Der Einstieg in eine neue Welt

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Am Stand des Verkehrsinstitutes betätigt sich Ali Alfarej als Dolmetscher. Viele Flüchtlinge hatten in ihrem Heimatland den Lkw-Führerschein, doch der syrische Führerschein wird in Deutschland nicht anerkannt. Foto: Sonja Adam
Am Stand des Verkehrsinstitutes betätigt sich Ali Alfarej als Dolmetscher. Viele Flüchtlinge hatten in ihrem Heimatland den Lkw-Führerschein, doch der syrische Führerschein wird in Deutschland nicht anerkannt. Foto: Sonja Adam
Xamse Mahamid Mousa (21) aus Somalia kann sich noch nicht alleine verständigen, er benötigt eine Flüchtlingsbetreuerin, Zu Hause in Somalia hat er manchmal in der Kfz-Werkstatt geholfen, deshalb würde er gerne auch in Deutschland den Beruf des Kfz-Mechatronikers erlernen. Bei Motor-Nützel bemüht er sich um ein Praktikum.
Xamse Mahamid Mousa (21) aus Somalia kann sich noch nicht alleine verständigen, er benötigt eine Flüchtlingsbetreuerin, Zu Hause in Somalia hat er manchmal in der Kfz-Werkstatt geholfen, deshalb würde er gerne auch in Deutschland den Beruf des Kfz-Mechatronikers erlernen. Bei Motor-Nützel bemüht er sich um ein Praktikum.
 
Am Stand von Meile Technik gibt es keine Verständigungsprobleme, - und der dolmetscht gerne auch für andere Flüchtlinge.
Am Stand von Meile Technik gibt es keine Verständigungsprobleme, - und der dolmetscht gerne auch für andere Flüchtlinge.
 
Usama Al Hamwi (47) knüpft Kontakte mit der Kommunbräu und vereinbart per Handschlag ein Praktikum ab Februar.
Usama Al Hamwi (47) knüpft Kontakte mit der Kommunbräu und vereinbart per Handschlag ein Praktikum ab Februar.
 
Bis sich einige Flüchtlinge an den Stand von McDonald"s trauten, dauerte es einige Zeit. McDonald"s-Bezirksleiter Thomas Ismair kennt das Problem, denn in den Herkunftsländern der Flüchtlinge ist der Systemgastronom oft nicht akzeptiert, manchmal sogar verhasst. Doch nach einigen Minuten war bei der Jobbörse für Flüchtlinge sein Infostand vor allem von Frauen umringt
Bis sich einige Flüchtlinge an den Stand von McDonald"s trauten, dauerte es einige Zeit. McDonald"s-Bezirksleiter Thomas Ismair kennt das Problem, denn in den Herkunftsländern der Flüchtlinge ist der Systemgastronom oft nicht akzeptiert, manchmal sogar verhasst. Doch nach einigen Minuten war bei der Jobbörse für Flüchtlinge sein Infostand vor allem von Frauen umringt
 
Die 17jährige Wijdan Saraj aus Syrien besucht derzeit noch die Max-Hundt-Schule. Sie spricht schon sehr gut deutsch und strebt eine Ausbildung als Altenpflegerin beim Bayerischen Roten Kreuz an. Ihr Traumberuf allerdings ist Journalistin
Die 17jährige Wijdan Saraj aus Syrien besucht derzeit noch die Max-Hundt-Schule. Sie spricht schon sehr gut deutsch und strebt eine Ausbildung als Altenpflegerin beim Bayerischen Roten Kreuz an. Ihr Traumberuf allerdings ist Journalistin
 
Sebastian Peine, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur, zeigt eine ganze Litfasssäule voller Jobangebote für Flüchtlinge: vor allem die Gastronomie würde gerne Flüchtlinge einsetzen.
Sebastian Peine, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur, zeigt eine ganze Litfasssäule voller Jobangebote für Flüchtlinge: vor allem die Gastronomie würde gerne Flüchtlinge einsetzen.
 
Der Syrer Ali Alfarej (40) freut sich über die Initiative der Arbeitsagentur Kulmbach und dankt dem Vorsitzenden der Geschäftsführung Sebastian Peine persönlich. Ali Alfarej war Lehrer in Syrien. Er ist seit einem Jahr in Deutschland, betätigt sich auch gerne als Dolmetscher. Auch er selbst hofft auf einen Job
Der Syrer Ali Alfarej (40) freut sich über die Initiative der Arbeitsagentur Kulmbach und dankt dem Vorsitzenden der Geschäftsführung Sebastian Peine persönlich. Ali Alfarej war Lehrer in Syrien. Er ist seit einem Jahr in Deutschland, betätigt sich auch gerne als Dolmetscher. Auch er selbst hofft auf einen Job
 
Saheel Sneelkeil lernt bei Alexander Meile.
Saheel Sneelkeil lernt bei Alexander Meile.
 

Arbeitsagentur und Jobcenter hatten zu einer Stellenbörse für Flüchtlinge mit Deutschkenntnissen eingeladen. Neun interessierte Arbeitgeber nutzten die Gelegenheit, mit den Asylsuchenden ins Gespräch zu kommen.

