Inge Aures wird am Sonntag ... Nein, wir nennen diese Zahl nicht. Dafür lassen wir Freunde und Weggefährten der Landtagsvizepräsidentin zu Wort kommen.
Was kann man politisch in Bayern werden, wenn man bei der SPD ist? Ministerpräsident, Minister oder Landtagspräsident - das geht alles nicht. Diese Posten sind, fast einem Naturgesetz folgend, für die CSU reserviert. Aber man kann Oberbürgermeister von München, Nürnberg oder Kulmbach werden, Chef der Bayern-SPD, Oppositionsführer im Landtag oder Landtagsvizepräsident. So gesehen, hat Inge Aures das Maximum erreicht. Sie war zwölf Jahre Oberbürgermeisterin von Kulmbach und ist jetzt Vizepräsidentin des bayerischen Landtags, dem sie seit 2008 angehört.
Am Sonntag feiert die rote Power-Frau aus Kulmbach (im privaten Familien- und Freundeskreis) ein persönliches Jubiläum. Weil sie es vielleicht nicht so gerne hört, nehmen wir ihren Ball vom 50. auf - sie hat damals zum 49a-Geburtstag eingeladen - und lassen zum 59a-Geburtstag Freunde und Weggefährten zu Wort kommen.
Vorher muss aber noch gesagt werden, dass sie im ersten Leben, ehe sie Politikerin wurde, Architektin war. Seinerzeit eine Seltenheit: eine Frau am Bau. Aber für Inge Aures genau richtig: Immer angriffslustig, hat sie in der Männerwelt gelernt, eine deutliche Sprache zu sprechen und sich durchzusetzen.
1990 begann für die Vorzeigefrau der Roten, die sich inzwischen kleidungstechnisch gerne den Schwarzen annähert, mit der Wahl zur Stadt-, Kreis- und Bezirksrätin ihre politische Laufbahn. Mit dem Höhepunkt 1995: dem Einzug ins Kulmbacher Rathaus. Sie macht - wie kürzlich bei der Verleihung der Goldenen Bürgermedaille im Rathaus - kein Hehl daraus, dass sie gerne in Kulmbach weiterregiert hätte und geht mittlerweile locker mit der damaligen Wahlniederlage um: "Henry Schramm hat mich wegbefördert. Jetzt bin ich als Landtagsvizepräsidentin die dritte Frau im Freistaat - das ist auch ein schöner Beruf."
Das Madla
Als Entdecker von Inge Aures darf sich
Robert Hartmann - wie sie aus Presseck stammend - fühlen. Der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende im Kulmbacher Stadtrat traf die junge Architektin beim Bau der Kulmbacher Stadthalle. "Ich war damals Vorsitzender des Bauausschusses und habe sie sehr oft auf der Baustelle gesehen", erinnert sich der 90-Jährige. "Sie ist sehr tatkräftig, entschlussfreudig und durchsetzungsfähig gewesen. Und sie konnte für ihre Überzeugung kämpfen." Nach einem Jahr habe er, Hartmann, sie dann gefragt: "Madla, Du könntest doch für uns für den Stadtrat kandidieren?" Sie hat's getan - und dies war der Anfang einer steilen Karriere.
Das Talent
Mit
Günter Verheugen erkannte ein politisches Schwergewicht frühzeitig ihr politisches Talent. Der frühere Kulmbacher SPD-Bundestagsabgeordnete, Minister und EU-Kommissar, der jetzt in Potsdam lebt und an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder lehrt, lernte Inge Aures Anfang der neunziger Jahre kennen. "Sie ist eines der größten politischen Talente, das mir je begegnet ist", sagt er. Natürlich, authentisch, ausgestattet mit einem gesunden Menschenverstand und der Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen - diese Eigenschaften schätzt Verheugen an Inge Aures: "Ich bin sehr stolz auf sie."
Die Hochzeitsplanerin
Schon seit 40 Jahren begleitet
Hermann Anselstetter die resolute Politikerin ("ein Energiebündel"). Trotzdem gelang es Inge Aures, ihren Parteifreund zu überraschen. Diesen Tag vergisst der Wirsberger Bürgermeister nicht. Es war der 8. September 2009. "Um 16 Uhr klingelte mein Rathaustelefon. Inge war dran. Mit fester Stimme fragte sie: Hermann, sitzt du? Ich zuckte zusammen. Meine Rückfrage lautete: Was ist los? Inge darauf: Hast du morgen um halbzwei Zeit? Ich antwortete: Für Dich immer! Und dann packte sie aus: Mucki und ich wollen morgen bei Dir heiraten. Machst du das?" Der Wirsberger Bürgermeister war verdattert und glaubte, dass sie sich einen Scherz erlaubt. "Ich lag falsch. Inge hatte klammheimlich alles bestens organisiert." Anselstetter durfte Inge Aures und ihren Lebensgefährten Hans-Hermann "Mucki" Drenske, die sich seit 31 Jahren kannten, am 9.9. trauen.
Die Macherin
Als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag ist
Markus Rinderspacher der Chef von Inge Aures. "Wir als SPD sind stolz und froh, dass sie auf unserer Seite steht", betont er. "Inge Aures ist als Vizepräsidentin des Landtags die höchste Vertreterin der Sozialdemokratie im Freistaat. Und ich halte sie für die perfekte Besetzung dieses Amtes." Rinderspacher bezeichnet seine Kulmbacher Kollegin als "eine Macherin, eine hartnäckige Kämpferin für ihre Heimat Franken. Selbst politische Konkurrenten attestieren ihr Zielstrebigkeit, strategische Weitsicht und auch die nötige Durchsetzungskraft für politische Erfolge."
Die große Schwester
Die private Inge Aures kennt
Kerstin Rödel aus Presseck sehr gut. "Wir waren Nachbarn. Sie hat mich - ich bin zehn Jahre jünger - schon im Kinderwagen rumkutschiert. Sie war wie eine große Schwester für mich." Das enge Verhältnis ("wie eine Familie") ist bis heute geblieben und noch dadurch verstärkt worden, dass Inge und ihr Mann Hans-Hermann Drenske die Patenschaft für Kerstin Rödels Sohn Tim übernommen haben. "Beide sind grandiose Paten und haben sich sehr um den Buben gekümmert. Sie haben sich trotz ihrer stressigen Berufe immer viel Zeit genommen", versichert die Presseckerin. Und offenbar hat das Vorbild der Paten den inzwischen 21-jährigen jungen Mann inspiriert - er studiert Architektur.
… zwei Möchtegern-’Rote’, deren purpurner Schein mehr und mehr verblasst!