Immer mehr Geschäfte ziehen in der Kulmbacher Innenstadt um. Die Buchhandlung Friedrich ist beispielsweise ab April nicht mehr in der Grabenstraße, sondern am Holzmarkt zu finden. Das Standort-wechsel-dich-Spiel hat nicht nur positive Folgen: In einigen Straßenzügen häufen sich die Leerstände.
Der eine Straßenzug gewinnt, der andere verliert: Das immer häufiger zu beobachtende Standort-wechsel-dich-Spiel der Geschäfte verändert die Einkaufsstadt Kulmbach.
Die leere Passage
Optik Fielmann verkauft neuerdings seine Brillen in der Langgasse . In der Ladenpassage in der Fritz-Hornschuch-Straße, in der die Filiale bis dato beheimatet war, hat die Optiker-Kette durch den Umzug allerdings eine große Lücke hinterlassen. Der dortigen Passage fehlen mittlerweile die Läden. Denn neben Fielmann haben sich auch der Fahrradladen Multicyle, der nach Burgkunstadt umgezogen ist, und der Friseursalon Deluxe verabschiedet. Deluxe schneidet und frisiert jetzt wenige Meter weiter im Kressenstein - in den Räumen, in denen sich früher das Reisebüro "Sonnenklar" befunden hat.
Was aus der kleinen Geschäftsmeile in der Fritz-Hornschuch-Straße wird, dem nur das Sportgeschäft "Downstairs" die Stange gehalten hat? Ob sie mit attraktiven Läden zeitnah wiederbelebt wird? Der Hauseigentümer war für eine Auskunft nicht zu erreichen.
Fielmann hat Kunden gelockt
Ludwig Herrmannsdörfer, der mit Uwe Matthes das "Downstairs" betreibt, spricht von einer bedauerlichen Entwicklung. Gerade Optik Fielmann sei ein Zugpferd gewesen, das viele Kunden angelockt habe. Er hofft, dass schnellstmöglich ein neuer Ankermieter gefunden wird. Ob er und sein Kompagnon einen Standortwechsel ins Auge fassen? "Wir werden genau beobachten, wie sich das Geschäft weiter entwickelt", sagt Herrmannsdörfer.
Der Zentralparkplatz
Einen herben Verlust muss auch der Zentralparkplatz hinnehmen. Denn neben dem Müller-Markt, der in die Albert-Ruckdeschel-Straße wechselt, zieht auch die Buchhandlung Friedrich, die sich seit 18 Jahren in der Grabenstraße am Rande des Platzes befindet, um: in das Geschäftsgebäude am Holzmarkt, in dem sich früher Schuh Eck befand. "Wir werden im April neu eröffnen", sagt Inhaberin Christine Friedlein. Die Buchhandlung werde ein neues Gesicht erhalten, auf den neuesten technischen Stand gebracht.
So sollen Kunden künftig an PC-Terminals einen Zugang auf die Internetseiten der Buchhandlung erhalten, um einen Einblick in die ganze Angebotsvielfalt zu bekommen. Ein Aspekt, der auch dazu beigetragen habe, die Umzugspläne zu forcieren, war laut Friedlein die Umgestaltung des Zentralparkplatzes. Die Baustelle, davon ist sie überzeugt, "würde uns Kunden nehmen". Eigentümer des Hauses in der Grabenstraße ist die VVG Singer und Spindler GbR. Wie deren Sprecherin Doris Sintenis mitteilt, wird bereits nach einem Nachfolger gesucht.
Der Kressenstein gewinnt
Für Alexandra Hofmann, die Vorsitzende der Händlervereinigung "Unser Kulmbach", ist der Standortwechsel vieler Geschäfte "eine ganz normale städtische Entwicklung". Jeder Ladenbesitzer müsse für sich entscheiden, wo das Geschäft für ihn am besten läuft. Während andere Straßenzüge Geschäfte verlieren, seien Kressenstein und Holzmarkt derzeit die Gewinner. Am Kressenstein haben sich zuletzt der Friseur "Deluxe" und die Boutique "Felicissimo" niedergelassen, der Holzmarkt wird laut Hofmann durch die Buchhandlung gestärkt.
Was die Gebäude rund um den Zentralparkplatz ("Der Müller-Umzug ist ein großer Verlust") betrifft, so glaubt sie, dass potenzielle neue Mieter abwartend agieren. Denn es herrsche Unsicherheit, wie attraktiv das Areal nach der Umgestaltung und der Einführung des neuen Verkehrskonzeptes sein wird.
Attraktive Verbindung?
Ein Gewinn für die Einkaufsstadt könne die Neugestaltung des Kaufplatz-Areals werden. Hofmann kann sich vorstellen, dass dort mit einem zweiten Grünzug auch eine attraktive Verbindung vom "Fritz" zur Innenstadt geschaffen wird. Was dort auf keinen Fall entstehen dürfe, seien Ladenräume. "Denn weitere Einzelhandelsflächen brauchen wir nicht."