Wolfram Brehm von der IHK, Dorfwirtshausbetreiber Veit Pöhlmann und weitere Gleichgesinnte sind sich einig, dass man das Wirtshaussterben nicht tatenlos hinnehmen will.
So ein Gasthaus-Gipfel dauert. Da ist mit ein oder zwei Stunden nichts getan, wenn sich Fachleute über das Wirtshaussterben in Oberfranken unterhalten. "Das Thema bewegt die Leute, und wir hatten eine rege Diskussion", sagt Wolfram Brehm von der Bayreuther Industrie- und Handelskammer für Oberfranken. Neben der positiven Grundstimmung habe das Treffen, zu dem der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK selbst nach Limmersdorf eingeladen hat, das konkrete Ergebnis gebracht, "dass wir gemeinsam eine Initiative Dorfwirtshaus starten werden".
Eile geboten "Wichtig und fruchtbar" lautet das Fazit von Veit Pöhlmann, in dessen Dorfwirtshaus "Zur realen Schankgerechtigkeit" das Gespräch stattfand. Der Teilnehmerkreis - darunter auch Landrat Klaus Peter Söllner als Vertreter von Genussregion und Bierland Oberfranken, Stephan Ertl vom Hotel- und Gaststättenverband oder Gastwirt Alexander Schütz aus Wartenfels - sei gut ausgewählt gewesen. Pöhlmann weiter: "Wir waren uns einig, dass Eile geboten ist, denn der Verlust an Immobilien - meist durch Umnutzung, aber auch durch Abbruch - ist dramatisch. Und neue Wirtschaften werden nicht mehr geschaffen, wenn mal ein Gasthaus verschwunden ist."
Brehm zufolge wird die Initiative Dorfwirtshaus von der IHK, von der Handwerkskammer, vom Hotel- und Gaststättenverband sowie von den Vereinen Bierland und Genussregion Oberfranken gemeinsam getragen. Bereits geplant ist die nächste Veranstaltung. "Wir wollen in Wartenfels eine Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt über die Wirtshauskultur in Bayern vorstellen." Deren Ergebnisse könnten zeigen, wie sich die Lage verändert hat.
Was gibt's noch, was steht leer? Aber es soll auch speziell für Oberfranken eine Bestandsaufnahme durchgeführt werden. "Die Fragestellung lautet: Was gibt's noch für Dorfwirtshäuser, und wo stehen welche leer", so Brehm. In einem zweiten Schritt wolle man über Handlungsempfehlungen diskutieren. "Wir haben in der Gastronomie zwei Geschäftsmodelle: Haupt- oder Nebenerwerb." Angesichts der Rahmenbedingungen mit einem veränderten Konsumentenverhalten, mit der Konkurrenz durch Vereinsheime oder durch private Feiern sei es schwer genug, ein Wirtshaus zu führen. Man wolle überlegen, welche Qualifizierungsmöglichkeiten für Gastwirte im Nebenerwerb angeboten werden können.
Pöhlmann erhofft sich von der Bestandsaufnahme die wichtige Erkenntnis: "Welche Betriebe bestehen noch und welche sind geschlossen. Also, wie viele Dörfer sind schon ohne Wirtshaus." Danach gelte es - auch zusammen mit den großen und kleinen Brauereien - , Betriebskonzepte zu entwickeln, die dem Wandel und dem veränderten Verhalten der Menschen auf dem Dorf gerecht werden. Denn die Monopolstellung eines Dorfwirtshauses gebe es aufgrund der Mobilität und vielfältiger Beziehungen nicht mehr. Es sei die Frage, ob man dies aus dem Nahbereich oder durch Ausflugsverkehr kompensieren kann.
Eine Frage der Wohnung Die räumlichen Voraussetzungen sind laut Pöhlmann das zentrale Thema für Betriebsformen im Nebenerwerb. "Wie kann man neben leerstehenden Gastwirtschaften auch Wohnraum anbieten? Man muss im Haus oder gleich nebenan wohnen, um ein Dorfwirtshaus nebenbei machen zu können", erklärt der Limmersdorfer.
Beim ersten Meinungsaustausch spielt auch Bürokratie, die die Gastronomie belastet, eine Rolle. "Gema, Sky, Mindestlohn - all das verzerrt den Wettbewerb", meint Brehm. Der Unternehmer sei gegen Vereinsheime im Nachteil.