Was tun, wenn man beim Arzt viel Zeit im Wartezimmer verbringen muss? Am besten, man hat eine sinnvolle Beschäftigung dabei.
Die Blicke meiner Leidensgenossen sind leicht irritiert. Ich sitze mit vielen anderen gelangweilten Menschen im Wartezimmer beim Arzt. Und ich weiß: Das wird mal wieder dauern heute. Doch ich greife nicht nach einer Zeitschrift, und ich habe auch kein spannendes Buch dabei. Ich übe. Musikstücke.
Noten kann man nicht nur spielen, in meinem Fall auf der Querflöte, sondern man kann sie auch lesen. Diese Lektüre fällt dann schon etwas aus dem Rahmen und erregt eine gewisse Aufmerksamkeit.
Ansonsten merkt man allerdings nicht, was ich da tatsächlich gerade tue: Üben! Fingerübungen visualisieren, ohne sie tatsächlich zu machen; Rhythmen und Melodien denken. Vorteil für die mitwartenden Patienten: Sie hören nichts. Fehler spiele ich ja auch nur im Geiste.
Ich gebe zu, dass ich in der Regel ziemlich genervt bin, wenn ich einen Arzttermin habe, dann aber nicht einigermaßen pünktlich drankomme. Wofür habe ich eigentlich Monate vorher diesen Termin vereinbart, wenn ich eine Stunde später immer noch tatenlos herumsitze?
Leider ist das aber oft nicht zu ändern. Gerade in Corona-Zeiten, wo diverse Auflagen und Hygienemaßnahmen zusätzlich Zeit und Personal beanspruchen. Das Praxis-Team gibt sein Möglichstes, kommt aber halt oft nicht rum. Dauernd klingelt das Telefon, dann noch kurzfristig ein Notfall oder zwei - und schon hänge ich in der gefühlt endlosen Warteschleife.
Wenn ich alle fünf Minuten frage, wie lange es noch dauert, erreiche ich nur eines: Ich erhöhe den Stresslevel der Helferinnen. Schneller geht's dadurch ziemlich sicher nicht.
Also lasse ich das bleiben. Und übe. Imaginär. Lautlos. Und beim nächsten echten Spielen: Tataaa! Läuft!
Die Frage des Pianisten "Wann hast du das denn alles geübt?", kann ich dann sehr originell beantworten: "Im Wartezimmer beim Arzt."