Die Stuckarbeiten in der St. Aegidius-Kirche im Kulmbacher Ortsteil Melkendorf sind schön anzuschauen und tragen eine wertvolle Botschaft.
Die Sankt-Aegidius-Kirche in Melkendorf gehört zu den ältesten Kirchen in Oberfranken. Der älteste Fund weist in vorgotische Zeit vor 1227 zurück. Diese Kirche ist 1430 von den Hussiten zerstört worden. Später wurden unter dem Fußboden des Kirchenschiffes zwei Kapitelle gefunden, die einen romanischen Kirchenbau um das Jahr 1100 bezeugen. Diesem ging vermutlich ein Bau aus Holz voraus. Im Jahr 2007 feierte Melkendorf das 100-jährige Bestehen der Kirchengemeinde.
Mehrmals wurde die Kirche zerstört und im Stil der jeweiligen Zeit wieder aufgebaut. In den Jahren 1730/31 ging man daran, sie völlig umzubauen und zu erneuern. Sie erhielt anstatt des Tonnengewölbes ihre herrliche Barockdecke, die noch heute eine Sehenswürdigkeit darstellt.
"Ich bin da!" In dieser Decke steckt die wichtigste Botschaft des Gotteshauses.
Im Zentrum der aufwendigen Stuckarbeit, geschaffen vom Bamberger Stukkateur Nicolaus Feeg. steht das Auge Gottes mit einem hebräischen Schriftzug, der übersetzt bedeutet: "Ich bin da!" Ein wunderbares Versprechen, findet Pfarrer Klaus Spyra: "Was brauchen wir mehr für unseren Glauben als diese Aussage?" Die Decke hat der damalige Steinenhausener Baron zu Guttenberg gespendet, und auch das hat im Melkendorfer Gotteshaus Tradition: "Alles, was man heute in der Kirche sehen kann, wurde gespendet", erzählt Klaus Spyra.
Aus Dankbarkeit Die Emporen beispielsweise haben Melkendorfer Bauern gemeinsam bezahlt, den Taufstein spendete Müllermeister Johann Hofmann aus Dankbarkeit, dass ihm endlich ein Kind geschenkt wurde, und auch der aktuelle Orgelneubau wird durch Spenden finanziert.
An der Stuckdecke gibt es im Übrigen noch einige weitere Besonderheiten zu entdecken.
Im Osten, nahe des Altars, findet sich eine verschlossene Bundeslade. Dort zählt nicht das Gesetz, sondern nur die Barmherzigkeit Gottes. Im Westen, nahe des Ausgangs in Richtung des Schlosses Steinenhausen dagegen ist die Bundeslade geöffnet, die Gebotstafeln sind zu sehen: Draußen zählt das Gesetz.
… mit der Aufschrift ’Jahwe’ [hebr.: יהוה; dt.:„Ich bin da"] finden wir auch oberhalb des Hochaltars in der Wallfahrtskirche ’Zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit“ in Gößweinstein.
Nach der Überlieferung war das Geld für die Ausmalung der Decke ausgegangen, als ein Jude aus Forchheim den Gößweinsteinern mit einer Finanzspritze aushalf: Allerdings unter der Bedingung, dass die hebräischen Schriftzeichen für ’Jahwe’ über den Altar geschrieben werden mussten, eingefasst in einen brennenden Dornbusch.