen werden, wohl verschmerzen werden.