Wände raus, Licht rein: Der neue Hort im Mainleuser Rathaus nimmt Gestalt an. Zum Start des Schuljahrs sollen hier 40 Mädchen und Jungen betreut werden.
Der "Highway to hell" soll es gerade nicht werden - auch wenn die Hymne von AC/DC just in dem Moment aus dem Baustellenradio schmettert, als Bürgermeister Robert Bosch (CSU) die Presse durch die provisorische Metalltür in die künftigen Hort-Räume führt. Wo derzeit selbst die australischen Hartrocker den deutschen Bohrhammer nur mühsam zu übertönen vermögen, sollen pünktlich zum neuen Schuljahr 40 Mädchen und Jungen in den Genuss einer Schülerbetreuung kommen.
Der Zeitplan sei ambitioniert, aber umsetzbar, bekundet Bosch. Der Bürgermeister lässt bei jedem Schritt den Blick über den Boden wandern. "Vorsicht, hier nur auf die Balken treten", sagt Ronny Thater von der Liegenschaftsabteilung. Der Staub wirbelt auf bei jedem Tritt auf die alten Bohlen. Das Geläuf hat es in sich; an manchen Stellen macht die Holzkonstruktion einen zerbrechlichen Eindruck. "Dass dieser Bereich des Bodens derart brüchig ist, damit hatten wir nicht gerechnet." Bislang - zum Glück - die einzige Überraschung, die das altehrwürdige Gebäude aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts bereitgehalten habe.
Träger: Unterschrift in Kürze
Keine Überraschung mehr ist, wer die Trägerschaft für die neue Einrichtung übernimmt: das Zentrum für Kinder und Familien in Mainleus. Am Dienstag erfolgt die Unterschrift unter den Vertrag. Nina Schorsch, stellvertretende Gesamt- und Hortleiterin, freut sich über das neue Angebot. "Der Bedarf an einer qualitativen und flexiblen Betreuung von Schulkindern ist stetig gestiegen. Mittlerweile gehört der Kinderhort für Familien zu einem wichtigen Stützpunkt, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben zu ermöglichen." Man habe darauf bereits reagiert und aufgrund der großen Nachfrage eine Notgruppe eingerichtet, um zusätzlich 15 Kinder aufzunehmen. "Seit zwei Jahren betreuen wir 60 Schulkinder bei uns im Haus. Jedoch sind unsere räumlichen Kapazitäten erschöpft. Also stand die Frage im Raum, welche langfristigen Lösungen angestrebt werden."
Im Sinne der Bedarfsorientierung stellte der Markt Mainleus schließlich die Räume am Rathaus in Aussicht. "Eine gute Basis ist gewachsen, die eine konstruktive Zusammenarbeit möglich macht", lobt auch Michael Seck, dem die Betriebsführung des Familienzentrums obliegt. Was die pädagogischen Grundsätze angeht, so entstand gemeinsam mit der Aufsichtsbehörde des Landkreises Kulmbach "ein in Oberfranken einzigartiges Konzept, das auf langjährigem Erfahrungsschatz basiert, bewährte Ansätze und neue Wege miteinander verknüpft", sagt Seck.
Es sei das Selbstverständnis der täglichen Arbeit, Kinder und Familien zu begleiten und bestmöglich zu unterstützen. Grundlage dafür sei es, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, die modernen pädagogischen Ansätzen gerecht werden:
ein Konzept, bei dem sich im wahrsten Wortsinn "Türen öffnen". Lebendige Räume mit offenen Türen sollen zum Ort der Begegnung werden. "Der offene Gruppenraum ist dabei die zentrale Anlaufstelle und bildet das Herzstück des Kinderhortes."
Nahtloser Übergang
Dass der räumliche Übergang zur angrenzenden Schule buchstäblich nahtlos ist, ist ein großer Vorteil dieser Lösung, sagt Bürgermeister Bosch. Die Hauptnutzfläche des Hortes wird 270 Quadratmeter betragen. Aus den Zimmern, wo früher Wohnungen und Abstellräume der Schule waren, soll bald Kinderlachen dringen. Die Ratsmitglieder von CSU, SPD und Freien Wählern mussten dafür ihre bisherigen Fraktionsräume aufgeben. Die Gemeinde lässt sich den Um- und Ausbau 612 000 Euro kosten. 46 Prozent der Aufwendungen werden bezuschusst, sagt Bosch. "Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für den Schulstandort."