In Presseck gibt es viele unbewohnte Häuser, die zum Schnäppchenpreis angeboten werden. Die Gemeinde will bei der Vermarktung mit einem Leerstandsverzeichnis behilflich sein. Die Familie Dehne hat dort bereits übers Internet ihr ideales Domizil gefunden.
Mehr als zwanzig Häuser in Presseck und in den Ortsteilen stehen derzeit zum Verkauf oder kommen bald unter den Hammer. Jetzt möchte der Markt Presseck den Besitzern bei der Vermarktung unter die Arme greifen - und ist dabei, ein Gebäude-Leerstands-Verzeichnis anzubieten.
"Wir haben ganz unterschiedliche Immobilien im Angebot. Viele stehen leer, weil die Bewohner alt geworden oder verstorben sind, aber wir haben auch ein nagelneu gebautes Haus im Neubaugebiet", kennt Bürgermeister Siegfried Beyer bereits einige der derzeit leer stehenden Objekte. Manchmal sind es wirtschaftliche Gründe, die die Besitzer zum Wegzug zwingen, manchmal familiäre oder berufliche Veränderungen.
Dem Zufall nachhelfen "Bisher ist es so, dass wir eigentlich immer nur durch Zufall erfahren, wenn ein Haus zum Verkauf angeboten oder versteigert wird. Aber wir haben ja manchmal auch Anfragen von Interessenten, und es wäre natürlich gut, wenn wir dann wissen, ob etwas Passendes im Angebot ist", so Beyer. Derzeit erstellt der Markt Presseck ein Gebäude-Leerstandsverzeichnis.
"Das erfordert natürlich einiges an Aufwand. Denn man muss die Besitzer oder Erben fragen, ob man das Objekt im Internet veröffentlichen darf. Es wäre ganz wichtig, dass man die leer stehenden Objekte im Internet auflisten und zeigen kann. Denn oft schauen Interessenten auf die Homepage des Ortes, um sich zu informieren - vor allem, wenn sie von weiter weg kommen", so Beyer. Der Pressecker Bürgermeister betont, dass der Markt auf keinen Fall als Immobilienmakler auftreten möchte oder den Maklern ins Handwerk pfuschen will. "Wir wollen einfach nur helfen, dass potenzielle Interessenten die Objekte auch finden", so Beyer.
Tatsächlich entdecken immer mehr Auswärtige den Reiz des Frankenwaldes. Familie Werner und Karin Dehne zum Beispiel. Das Ehepaar kommt aus dem hohen Norden, es hat in Hamburg und Hannover gewohnt. Werner Dehne war bei der Marine, war in Kiel stationiert. Dann zog es die Dehnes in den Schwarzwald, und schließlich wagten sie sogar den Sprung über den großen Teich in die USA. "Und dann haben wir 13 Jahre in Spanien gelebt an der Costa del Azahar. Aber ich habe Krebs, und aus gesundheitlichen Gründen wollten wir dann wieder nach Deutschland", erklärt Werner Dehne.
Per Internet suchte das Ehepaar - und wurde in Presseck schnell fündig. Das kleine Häuschen aus dem 16. Jahrhundert direkt neben der Kirche hat es ihnen angetan. Es was das letzte Objekt, das die Dehnes auf ihrer Liste hatten - und es war das Richtige.
"Wichtig für uns war, dass ein Arzt, eine Apotheke, ein Bäcker und ein Metzger in der Nähe sind, dass wir die Grundversorgung direkt am Ort haben", erzählen die Dehnes. Und das Häuschen hat ihnen ohnehin gefallen. Denn es hat einen besonderen Reiz, wie es nur ein altes Haus haben kann. "Wir haben natürlich die Fassade neu machen lassen und den Schiefer. Wir haben alle 37 Fenster erneuert, aber es passt jetzt alles. Wir fühlen uns hier sehr wohl", erzählt Werner Dehne und hat seine Wahl noch nie bereut. "Das einzige was mir manchmal fehlt ist die See und die Helligkeit, wie man sie in Spanien hatte", sagt er. "Aber wir sind ja Rentner und können morgens, wenn es noch dunkel ist, liegen bleiben", findet Karin Dehne.
Bürgermeister Siegfried Beyer ist sehr glücklich, dass das kleine Häuschen mitten im Ort so liebevolle Bewohner gefunden hat. Auch andere Objekte wie das Forsthaus in Haid oder das ehemalige Schulhaus in Reichenbach gingen sehr schnell weg.
Kinder-Prämie für Altbauten? In Presseck habe sich erst kürzlich eine Familie mit drei Kindern angesiedelt. "Das ist für uns natürlich sehr wichtig. Denn so kommen wieder junge Leute in den Ort", so Beyer. "Manche bringen sich hervorragend in die Dorfgemeinschaft ein. Das freut uns natürlich besonders", so Beyer.
"Wir wollen auch die Abwanderung stoppen und werden auf jeden Fall einen finanziellen Anreiz schaffen, dass gerade auch junge Familien nach Presseck ziehen", erklärt Beyer. Wie dieser Anreiz aussehen könnte, darüber allerdings müsste der Gemeinderat beratschlagen. Möglicherweise könnte man - ähnlich wie fürs Neubaugebiet - auch für die älteren Häuser eine Art Baukindergeld-Prämie einführen. "Eins muss man jedenfalls sagen: Bei uns sind die Grundstücke und Häuser so günstig wie sonst nirgendwo. Und das ist ein Plus, das wir auch darstellen müssen", hofft Beyer auf Erfolg. So sind in Presseck ansehnliche Häuser schon ab 20 000 Euro zu haben.
Online noch im Frühjahr 2012 "Noch heuer im Laufe des Frühjahrs soll das Gebäude-Leerstandsverzeichnis jedenfalls online gehen. Wir erhoffen uns viel davon", stellt der Pressecker Bürgermeister klar.