Eine Tat - zwei Versionen

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Symbolfoto: Christopher Schulz
Symbolfoto: Christopher Schulz

Ein 29-Jähriger hat in einem Lokal in der Oberen Stadt Faustschläge ausgeteilt. Weil er einschlägig vorbestraft war, muss er nun für sechs Monate ins Gefängnis.

Gab es nun am 15. November des vergangenen Jahres eine Schlägerei in einem Lokal in der Oberen Stadt oder nicht? Viele Zeugen hat Amtsrichterin Sieglinde Tettmann am Freitag vernehmen müssen, um Licht ins Dunkel der sich widersprechenden Aussagen zu bringen.
Wegen Körperverletzung angeklagt ist ein 29-jähriger Mann aus Kulmbach. Er soll gegen 22.30 Uhr einen mehr oder weniger zufällig am Eingang stehenden 20-jährigen Skater die Schirmmütze vom Kopf geschlagen haben. Nach einer kurzen Auseinandersetzung folgten laut Anklage ohne irgendeinen Grund mehrere Faustschläge gegen den Hinterkopf, so dass der Skater nicht nur eine große Beule, sondern auch noch Tage später heftige Kopfschmerzen hatte.
Während mehrere Zeugen den Angeklagten an jenem Abend als auf Krawall gebürstet beschrieben, wies der 29-Jährige fast alles von sich.
Lediglich die Geschichte mit der Mütze räumte er ein, will aber lediglich ein wenig gegen die Kopfbedeckung getippt haben, um sich Zugang zu dem Lokal zu verschaffen.
Schon auf dem Weg vom "Winterdorf" in die Obere Stadt sei ihm eine Gruppe Skater zwischen Rathaus und Vereinshaus entgegengekommen und habe seine damalige Freundin und jetzige Frau heftig angerempelt. Am Eingang zu dem Lokal habe dann wieder ein ganzer Pulk jugendlicher Skater gestanden. Einer davon, das spätere angebliche Opfer, soll ihm sogar den Einlass verwehrt haben. "Da habe ich auf das Käppi getippt", sagte der Angeklagte. Die Mütze flog davon, mehr sei nicht gewesen.
Später habe man sich dann sogar zusammen an einen Tisch gesetzt und er habe dem Skater mit dem Käppi ein Bier ausgegeben. Warum der 20-Jährige dann zwei Tage später plötzlich zur Polizei ging, das konnte sich der Angeklagte nicht erklären.
Die Erklärung dazu kam vom vermeintlichen Opfer, das als Zeuge aussagte: Er habe sich in der Berufsschule nicht mehr konzentrieren können und die Schmerzen seien immer schlimmer geworden. Da habe er auf Anraten seines Lehrers zuerst einen Arzt aufgesucht und sei später zur Polizei gegangen, um Anzeige zu erstatten. Schon das ganze Wochenende zuvor hätten ihn heftige Kopfschmerzen geplagt.
"Mir ist er so vorgekommen, als ob er Ärger sucht", sagte das vermeintliche Opfer. Der 20-jährige Monteur aus Gefrees berichtete von zwei heftigen Faustschlägen, die sehr wohl heftige Schmerzen verursacht hätten. Schon zuvor im "Winterdorf" habe sich der Angeklagte beinahe mit irgendwelchen Leuten geschlagen.
Je nach Zugehörigkeit zu der betreffenden Gruppe schilderten die Zeugen, so sie nicht betrunken waren, die Vorkommnisse aus ihrer Sicht. "Er war sehr laut, stänkerte die Gäste an und war ganz offensichtlich auf Streit aus", sagte eine 19-jährige Verkäuferin bereits in ihrer polizeilichen Vernehmung. Die Stimmung sei angespannt, der Angeklagte beleidigend gewesen. Der ohnehin unter Bewährung stehende Angeklagte soll sich sogar noch damit gebrüstet haben, dass er auch Frauen schlägt.
Die damalige Freundin und jetzige Frau des Mannes sagte dagegen, dass sie und ihr Mann von den Skatern provoziert worden seien. "Die haben uns regelrecht angegiftet", sagte die 34-jährige Verkäuferin. Kein Wunder war es für die Frau, dass die Skater alle zusammenhalten: "Die sind ja auch alle dicke Freunde", meinte sie.
Das Gericht folgte dieser Argumentation nicht und sah die heftigen Faustschläge gegen den Hinterkopf als erwiesen an. Weil der Angeklagte nicht nur massiv vorbestraft ist, sondern auch einschlägig, und dazu unter offener Bewährung stand muss er für sechs Monate ins Gefängnis. Staatsanwalt Ludwig Peer hatte zehn Monate gefordert, Verteidiger Hilmar Lampert aus Bayreuth Freispruch.