Kindergartenleiterin Karin Vießmann geht nach 39 Dienstjahren in den Ruhestand, aber ihre Überzeugung ist immer gleich geblieben: Kinder müssen Lärm machen und sich bewegen.
Als Karin Vießmann (62) in ihrem Beruf als Erzieherin angefangen hat, war sie für alle "die Tante Karin". Inzwischen heißt sie bei den Kindern nur noch "die Karin". Viel hat sich an den Erziehungsmethoden in fast 40 Jahren verändert, zieht die Leiterin des Kindergartens Wolfskehle am Ende ihrer beruflichen Laufbahn Bilanz - und lässt keinen Zweifel daran, dass es nicht einfach ist, sich zu verabschieden: "Ich bin jetzt 39 Jahre in der Petrigemeinde tätig. In unserem Kindergarten ist es schön und familiär", betont die Erzieherin mit Leib und Seele.
Herausforderung gesucht Die ersten 24 Jahre ist sie im Kindergarten Waaggasse tätig gewesen. "Aber mit 47 Jahren habe ich noch einmal eine Herausforderung gesucht, seit 1999 bin ich Leiterin des Kindergartens Wolfskehle", berichtet sie.
"Ich wollte einfach noch etwas Neues machen."
Karin Vießmann freut sich immer, wenn sie Ehemalige trifft, "und wenn sie mir wieder ihre Kinder anvertrauen". Im Laufe der Jahre hat sich nach ihren Worten viel geändert. Früher sei viel Wert auf Vorschulerziehung gelegt worden. "Dann gab es eine Zeit, als man viel auf spielerisches Lernen gesetzt hat. Aber inzwischen haben wir den Erziehungs- und Bildungsplan, und das ist sehr vernünftig. Wir holen die Kinder dort ab, wo sie sind."
Bis heute ist ihr das Toben mit den Kleinen kein bisschen zu viel. Im Gegenteil: Karin Vießmann freut sich über Trubel, über die Lebendigkeit. "Seitdem wir die Kita gGmbH haben, wird uns sehr viel Verwaltungsarbeit abgenommen. Das ist natürlich sehr positiv. Denn so haben wir einfach viel mehr Zeit für die Kinder", sagt sie.
Pfarrer entdeckt Talent Trotzdem freut sie sich auch ein bisschen auf ihre Rente. Denn Karin Vießmann hat selbst zwei Kinder: Kathrin (33) und Benjamin (25). "Mein Sohn ist noch in den USA, aber er kommt im September wieder", sagt sie und betont, dass sie niemals einen anderen Berufswunsch gehabt habe: "Wir waren drei Geschwister, und ich habe mit zehn angefangen, meine kleine Schwester großzuziehen", erzählt sie. "Und Pfarrer Karl Münch, der heute in der Blaich wohnt, hat mein Talent erkannt, und ich konnte meine mittlere Reife nachmachen und Erzieherin lernen."
Karin Vießmanns Maxime bei der Arbeit mit Kindern lautet: "Kinder müssen raus, sie müssen Lärm machen dürfen, sich bewegen." Und auch die ganz Kleinen hat sie in ihr Herz geschlossen. "Die Krippe hilft uns kleinen Kindergärten zu überleben.
Und wenn die Kinder mit einem Jahr kommen, ist das gar kein Problem. Sie müssen ihre Wurzeln kennen. Sie sind heute viel weiter und keine Babys mehr in diesem Alter."
Walken und Radtouren Doch was wird sie mit ihrer neuen Freizeit anfangen? "Ich habe immer viel Sport gemacht und walke jeden Abend eine Stunde. Das kann ich jetzt auch tagsüber machen, darauf freue ich mich schon", sagt Karin Vießmann. Und mit ihrem Mann Werner will sie gemeinsame Radtouren machen. "Nur eines werde ich nicht tun: reisen. Ich bin viel lieber zu Hause."
Dekan Jürgen Zinck verabschiedet die Leiterin des Kindergartens Wolfskehle mit einem Gottesdienst beim "Rangabauern" in Tennach. Er hat noch eine Überraschung parat: eine Schultüte. Denn nach dem Kindergarten kommt man schließlich in die Schule, habe Karin Vießmann selbst vor einigen Tagen geunkt.
Den Kindern aus der Wolfskehle und den Eltern fällt der Abschied schwer. Und auch die Leiterin des Fachbereichs Kindertagesstätten bei der Kita gGmbH, Elke Wuthe, bedauerte das Ausscheiden von Karin Vießmann: "Sie war die gute Seele der Wolfskehle." Sie habe sich stets Flexibilität und Offenheit für Neues, Jugendlichkeit und Begeisterungsfähigkeit bewahrt, so Wuthe, die ein Teeservice überreicht.