Die erste Jobbörse speziell für Flüchtlinge im fünften Stock des Fritz-Hochhauses war ein voller Erfolg. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, Sebastian Peine, begrüßte die vielen Flüchtlinge in englischer, französischer und arabischer Sprache.
Saheel Sneelkeil spricht schon sehr gut deutsch, absolviert derzeit eine Lehre bei Meile Technik. Er hat den anderen Flüchtlingen mit seinem festen Lehrvertrag viel voraus: Denn mit der Ausbildungsstelle hat er eine echte Chance, in Deutschland Fuß zu fassen. Die anderen Flüchtlinge, die zur Jobbörse speziell für ausländische Bewerber gekommen waren, sind noch nicht soweit. Einige sind erst wenige Monate in Deutschland, viele tun sich noch schwer mit der Sprache.
"Aber wir müssen jetzt investieren - sonst kann Integration nicht gelingen", sagt Sebastian Peine von der Arbeitsagentur.
Die Unternehmen McDonalds, Motor Nützel, Meile Haustechnik, das Backhaus Kreuzer, die Kommunbräu, aber auch das Dolce Vita, das Bayerische Rote Kreuz und das Verkehrsinstitut Kulmbach haben Stände aufgebaut. Stände, an denen sich die Flüchtlinge informieren können. Und weitere Unternehmer aus Kulmbach und Umgebung nutzten die Chance, um die Flüchtlinge persönlich zu treffen.
Frank Stübinger von der Kommunbräu kommt ganz schnell mit Usama Al Hamwi aus Syrien ins Gespräch. Usama al Hamwi ist ausgebildeter Koch, er hat auch seinen Sohn und seine Ehefrau mitgebracht. Außerdem hat er noch zwei Töchter, erzählt er.
"Ich kann für 500 Leute kochen", erzählt der Syrer. Auch mit heimischer, deutscher Küche kenne er sich aus. "Ich kann Kartoffelsalat machen, ich arbeite auch mit Schwein - auch wenn ich kein Schwein esse", sagt der Syrer und lacht. Und spätestens in dem Moment, als er erklärt, dass er auch schon Klöße machen kann, ist Frank Stübinger überzeugt. "Ab Februar kann der Syrer in der Kommunbräu ein Praktikum machen", sagt Frank Stübinger. Der Zeitpunkt stimme. Denn dann hat Usama Al Hamwi auch schon sein B1-Zertifikat in Deutsch absolviert, sagt er. Man ist sich handelseinig.
Die 17-jährige Syrerin Wijdan Saraj knüpft unterdessen Kontakte zum BRK. Sie möchte sich für eine Stelle als Altenpflegerin bewerben, ist derzeit noch an der Max-Hundt-Schule. Probleme mit der Sprache hat Wijdan nicht mehr. Später möchte sie Journalistin werden, den Grund nennt sie auch: "Ich möchte einmal Angela Merkel treffen", sagt Wijdan.
Tatsächlich ist die Jobbörse für Flüchtlinge auch ein bisschen eine Börse der Träume. Xamse Mahamid Mousa (21) kommt aus Somalia. Er möchte ein Praktikum bei Motor-Nützel machen. Auch zu Hause habe er manchmal seinem Vater in der heimischen Kfz-Werkstatt geholfen, erzählt der Somalier. Doch er hat noch erhebliche Probleme mit der Sprache und weiß selbst, dass er unbedingt sein Deutsch verbessern muss.
Verhalten ist zunächst die Resonanz am Stand von McDonalds. "In vielen Herkunftsländern ist McDonalds noch nicht so akzeptiert", kennt Thomas Ismaier die Vorbehalte gegen das amerikanische Unternehmen. Doch dann traut sich eine Gruppe junger Frauen, den Systemgastronomen anzusprechen. "Wir beschäftigen Flüchtlinge, bei uns arbeiten alle Nationalitäten", sagt Ismaier und hat für viele der jungen Damen eine Perspektive.
Immer dann, wenn einige Syrer nicht weiter kommen, ist ein Syrer, der eine auffällige rote Jacke trägt, zur Stelle: Ali Alfarej, 40 Jahre alt. Ali Alfarej ist ein Sonnyboy, der gerne lacht. Er ist seit einem Jahr in Deutschland, hat Kontakte zu Einheimischen geknüpft und spricht fließend deutsch. In Syrien war er Lehrer, gerne würde Ali Alfarej auch in Deutschland irgend eine Lehrtätigkeit ausüben, vielleicht auch als Dolmetscher tätig werden. Seine Frau und seine drei Kinder hat er inzwischen nachgeholt. Auch für Ali Alfarej geht es um eine Chance, in der neuen Heimat Fuß zu fassen. "Das Hauptproblem ist aber immer noch die Sprache", zieht Alexander Meile eine Bilanz der ersten Jobbörse.
Und auch Michael Möschel vom Verkehrsinstitut Kulmbach kennt Probleme. Denn die syrischen Führerscheine werden in Deutschland nicht anerkannt, auch wenn viele Syrer erzählen, sie hätten schon als Lkw-Fahrer gearbeitet. "Und ohne Anerkennung gibt es auch keinen Führerschein", sagt Möschel.
Trotzdem hat die erste Jobbörse viele Hoffnungen geweckt - mehrere Praktika wurden ausgemacht. Und für die Flüchtlinge ist ein Praktikum der erste Einstieg in eine neue Welt. "Ich bin ein Jahr da - und ich habe nichts anderes gemacht als gewartet, geraucht, gewartet, herumgesessen", sagt Ali Alfarej. Der Lehrer hat sich selbst die Wartezeit verkürzt, indem er aktiv auf die Menschen zugegangen ist. "Ich möchte mit Menschen sprechen, ich möchte Kontakte haben"; sagt er selbst und hofft, dass jetzt ein Job ihm weiter den Weg in eine neue Zukunft ebnet.