Drei Grundschulen in Stadt und Landkreis bieten ab nächste Woche ein offenes Ganztagsangebot mit flexiblen Betreuungszeiten.
Mehr Chancengerechtigkeit und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf - mit diesem Ziel fördert die bayerische Staatsregierung vermehrt Ganztagsstrukturen an Grundschulen. Mit dem Beginn des Schuljahres gibt es im Landkreis drei offene Ganztagsgrundschulen: Die Theodor-Heublein-Schule in Melkendorf, die Max-Hundt-Schule und die Grund- und Mittelschule Mainleus haben sich für die erweiterte Pilotphase beworben und positive Bescheide bekommen.
Der Bedarf ist da
Was ändert sich dadurch für die Schüler, für die Eltern und im Alltag der Schule? Die Bayerische Rundschau hat darüber mit Schulleiterin Claudia Schmidt von der Schule Melkendorf gesprochen. "Der Bedarf ist vorhanden - da gibt es keinen Zweifel", sagt sie. Von ihren 63 Schülern sind 45 für die Ganztagsbetreuung angemeldet.
Im alltäglichen Ablauf werde sich in der Theodor-Heublein-Schule nicht viel ändern. "Wir hatten auch vorher schon eine Mittagsbetreuung, wahlweise bis 14 oder bis 16 Uhr."
Den größten Unterschied spüren die Eltern: Im Gegensatz zur bisherigen Mittagsbetreuung ist die Betreuung in der offenen Ganztagsschule von Montag bis Donnerstag nämlich kostenlos - mit Anspruch auf Schulbusbeförderung nach dem Unterricht. Nur das Mittagessen und Betreuungszeiten am Freitag sowie in den Ferien müssen zusätzlich bezahlt werden.
"Unsere bisherigen schulischen Angebote hinken der gesellschaftlichen Entwicklung hinterher", sagt Claudia Schmidt. "Eltern wollen ihre kleineren Kinder nicht unbedingt in einer starren, gebundenen Ganztagsschule haben. Sie wünschen sich weniger Pflicht, mehr Freiheit und maximale Flexibilität. Das ist durch die Kombinationsbuchungen möglich, zum Beispiel zwei Tage bis 14 Uhr, zwei Tage bis 16 Uhr. Das ging vorher nicht und war ein Wunsch der Eltern." Die Wahlfreiheit hat aber Grenzen: Zwei Tage pro Woche müssen mindestens gebucht werden.
Und wie sieht ein Tag in der offenen Ganztagsgrundschule aus? Sobald der Vormittagsunterricht vorbei ist, wechseln die Kinder in den Ganztagsbereich. Dort wird gemeinsam in Gruppen zu Mittag gegessen. Das Essen wird von der Zentralküche der Arbeiterwohlfahrt geliefert. Die Kinder können mit ihren Eltern im Vorfeld entscheiden, an welchen Tagen sie das Essen haben möchten. Alternativ kann selbst mitgebrachtes Essen verzehrt werden.
Nach dem Essen ist Gelegenheit zum freien Spielen, bevor um 13.30 Uhr eine Stunde Hausaufgabenzeit beginnt. Wer alles erledigt hat, darf spielen oder sportlich aktiv sein.
Nach den Hausaufgaben stehen verschiedene Angebote zur Wahl: Basteln, Kochen, angeleitete Spiele. Auch freies Spielen unter Aufsicht ist möglich, denn nicht alle Kinder haben nachmittags Lust auf Gruppenarbeit. "Das ist ebenfalls ein Elternwunsch, den wir gerne umsetzen, weil wir ihn sehr sinnvoll finden", sagt Claudia Schmidt. In Zusammenarbeit mit externen Partnern gibt es auch besondere Kurs-Angebote: Schnitzen, Trommelkurs, Boxen, Karate und vieles mehr.
Erfahrungen sammeln
"Unsere bisherige Mittagsbetreuung war ganz ähnlich aufgebaut. Doch es ist jetzt keine reine Kooperation mehr, sondern enger mit der Schule verzahnt, und die Schulleitung trägt die Verantwortung für alle Angebote", erläutert Claudia Schmidt, die das trotz der damit verbundenen Mehrarbeit als Vorteil für die Schule sieht. "Das wird wohl das Konzept für die Zukunft sein."
Ganz ähnlich sieht das auch Schulamtsdirektor Jürgen Vonbrunn. "Die Stärke dieses Angebots liegt darin, dass es unglaublich flexibel und auch eine Ferienbetreuung möglich ist. Das ist ein großer Wunsch viele Eltern, der jetzt erfüllt werden kann." Ob sich Nachteile herauskristallisieren, müsse man abwarten. "Wir haben da noch keine Erfahrungen und müssen sehen, wie sich das Konzept bewährt."
Wichtig sei eine gute Zusammenarbeit mit dem Träger der Betreuungsangebote. Für alle drei Projektschulen ist das der Kreisverband
Kulmbach der Arbeiterwohlfahrt. Vonbrunn geht davon aus, dass in den nächsten Jahren noch weitere Grundschulen im Landkreis die offene Ganztagsbetreuung anbieten.
Die Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt als Partner in der Mittagsbetreuung habe sich bewährt, sagt Claudia Schmidt. "Das wird sicher auch in Zukunft sehr gut funktionieren." Daran hat auch Awo-Kreisgeschäftsführerin Elisabeth Weith keinen Zweifel. Was ihr Sorgen macht, ist die Zukunft der Kinderhorte. "Die Horte haben ein anderes und breiteres Konzept, dadurch vielfältigere Möglichkeiten, aber natürlich auch höhere Kosten." Das führe dazu, dass aufgrund des für die Familien kostenlosen Angebots an den Schulen Kinder aus den Horten abgemeldet wurden. Wie sich die Veränderungen langfristig auswirken, bleibe abzuwarten, sagt Weith: "Wir sind als Träger froh, dass wir bei den neuen Entwicklungen mit dabei sind und sie beeinflussen können."