Demenz - die Reise zum Sonnenuntergang des Lebens

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Zum Welt-Alzheimertag hatten der Seniorenbeirat der Stadt Kulmbach, die Alzheimer-Gesellschaft Bayreuth-Kulmbach sowie die geriatrische Rehabilitation und die innere Medizin der Fachklinik Stadtsteinach im Rathaus Informationsstände aufgebaut. Dort versuchten Experte, die Besuxcher über das Krankheitsbild zu informieren. Foto: Sonny Adam
Zum Welt-Alzheimertag hatten der Seniorenbeirat der Stadt Kulmbach, die Alzheimer-Gesellschaft Bayreuth-Kulmbach sowie die geriatrische Rehabilitation und die innere Medizin der Fachklinik Stadtsteinach im Rathaus Informationsstände aufgebaut. Dort versuchten Experte, die Besuxcher über das Krankheitsbild zu informieren. Foto: Sonny Adam

Die Aufklärungsveranstaltung zum Thema Demenz fand heuer erstmals im Kulmbacher Rathaus statt. Lieder war die Resonanz eher schwach.

Normalerweise hätte der Andrang vor dem Kulmbacher Rathaus immens sein müssen. Denn aktuell sind 1,6 Millionen Menschen in Deutschland von Demenz betroffen. Jedes Jahr wird bei 300 000 Menschen die Krankheit neu diagnostiziert. Und im Sitzungssaal informierten Experten anlässlich des Welt-Alzheimertags über die Krankheit, die immer mehr Familien betrifft. Doch der Zuspruch war überschaubar.

"Demenz ist keine Zeiterscheinung, sondern die Erkrankung hängt einfach damit zusammen, dass die Menschen immer älter werden. Jeder Zweite über 90 Jahre ist dement", machte Ärztin Ute Moreth klar. Demenz geht immer mit einer Wesensveränderung einher. Die Menschen verlieren nach und nach die Fähigkeit, alltägliche Dinge zu meistern. Selbst so einfache Dinge, wie sich selbst zu waschen, anzuziehen und sich zu versorgen, schaffen die Betroffenen dann nicht mehr", erklärte Moreth.



Ähnliche Symptome


Mit Screening-Tests könne die Krankheit klar diagnostiziert werden. "Es ist auch wichtig, Mineralstoffmangel oder eine Schilddrüsenunterfunktion auszuschließen. Auch Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion werden müde und antriebsarm und denken verlangsamt", so die Expertin. Und sogar eine Depression könnte ähnliche Symptome auslösen.

"Aber es ist wichtig, dass man sich frühzeitig über die Krankheit informiert, dass sich die Angehörigen aufklären lassen. Denn einer allein schafft die Versorgung nicht", so Moreth. Sie hätte gehofft, dass sich mehr Menschen für die Fachvorträge im Rathaus interessieren würden. Tatsächlich fanden nur wenige den Weg.


Umzug hatte Gründe


"Wir möchten mit dieser Informationsveranstaltung Betroffene und ihre Angehörigen erreichen. Schon zum fünften Mal initiieren wir solche Aktionen zum Welt-Alzheimertag", erklärte die Vorsitzende des Seniorenbeirates, Christina Flauder. In den Vorjahren allerdings habe die Veranstaltung immer am Klinikum in Kulmbach stattgefunden, rund vierzig Interessierte seien alljährlich gekommen.

Wegen des akuten Parkplatzmangels und der Bautätigkeit allerdings sei die Veranstaltung heuer ins Rathaus verlegt worden. "Wir hatten gedacht, dass die Leute vielleicht nach dem Marktbummel vorbei schauen würden", so Christina Flauder.

In diesem Jahr begann das Aktionsprogramm mit einer Vorführung des Kinofilmes "Honig im Kopf" mit Dieter Hallervorden am Freitagabend im Cineplex.

Am Wochenende hatten dann die Alzheimer-Gesellschaft Bayreuth-Kulmbach, der Seniorenbeirat der Stadt Kulmbach, die geriatrische Rehabilitation der Fachklinik Stadtsteinach sowie die Abteilung innere Medizin und Akutgeriatrie der Fachklinik Stadtsteinach Informationsstände im Foyer des Kulmbacher Rathauses aufgebaut.


Verständnis ist wichtig


Oberärztin Rita Volkmann ging auf das sogenannte herausfordernde Verhalten von Demenz-Patienten ein und versuchte Verständnis zu entwickeln. Oberstes Gebot sei es, das Verhalten der Menschen anzunehmen und nicht zu bewerten. "Kranke stehen unter einem hohen Belastungsdruck: Sie haben Angst, sind unruhig, manchmal kann das auch zu verbaler oder tätlicher Aggression führen. Oder sie laufen weg", erklärte Volkmann.
Doch für jedes Verhalten gebe es Gründe. "Und Demenzkranke sind sehr ehrlich, sehr authentisch, sehr gefühlsbetont", so Volkmann.


Zwei Schirmherren


Als Schirmherren der Veranstaltung fungierten Oberbürgermeister Henry Schramm und Landrat Klaus Peter Söllner. "Meine Mutter, die vor wenigen Tagen gestorben ist, hatte Parkinson, auch mit Gedächtnisverlust. Das waren schwierige Jahre. Manchmal hat sie mich nicht einmal mehr erkannt", sagte Henry Schramm. Offen gab er zu, dass Demenz auch für die Angehörigen eine schwierige Situation sei. "Das ist ein langsamer Abschied von einem Menschen, der nicht mehr der ist, der er war", so der Oberbürgermeister.

Schramm erinnerte aber auch an den amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan, der der Öffentlichkeit von seiner Alzheimererkrankung berichtete. "Ich beginne jetzt die Reise zum Sonnenuntergang meines Lebens", hatte der ehemalige amerikanische Präsident, der 2004 verstorben ist, geschrieben.

Auch Landrat Klaus Peter Söllner gab offen zu, oft hilflos bei der Begegnung mit Erkrankten zu sein. "Wir erleben das manchmal auch bei politischen Weggefährten. Aufklärung ist wichtig - auch im Hinblick darauf, dass der Altersdurchschnitt der Bevölkerung immer weiter ansteigt", sagte Söllner.

Im Foyer des Rathauses präsentierten Ehrenamtliche Spiele und Informationsmaterial.
Der Welt-Alzheimertag ging in Kulmbach mit einem Gottesdienst in der Nikolaikirche zu Ende.