Diakonie Kulmbach baut neues Behindertenheim

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Im Metzdorfer Neubaugebiet errichtet das Diakonische Werk Kulmbach und Thurnau ein neues Behindertenwohnheim mit 24 Plätzen. Foto: Stephan Tiroch
Im Metzdorfer Neubaugebiet errichtet das Diakonische Werk Kulmbach und Thurnau ein neues Behindertenwohnheim mit 24 Plätzen. Foto: Stephan Tiroch
Geschäftsführer Karl-Heinz Kuch (Zweiter von rechts) und Bernd Münch, Fachbereichsleiter für Behindertenhilfe (links), erläutern Gernot Walther (rechts) und Thomas Erhardt die Pläne. Foto: Stephan Tiroch
Geschäftsführer Karl-Heinz Kuch (Zweiter von rechts) und Bernd Münch, Fachbereichsleiter für Behindertenhilfe (links), erläutern Gernot Walther (rechts) und Thomas Erhardt die Pläne. Foto: Stephan Tiroch
 
Teilansicht des neuen Wohnheims in der Dobrachstraße 25. Repro: BR
Teilansicht des neuen Wohnheims in der Dobrachstraße 25. Repro: BR
 
Neben dem Gebäude gibt es auch eine größere Freifläche. Repro: BR
Neben dem Gebäude gibt es auch eine größere Freifläche. Repro: BR
 

In Metzdorf bekommen 24 Menschen ein neues Zuhause. Kosten: drei Millionen Euro. Dort sollen die Bewohner fit gemacht werden, um wieder ausziehen zu können.

Erhardt und Walther schauen sich schon mal den Bauplatz an, wo ihr neues Zuhause entstehen soll. Es ist ein knapp 2500 Quadratmeter großes Eckgrundstück in der Dobrachstraße - wo früher der Fußballplatz des VfB Kulmbach gewesen ist. Dort baut das Diakonische Werk Kulmbach und Thurnau ein Behindertenwohnheim mit 24 Plätzen.

Erhardt (48) freut sich auf seine neue Wohnung. Es wird ein großes rollstuhlgerechtes Zimmer mit Bad und Aufladestation für seinen Elektro-Rollstuhl sein. Und mit Sprechanlage. Dann kann er auf die Trillerpeife verzichten, die er jetzt noch in Melkendorf benutzt, wenn er Hilfe benötigt. "In dem Wohnheim hat man damals noch keine Rufanlage gebraucht", erklärt Bernd Münch, Fachbereichsleiter bei der Diakonie für die Behindertenhilfe.

Walther (49) kommt stilecht mit VfB-Fanschal zur Besichtigung. Als Fan der Metzdorfer Fußballer, der zurzeit im Oberhacken wohnt, muss er künftig nur ein paar Minuten gehen, um bei den Heimspielen "seiner" Mannschaft auf dem Sportplatz in Ziegelhütten dabeizusein. Dafür ist es weiter in die Stadt, wenn er am Samstag Bundesliga im "Casa" anschaut.

Vieles selber machen

Was für Walther und die anderen Bewohner wichtig ist: Sie können hier viel selber machen. Einkaufen in der Albert-Ruckdeschel-Straße oder mit dem Bus in die Stadt fahren. Oder beim "Hähnchenwirt" einkehren. Deshalb ist es nicht leicht gewesen, ein geeignetes Grundstück in Kulmbach zu finden.

Aber: Jeder der Neu-Metzdorfer, der in das Wohnheim einzieht, braucht Unterstützung: Ohne Hilfe geht es nicht.
Darauf ist man eingerichtet. In dem Haus sollen zwölf Mitarbeiter im Schichtdienst tätig sein, Heilerziehungspfleger, Erzieher und Hilfskräfte. "Rund um die Uhr wird jemand da sein, verstärkt am Wochenende, denn unter der Woche arbeiten die Leute arbeiten ja", sagt Münch.

Dass das Wohnheim behindertengerecht ausgestattet wird, versteht sich von selbst. Münch: "Jedes Appartement hat standardmäßig einen Wohn- und Schlafraum, Flur und Nasszelle." Vier Zimmer sind speziell für Rollstuhlfahrer eingerichtet. Ferner ist vor allem an Senioren gedacht, die vermehrt Pflege brauchen.

Außerdem, so die zuständige Projektleiterin Eva Weber, sind neben dem allgemeinen Aufenthaltsraum vier Rückzugsbereiche geplant, wo man auch Besuch empfangen kann. "Damit sich alles ein bisschen entzerrt."
Bei der Diakonie hofft man, im Herbst mit dem Bau beginnen zu können. "Wenn die Zuschüsse bewilligt sind, kann es losgehen", erklärt Geschäftsführer Karl-Heinz Kuch. Er beziffert die Investition auf zirka drei Millionen Euro. "Vom Freistaat und vom Bezirk bekommen wir die Regelförderung von 80 Prozent. Die Aktion Mensch steuert 110.000 Euro bei, und der Rest wird über Darlehen finanziert."

Fast schon wieder zu klein?

Kuch zufolge ist das neue Heim ein Ersatzbau für zwei Wohnungen im Oberhacken in Kulmbach sowie in Kasendorf, die aufgegeben werden. Er befürchtet aber, dass die 24 Plätze "fast schon wieder zu wenig sind". Denn der Bedarf sei sehr groß.

"Bei uns wollen vor allem Schulabgänger und Senioren wohnen. Wir bekommen jedoch auch Anfragen von alleinerziehenden Eltern, die jetzt selbst über 70 sind und sich nicht mehr um ihre 40 oder 50 Jahre alten behinderten Kinder kümmern können. Da brauchen wir in den nächsten Jahren massiv Plätze", glaubt der Diakonie-Chef.

Nach seinen Worten verfolgt die Diakonie stets den pädagogischen Ansatz, die Heimbewohner, wenn sie fit genug sind, für die Selbständigkeit zu trainieren, damit sie in den eigenen vier Wänden leben können. "Das Wohnheim soll keine Endstation sein, sondern ein Übergang."

Eine Zielsetzung, die man schon vielfach erreicht hat. "Wir haben 30 Behinderte, die vorbereitet wurden und jetzt im ambulant betreuten Wohnen leben. Da kommt von uns stundenweise jemand vorbei", erläutert Münch. Kuch nennt das Konzept "menschlich und finanziell" einen Erfolg.

Der Kulmbacher Stadtrat hat bereits signalisiert, dass dem Neubau in Metzdorf nichts im Wege steht. Auf die Nachbarn wird der Diakonie-Geschäftsführer in Kürze zugehen und sie über das Projekt informieren.

"Normale, ordentliche Leute"

Es habe zwar "keine negativen Reaktionen" gegeben, so Kuch, aber er möchte die Anwohner beruhigen: "Es ziehen hier ganz normale, ordentliche Leute ein, die eine Behinderung haben, die einen betreuten Wohnheimplatz brauchen und täglich auf die Arbeit gehen." Die Behinderten seien, wie man in Mainleus-Herramhof, in Kasendorf oder im Oberhacken erleben kann, gut integriert. "Die Leute passen sich gut ins Umfeld ein. Und wenn wir feiern, kommen die Nachbarn rüber."

Wenn dann mal gefeiert wird, sind Thomas Erhardt und Gernot Walther bestimmt dabei. Und, so hoffen sie, auch viele Alt-Metzdor